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Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Titel: Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Nicht einmal Heinz-Günther konnte sich zurückhalten. Walter schaute mitleidig auf Heinlein, der betreten zur Seite blickte und bei Irma noch eine Runde Schoppen bestellte.
    »Soch amol, Walder. Wu hasdn des här?«, gluckste Renate. Erich schnappte sich das Büchlein und las weiter:
    ›und kommst du nach Haus, dein Fraulein dich drückt, dann hast du’s auch, das Glück.‹
    »Iss gezeichnet mit ›Ein Herz, das in die Ferne blickt‹.«
    Erich feuerte das Büchlein in die Ecke und trommelte grölend mit den Fäusten auf den Tisch, dass die Gläser tanzten.
    Heinlein machte gute Miene zum bösen Spiel. Sein Debüt- Gedichtband, den er zusammen mit Walter hatte drucken lassen, war also bereits an der ersten Hürde gescheitert. Walter hob das Buch auf und verstaute es in seiner Tasche.
    Verärgert wandte er sich den Vereinskollegen zu. »Ihr seid Banausen und habt kein Gespür für aufstrebende Talente. Man muss ihnen etwas Zeit …«
    »Es reicht, Walter«, unterbrach Heinz-Günther. »Weiter im Text.«
    Walter beruhigte sich und kam zum Hauptpreis der Gewinnaktion: »Der erste Preis, gestiftet von unserem Erich, ist eine Fahrt für zwei Personen nach Gößweinstein«, sagte er anerkennend.
    »Wos?«, blaffte die Renate ungläubig. Sie schnappte sich den Freifahrtschein: »›Kommen Sie mit auf eine beschauliche Fahrt durch die Fränkische Schweiz. Erleben Sie mit einem Partner Ihrer Wahl eine unvergessliche Landschaft bei einem Gedeck Kaffee oder einem Erfrischungsgetränk. Keine alkoholischen Getränke. Die Firma Excellent Products führt eine Warenpräsentation auf Basis einer freiwilligen Teilnahme durch. Die Teilnahme verpflichtet nicht zum Kauf eines der vorgestellten Produkte.‹«
    Renate zerriss den Schein vor Erichs Augen und warf die Schnipsel in die Luft.
    »Jetzt schaud öüch den ou. Kümmd mit era Kaffeefahrt daher und nennd mich a Gschäfdlesmocherin.«
    Heinz-Günther war fassungslos. »Das gibt es doch nicht.
    Bin ich jetzt nur noch von Gaunern umgeben? Ihr ghört alle ei’gschperrt.«
    Erich griff zum Schoppen, nahm die Renate in den Arm und stieß mit ihr an.
    »Na komm her, du Braden. Sou gfällds mer, du aus’kochtes Luder.«
    Renate konnte Lob gut gebrauchen. Als Grundschullehrerin kam sie nicht oft in den Genuss. »Wennst net sou a grouba Hund wärsd, könnt mer di a möch.«
    »Guck mer nei der Achn, Klenna«, zitierte Erich seinen Lieblingsspruch und lehnte sich hinüber zur Renate.
    *
    Kilian betrat den Gartensaal der Residenz. Das einfallende Sternenlicht reichte aus, um sich grob zu orientieren, aber es war nicht stark genug, um Giovannas Arbeitstisch auszuweichen. Die Holzplatte fiel vom Bock und knallte aufs Parkett. Der Hall verlor sich nach und nach im weiten Rund des Saals. Kilian nahm die Platte hoch, legte sie auf den Bock, sammelte, so gut es ging, Stifte und Papiere ein und ging in die Eingangshalle. Hier herrschte absolute Dunkelheit, sodass er sich an dem Treppengeländer entlangtasten musste, um den Weg nach oben zu finden.
    Die hohen Flügeltüren zum Weißen Saal standen offen. Er schaute sich im Raum um, konnte aber nichts Auffälliges feststellen.
    Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Er musste schmunzeln. Wieso fielen ihm in solchen Situationen immer Szenen aus irgendeinem Hollywood-Schinken ein? Er ging zurück, nahm den einen Türflügel und schaute dahinter.
    »Allmählich gehörst du auf die Couch. Wer sollte sich da schon verstecken?«, sagte er und schüttelte auf dem Weg in den Kaisersaal den Kopf über sich selbst.
    Er durchschritt den Saal und überprüfte beide Türen. Die eine ging in den ehemaligen Trakt des Kaisers, die andere, an der gegenüberliegenden Seite, in die Gemächer der Kaiserin. Beide waren fest verschlossen.
    Kilian hatte sich schon entschlossen, seinen Rundgang als Wachmann zu beenden, als sein Blick nach oben fiel.
    Im Deckenfresko an der rechten Seite knieten auf einer mit Teppichen verkleideten Treppe Kaiser Barbarossa und seine Braut Prinzessin Beatrix von Burgund vor dem Fürstbischof Carl Philipp von Greiffenclau, der den Würzburger Bischof Gerhard darstellt. Barbarossa hielt Beatrix’ Hand. Unter dem rotem Schopf verloren sich seine halb geöffneten Augen gelangweilt in der Ausweglosigkeit seiner kinderlosen ersten Ehe. Beatrix’ Blick war gesenkt. Das diamantbesetzte blonde Haar war nach hinten gebunden, ihre Hand lag in der des damals allmächtigen Herrschers. Enttäuschung und Beugung spiegelten sich in ihrem Gesicht. Sie

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