Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Titel: Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
Vom Netzwerk:
Schauspiel.
    Kilian stützte sich am Auto ab, um nicht zu stürzen. Hoffmann schob ihn beiseite, öffnete zunächst die Fahrertür, hielt inne und schubste Kilian um das Auto herum auf die andere Seite und bugsierte ihn auf den Beifahrersitz. Dann lief er wieder um den Wagen herum und fuhr los.
    Kilian wischte sich das Blut mit dem Ärmel aus dem Mund und suchte zu verstehen, was da vor sich ging.
    »Sag mal, bist du jetzt völlig übergeschnappt?«
    »Ich sollte dir links und rechts eine runterhauen und dir so einen Tritt in deinen Arsch geben, dass du bis an den Main runterfliegst.«
    »Und wieso solltest du das tun? Oder wieso tust du’s nicht?«
    »Weil … weil …«, Hoffmann rang nach Worten. »Weil du, leider Gottes, der missratene Sohn der Frau bist, die ich liebe.«
    Kilians Kopf schoss herum: »Was tust du?«
    »Du hast genau verstanden, was ich gesagt habe. Egal, ob es dir passt oder nicht, ich liebe sie. Hast du das jetzt verstanden, oder soll ich deutlicher werden?«
    Kilian setzte zur Antwort an, vielmehr zur Anklage. Was bildete sich dieser Hoffmann eigentlich ein? Seine Mutter zu
    … Nein, nicht einmal in Gedanken wollte er dieses Wort aussprechen.
    »Mehr als die Hälfte meines Lebens habe ich damit verschwendet, solche Kriminellen wie dich von der Straße zu holen und ihnen wieder eine Perspektive zu geben«, fuhr Hoffmann fort. »Mehr als die Hälfte meines Lebens. Verstehst du das? Nein, natürlich nicht. Dazu fehlt dir das Hirn.«
    »Jetzt spiel dich hier nicht so auf …«
    »Und ob ich das tue. Deine Mutter kommt seit gestern aus dem Heulen nicht mehr raus, nur weil du Idiot ihr auch erzählen musst, dass du sie nicht sehen willst. Sie ist deine Mutter, die einzige, die du hast. Verstehst du, was ich da sage?!«
    »Ist ja nicht zu überhören. Gibt’s sonst noch was?«
    »Mensch, ich hau dir gleich eins in deine dumme, undankbare Schnauze.«
    »Wer ist hier undankbar? Wer hat sich einen Scheiß um mich gekümmert, als ich sie brauchte? Wer hat sich draußen rumgetrieben, als mein Alter auf Tour war? Wer war nicht da, als er nach Hause gekommen ist und nach seiner Frau gefragt hat? Und überhaupt. Was geht dich das eigentlich an?«
    »Ich hab dir das schon mal gesagt. Ich liebe sie. Und zu deinen Fragen kann ich dir ein paar Antworten geben.«
    »Ach, ja? Das kannst du, Mister Alleswisser?«
    »Ich habe deinen Alten gekannt. Er war, einfach ausgedrückt, ein rücksichtsloser Halunke. Genauso einer wie du. Er hat sich fünfzig Wochen im Jahr irgendwo zwischen Helsinki und Ankara rumgetrieben. Seine Touren waren ihm tausendmal lieber, als sich zu Hause um seine Familie zu kümmern. Deine Mutter hatte ihn angefleht, aus der Spedition auszusteigen und sich einen anderen Job zu suchen. Gelacht hat er. Lieber wollte er auf seinem Bock den letzten Schnaufer machen, bevor er zu Hause in seinem Bett starb. Dahem sterm di Löüt. Keine Ehe, verstehst du, keine Ehe hält so etwas aus. Nur zu verständlich, wenn sich deine Mutter irgendwann mal jemand anderen gesucht hat.«
    »Ah ja. Und derjenige warst du?«
    »Erzähl keinen Mist. Ich war damals noch verheiratet. Deine Mutter habe ich erst kennen gelernt, als der feine Herr Sohn sich entschieden hatte, in der großen weiten Welt Karriere zu machen. München hatte ihm ja nicht gereicht. Nein, es musste gleich ganz Europa und dann noch Amerika sein. Deine Mutter kam zu mir und hat mich gefragt, ob ich was von dir gehört hätte. Du hattest es ja nicht nötig, dich ab und zu zu melden. Nicht einmal eine Postkarte zu Weihnachten oder zum Geburtstag. Mein Gott, wenn ich daran denke, könnte ich dir gleich noch eine verpassen.«
    »Und wieso hast du dich an meine Mutter …«
    »Vorsicht, Freundchen«, unterbrach ihn Hoffmann, »sag nichts Falsches. Ich hab mich irgendwann um deine Mutter gekümmert, als ich es nicht mehr mit ansehen konnte, dass sie jede Woche auf dem Kommissariat erschienen ist und sich nach dir erkundigt hat, okay? Ganz sauber. Keine dummen Hintergedanken. Nur als es mir dann selbst beschissen ging, war deine Mutter da und hat den Spieß umgedreht.«
    »Welchen Spieß?«
    »Denk nach, Schwachkopf. Meinst du, das Leben eines Kriminalers ist so entscheidend anders als das eines LKW- Fahrers? Während ich böse Jungs gejagt habe, nächte- und wochenlang kaum zu Hause war, hat sich meine Frau irgendwann die Frage gestellt, ob wir, außer auf dem Papier, noch verheiratet sind. Und ich sag dir eins, sie hatte Recht. Obwohl ich sie damals

Weitere Kostenlose Bücher