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Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Titel: Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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langen Klinge und schnitt das Herz der Fließrichtung des Blutes nach auf. Eine trübe Flüssigkeit floss heraus. Karl untersuchte die Herzhälften auf Auffälligkeiten. Pia kam dazu und aktivierte das Diktaphon.
    »Intakter Herzbeutel. Wenige Milliliter Fäulnisflüssigkeit. Herzübergang spiegelnd und glatt. Aus den regelgerecht angelegten Herzhöhlen entleert sich teils flüssiges, teils geronnenes Blut. Herzinnenhaut blutig durchdrungen. Ovales Loch geschlossen. Herzklappen zart. Herzkranzschlagadern mit sehr zarter Wand und regelhaftem Verlauf. Auf Schnitten durch Vorder- und Hinterwand sowie der Kammerscheidewand zeigt sich ein leicht graurötliches Muskelfleisch ohne erkennbare Untergänge oder Narben.«
    Pia drückte die Stopptaste und fragte Karl: »Okay für dich?« Karl nickte.
    Heinlein blickte auf und sah, wie Ernst mit seiner Hand soeben die Innereien aus der Bauchhöhle in eine Schale hob. Sofort senkte er wieder den Blick und lenkte sich mit Strichmännchen ab, die er auf den Notizblock kritzelte.
    Ernst setzte nun das Skalpell hinter dem rechten Ohr des Wachmannes an und zog es mit einem meisterlichen Zug quer über den Hinterkopf, bis er am linken Ohr angekommen war. Die Kopfschwarte öffnete sich und legte das Weiß des Schädelknochens frei. Er zog mit aller Gewalt an der Kopfhaut und streifte sie über das Gesicht bis zum Unterkiefer. Die Schädeldecke war mehrfach zertrümmert, und Schädelfragmente fielen mit leisen dumpfen Schlägen auf den Stahltisch.
    Durch das Geräusch von seinen Strichmännchen abgelenkt, blickte Heinlein auf und bemerkte die austretende Gehirnmasse. Sofort senkte er den Kopf wieder und atmete tief durch.
    »Ruhig, ganz ruhig. Du schaffst das schon«, redete er sich zu. Ernst hatte die verchromte Säge angesetzt und bearbeitete die Schädeldecke. Auf seiner Stirn stand der Schweiß, und er kaute noch angestrengter auf seinem Zahnstocher herum. Innerhalb von zwei Minuten hatte er die Schädeldecke kreisrund vom Rest abgetrennt, sie abgenommen und die Bruchstücke eingesammelt, um sie Karl vorzulegen. Dann schnitt er das Gehirn aus der geöffneten Schädelbasis, nahm es mit einer Schale auf und gab es Karl zum Wiegen weiter. Scheppernd fiel ein Skalpell zu Boden. Heinlein blickte wieder auf und konnte gar nicht schnell genug wegschauen. Den Anblick des Schädelstumpfes würde er so schnell nicht vergessen.
    Das war zu viel, er musste hier weg. Heinlein sprang auf und lief Kilian in die Arme, der soeben zur Tür hereinkam.
    »Schon fertig?«, fragte Kilian überrascht.
    »Aus dem Weg!«, schrie Heinlein und rannte zur Toilette. Kilian betrat den Sektionssaal. »Was haben Sie denn mit ihm gemacht?«
    »Ich glaube, er musste mal«, antwortete Karl, während Ernst hämisch grinste.
    »Wer sind Sie?«, fragte Pia. »Der Zutritt ist …«
    »Mein Name ist Kilian. Kriminalhauptkommissar Kilian. Ich bearbeite mit Kollege Heinlein die Residenz-Leiche.«
    »Ach, Sie sind das«, antwortete Pia. Karl hatte ihr bereits von dem Neuen erzählt. »Angenehm, Pia Rosenthal.«
    Ernst hob den Kopf, nickte ihm kurz zu und kümmerte sich weiter um seine Arbeit.
    »Haben Sie schon was gefunden?«, fragte Kilian und begutachtete den Leichnam.
    Er beugte sich über die Brusthöhle und schaute nach inneren Verletzungen. Pia, Karl und Ernst beobachteten ihn und schmunzelten einander zu.
    »Schaut so weit alles normal aus«, sagte Ernst trocken.
    »Na ja, die Leber vielleicht, aber das ist bei uns ja nichts Ungewöhnliches. Oder, Ernst?«, sagte Karl.
    Ernst nickte und legte den Magen auf den Schneidetisch. Karl schnitt ihn mit der Schere entzwei. Ein grün-brauner übel riechender Brei verteilte sich über den Tisch. Er verzog keine Miene und begutachtete die Magenwände auf verdächtige Spuren.
    »Magenwände, nichts Auffälliges. Na ja, mit der Köchin müsste man mal ein Wort reden. Das schaut nicht gut aus.« Ernst lachte breit, während er den Mageninhalt betrachtete.
    Pia nahm das Diktaphon zur Hand. »Im Magen zirka 200 Milliliter eines dickflüssigen grün-bräunlichen Materials. Magenschleimhaut deutlich angedaut und abgeflacht, frei von geschwürartigen Veränderungen.«
    »Können Sie mir einen Check des Mageninhalts machen?«, fragte Kilian.
    »Mach ich gleich im Anschluss«, antwortete Pia.
    Ernst nahm einige Löffel davon und schaufelte sie in eine Schale.
    »Ich bin sehr an der Halswunde interessiert«, sagte Kilian und ging mit Pia und Karl an das Kopfende, das mittlerweile wirklich

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