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Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Titel: Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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machen, ist eine Umwerbung der Männer.«
    »Na ja«, sagte Heinlein und griff zu seinem neuen Glas Caipirinha, »meine Claudia macht das anders.«
    Heinlein nahm den Halm aus dem Glas und warf ihn zu Boden.
    »Wie macht es denn Ihre Frau?«, fragte Kilian.
    Heinlein schluckte kräftig und stellte das halb leere Glas ab.
    »Wenn meine Claudia was von mir will, dann sagt sie mir das. Dazu muss sie nicht solche Faxen machen wie die da.«
    »Herr Heinlein«, lachte Kilian, »das ist nur eine andere Form der Verführung. Die Bewegungen der Hände, des Körpers, der Füße sollen ausdrücken, dass ich bereit bin. Bereit für den nächsten Schritt.«
    Heinlein stutzte. Er betrachtete die Tänzerinnen, wie sie die Hände in die Höhe nahmen, sie schlängelten und mit intensiven Blick aufeinander zugingen und sich wieder trennten. Das sah nach Liebeswerben aus. Richtig. Sein Freund Erich hatte ihm mal von einem Ausflug in den Zoo berichtet, bei dem exotische Vögel das Gleiche getan haben, bis sie sich zum Schluss aufeinander wieder fanden.
    »Schauen Sie sich nur mal die Männer an«, sagte Kilian und zeigte auf ein paar Kerle, die an den Stehtischen standen. Sie schienen wie gebannt von den stolzen Spanierinnen zu sein und verfolgten jede einzelne Bewegung.
    Heinlein vergewisserte sich, und es stimmte. Das Gefuchtel der Mädels schien die Kerle zu beeindrucken. Er stellte sein leeres Glas ab, baute sich vor Kilian auf und machte es den Tänzerinnen gleich.
    »Nur weil ich so mit den Armen wackle, heißt das noch lange nicht, dass Sie mir verfallen sind. Oder?«, fragte er.
    Kilian musste lachen. »Ich nicht, aber die da.«
    Er zeigte auf die beiden Tänzerinnen, die Heinleins Bewegungen sahen und sie als Zeichen des Mitmachens verstanden. Im Nu waren sie bei ihm, nahmen ihn in die Mitte der Tanzfläche mit und machten ihn zum Objekt ihrer Verführung. Heinlein wehrte sich, doch der Ring der Frauen hatte sich um ihn geschlossen, und es gab kein Entrinnen. So machte Heinlein mit und wurde nach wenigen Schritten, die er wie ein echter Spanier auf den Boden setzte, beklatscht und angefeuert. Heinlein spürte, dass er ankam. Sein Selbstbewusstsein erhielt einen kräftigen Schub, und er tanzte den Stierkampf, wobei er der Torero war, der gleich zwei Stiere zu bändigen hatte.
    Der Kampf wurde mehrfach wiederholt. Für die Frauen war Heinlein ein gefundenes Fressen. Jede nutzte es aus, mit einem Mann, und tanzte er noch so ungeschickt, ihr Spiel zu treiben. Nach einer halben Stunde hatten sie ein Einsehen und entließen den geschwächten Torero aus der Arena. Er wurde mit viel Applaus und Schulterklopfen an die Bar geschickt. Sogar die Kerle zollten ihm Respekt.
    Zuallererst griff er einen Caipirinha, den Kilian schon bestellt hatte, und leerte ihn in einem Zug.
    »Hab ich einen Brand«, stöhnte er und gab dem Barmann das Zeichen für zwei neue.
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie so ein toller Tänzer sind«, sagte Kilian mit aufrichtiger Bewunderung.
    »Gelernt ist gelernt. Wir sind ja nicht alle die Bauern, für die Sie uns halten.«
    »Hoppla«, rief Kilian erstaunt aus. »Jetzt krieg ich’s aber zurück.«
    »Nur so lange, bis Sie Ihre kotzige Art ablegen und nicht weiter auf Peter Stuyvesant machen.«
    »Was mach ich?«
    »Na, den Duft der großen weiten Welt. Sie verstehen schon. Big Mac und so.«
    Ja, Kilian verstand. Für einen Großkotz hielt ihn Heinlein also.
    »Wie kommen Sie darauf? Ich hab mich doch entschuldigt«, fragte Kilian neugierig.
    »Das meine ich nicht. Sie sollten langsam aufhören, anderen die Schuld für sich selbst zu geben, und das Beste aus Ihrem neuen Job machen. Und so schlecht haben Sie’s ja wohl nicht erwischt.«
    »Kommt drauf an, womit man es vergleicht.«
    »Was nützen Ihnen Vergleiche, wenn Sie keine Wahl haben?«
    Heinlein ergriff die neuen Gläser, gab eines Kilian und hob seines zu einem Trinkspruch an.
    »Ich würde mich freuen, wenn Sie die kurze Zeit, die Sie hier sind, genießen. Wenn Sie wollen, helfe ich Ihnen dabei. Ich heiße außerdem Georg. Nennen Sie mich Schorsch. Prost.«
    Er stieß mit dem verdutzten Kilian an und trank, als wäre es Wasser.
    »Mambo, Mambo«, rief der DJ über die Lautsprecher.
    Im Handumdrehen war die Tanzfläche voll, und zum Caipirinha gesellten sich rhythmische Klänge aus der Karibik. Noch bevor Kilian eine Antwort geben konnte, zogen die Spanierinnen Heinlein auf die Tanzfläche und umringten ihn. Es dauerte keine zehn Sekunden, und Heinlein war im

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