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Tiefseeperle

Tiefseeperle

Titel: Tiefseeperle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabea S. Mainberg
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durch. Vorsorglich und aus Diskretionsgründen hatte sie ihre Nummer unterdrückt, was sich als sehr klug herausstellte.
    „Guten Abend, Evelin von Hohenstein“, meldete sich eine Frauenstimme. Es war wohl die Tochter, ihren Namen hatte er mal erwähnt.
    „Guten Abend, mein Name ist Meyerhof“, sie hielt es für besser, ihren bürgerlichen Namen zu benutzen.
    „Ich bin eine Bekannte Ihres Vaters. Ist er denn zu erreichen?“
    Kurzes eisiges Schweigen auf der anderen Seite der Leitung. Victoria schaute Maximilian fragend an. Dann die kühle Antwort: „Nein, mein Vater ist nicht mehr zu erreichen. Er ist vor zwei Tagen verstorben.“
     

Kapitel 8
    Die Nachricht löste bei Victoria einen solchen Schock aus, dass sie das Gespräch ohne ein weiteres Wort der Erklärung beendete.
    „Was ist los?“, Maximilians Stimme wirkte besorgt, als er ihren Gesichtsausdruck sah.
    „Er ist tot. Seine Tochter sagte, er sei vor einigen Tagen verstorben“, ihre Stimme klang leise. Ohne ein weiteres Wort nahm er sie in den Arm.
    „Pah, das ist krass! Ich kenne ihn nun schon so lange …“, sie atmete tief ein und aus. „Ich kann das gar nicht glauben.“
    „Nun ja, du sagest, er war über siebzig. Da kann so was schon passieren“, Maximilian versuchte, sie zu trösten.
    „Ja klar. Ich doofe Kuh drück‘ das Gespräch weg. Aber ich war grad so erschrocken.“
    Sie standen einen Augenblick eng umschlungen zusammen.
    „Was wird nun aus dem Bild? Ich würde gern auf seine Beerdigung gehen … aber ich weiß ja gar nicht …“, sie wirkte gerade etwas aufgewühlt und kopflos.
    „Süße, bleib mal ruhig. Wir gehen jetzt in die Philharmonie, und morgen kläre ich für dich, wo und wann er beigesetzt wird. Ich kenne die Familie flüchtig.“
    Sie schaute ihn überrascht an. „Naja, wir sind über den Lions Club bekannt, ich kenne die von Hohensteins.“
    „Ah, man kennt sich in den Kreisen.“
    Es sollte ironisch oder auch süffisant klingen, doch es klang einfach nur matt. Er zuckte nur mit den Schultern.
    „Es ist der Lauf der Dinge.“
    „Ja, so ist es wohl …“, sie seufzte leise. „Lass uns gehen!“
     
    Es war nicht einfach, doch Victoria gelang es, sich in Maximilians Gesellschaft zu entspannen. Sie genossen das außergewöhnliche Konzert und ließen sich von Robert Schumann, dem deutschen Komponisten der Romantik in der Ouvertüre zur Oper, Genoveva sowie bei Alban Bergs Violinkonzert ‚Dem Andenken eines Engels‘ und weiteren musikalischen Highlights verwöhnen. Sie hatte das Gefühl, als müsse sie in diesen Mann hineinkriechen, versank völlig in der Musik und in seiner Anwesenheit. In manchen Momenten hatte sie das Gefühl, sie würde wieder ‚abheben‘. Es fühlte sich so an, als würde sie den Rohrstock auf ihren nackten Hintern spüren – präzise geführt durch die Hand des Grafens. Auch in diesen Augenblicken, wo sich Schmerz und Lust miteinander verbanden, eins wurden, war es ein Schwebezustand. Losgelöst von allen weltlichen Dingen!
     
    Die beiden Welten verschmolzen in diesen Momenten miteinander … Fly high!
     
    Nach dem Konzert schlenderten sie durch die neu gestalteten Prachtstraßen und landeten in einer belebten Bar am Potsdamer Platz. In diesem Moment fühlte sich Vic so unendlich geborgen, genoss das Flair, das pulsierende Leben der Hauptstadt und war glücklich, mit diesem wundervollen Mann zusammen sein zu dürfen.
    All das für einen geheimnisvollen Spieler mit Maske aufgeben?
    Sie musste verrückt sein. Ob sie doch lieber schweigen sollte?
    Maria lebte ein ganz anderes Leben! Offenheit schön und gut, aber was, wenn er damit überhaupt nicht umgehen konnte? Ehrlichkeit gegen das Risiko, ihn zu verlieren – dies galt es abzuwägen.
    Erneut wurde sie von einer schrecklichen Unsicherheit zerrissen. Maximilian registrierte ihre gedankliche Abwesenheit, sagte aber nichts, da er davon ausgehen musste, sie hinge mit der Todesnachricht zusammen. Er war einfach nur für sie da!
     
    Als sie zu später Stunde wieder zurück waren, stand für Victoria fest, dass er nicht gehen durfte. Heute wünschte sie sich, dass er das erste Mal bei ihre übernachten sollte. Es war die letzte Bastion der Zurückhaltung, die nun heute fallen sollte.
    „Möchtest du noch mit hochkommen? Ich mag nicht allein sein!“, fragte sie zaghaft.
    „Wenn du es gern möchtest …“, antwortete er und lächelte. Bislang hatte er immer respektiert, dass sie sich nach solchen Abenden trennten. Gemeinsam verbrachte

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