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Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Titel: Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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eines war.
    Er zog die Fotoaufnahme aus seiner Hemdtasche, ging in die Hocke und hielt das Foto gegen die Wunde. Pia und Karl verglichen beides.
    »Ich glaube, ich weiß, was Sie meinen«, sagte sie und deutete auf das Foto.
    »Ja, was denn?«, fragte Karl.
    »Sehen Sie die Nägel und die Latte?«, fragte Kilian. »Ich zähle nur drei Nägel, die in den Hals eingedrungen sind. Und hier an der Wunde zähle ich vier Eintrittsöffnungen.«
    Karl schaute sich den Vergleich genauer an. »Stimmt«, sagte er.
    »Ich würde mich brennend dafür interessieren, wie das vierte Loch da hingekommen ist«, sagte Kilian und drückte Pia die Aufnahme in die Hand.
    »Ich auch«, bekräftigte sie.
    »Dann wollen wir doch mal nachschauen«, schlug Karl vor.
    Er nahm mehrere dünne lange Tupfer, führte einen nach dem anderen separat in jede einzelne Wund ein, drehte sie ausgiebig hin und her und streifte alles, was daran hängen blieb, auf einem Träger ab.
    Die Tür ging auf, und sichtlich erschöpft kam Heinlein wieder herein. Er setzte sich an den Tisch und wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn.
    Als Karl den Tupfer aus dem fraglichen vierten Loch herausholte und ihn auf einem Träger abstrich, blieb etwas Winziges daran hängen. Es war mit den Augen kaum erkennbar, aber groß genug, um feststellen zu können, dass da überhaupt was war.
    »Was ist das?«, fragte Karl.
    »Das werden wir gleich wissen«, sagte Pia, nahm den Träger und legte ihn unter das Mikroskop. Sie drehte an den Rädchen und betrachtete sich lange den Winzling.
    »Und, was ist es?«, fragte Kilian.
    »Auf jeden Fall etwas Organisches«, sagte Pia und rutschte zur Seite.
    Karl schaute durch das Mikroskop und fuhr den Träger ein paarmal hin und her. »Schaut nach einem Splitter aus.«
    Auch Kilian schaute durch die enge Röhre auf den Träger.
    »Können wir mit unseren Möglichkeiten rausbekommen, woher das stammt?«, fragte er Pia und Karl.
    »Ich seh mir das gleich an und gebe Ihnen heute Nachmittag Bescheid«, antwortete Pia.
    »Gut«, bestätigte Kilian. »Haben Sie bei der Stoffanalyse am Hemd des Opfers schon etwas gefunden?«
    »Bin noch nicht dazu gekommen. Kann noch etwas dauern.«
    »Sie geben mir …«
    »Bescheid. Ich weiß.«
    »Dann sind wir hier ja so weit fertig. Oder liegt noch etwas an?«
    Pia und Karl verneinten. Sie würden das Protokoll umgehend abtippen lassen und es ins K1 schicken.
    Kilian und Heinlein verabschiedeten sich.
    Pia rief Kilian noch etwas zu. »Was ich noch sagen wollte…«
    »Ja?«
    »Nicht schlecht.«
    »Was meinen Sie?«
    »Die Anzahl der Nägel. Nicht jedem wäre das aufgefallen.« Kilian schmunzelte und verließ mit Heinlein die Rechtsmedizin.
    »Nicht schlecht, dieser Kilian«, sagte Karl.
    »Ja. Nicht schlecht«, bekräftigte Pia. »Ob er gut ist, werden wir bald erfahren.«
    Karl schüttete eine Schale nach der anderen in den Torso des Wachmannes. Der bekam so scheibchenweise Herz, Nieren, Leber, Lunge, Gehirn und Magen wieder zurück. Ernst hatte Zellstoff zu einem kleinen runden Ball zusammengerollt und steckte ihn dahin, wo zuvor das Gehirn des Mannes war. Darüber legte er die Bruchstücke der Schädeldecke. Während er sie mit einer Hand festhielt, zog er die Kopfschwarte zurück und begann sie zusammenzunähen. Karl half ihm bei der Schließung des Wachmannes. Er zog eine kräftige Nadel an einem starken Faden durch die Fettschwarte. Nach wenigen Minuten war der Leib wieder verschlossen. Es war ihm von der ganzen Prozedur fast nichts anzusehen. Außer, dass er eine Naht vom Kinn bis unterhalb des Nabels aufwies. Ernst machte sich daran, die Leiche mit einem Lappen abzuwaschen. So verließen viele von ihnen den Sektionsraum sauberer, als sie auf der Bahre hereingeschoben worden waren. Zu zweit betteten sie die Leiche auf eine Bahre um, und Ernst warf ein weißes Tuch darüber. Er schob sie in den Kühlraum und schloss die Tür.
    Pia saß derweil noch immer über dem Mikroskop und schaute sich den Splitter genauer an.
    »Interessant«, sagte sie schließlich, ging zum Bücherregal und nahm ein Fachbuch über Ornithologie zur Hand. Sie blätterte darin, bis sie fand, wonach sie suchte. Dann wählte sie die Nummer der Universität.
    »Was wollte Oberhammer von Ihnen?«, fragte Heinlein Kilian auf dem Weg zum Auto.
    Kilian überlegte, ob er es ihm sagen sollte. Er entschloss sich schließlich, nicht um den heißen Brei herumzureden.
    »Ich wollte etwas von ihm«, begann er. »Es war nicht

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