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Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Titel: Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Runde.
    Nur Erichs Arm erhob sich.
    »Wer ist gegen den Antrag vom Erich?« Drei Arme stimmten dagegen.
    »So schnell geht das. Hast du das, Walter?«
    »Hab ich.«
    »Wartet’s nur app, des zahl i öüch scho no hemm«, drohte Erich.
    »Also, zurück zur Tagesordnung. Erster Punkt: Bericht unseres Schriftführers über die gelaufenen Aktionen zur Förderung unserer Bekanntheit. Walter?«
    »Hab ich.«
    »Dei Bericht, du Düdl«, schnauzte Renate ihn an.
    »Ach ja, mein Bericht«, sagte Walter, legte den Stift beiseite und stand mit der Liste in der Hand auf.
    »Hock di widder hie«, befahl Erich.
    Walter gehorchte und begann: »Wir blicken zurück auf einen ereignisreichen Monat. Er war geschmückt mit zahlreichen Neuigkeiten aus dem Vereins- und Kirchenleben …«
    »Ich will vo dära Kärch nix hör«, polterte Erich und schaute nach allen Seiten, ob sein Einwand auch jenseits des Stammtisches vernommen wurde. Er war für klare Verhältnisse.
    »Hald dei Maul, du Heid«, fuhr Renate ihn an. »Und zieh net scho widder über die Pfarrer her.«
    »Pfaffn!«, schnautzte Erich.
    »Des senn ke Pfaffn, des senn anständicha Löüd.«
    »Guck di lieber nach ern gscheidn Mou üm, där ders a besorch …«
    Weiter kam Erich nicht. Renate zog ihm quer eine übers Gesicht.
    »Du roadhoarichs Luder«, schimpfte Erich und packte sie an der Bluse.
    »Du Rümberer Gessmöüsr kümmst mer grad recht …«
    Eine Hand hielt Erich von hinten fest. »Ich seh, dass ihr schon ohne mich angefangen habt«, sagte Heinlein und trennte die beiden Streithähne. Er setzte sich neben Walter, der mit seiner Liste in der Hand darauf wartete, weitermachen zu können.
    »Also, Walter, dein Bericht«, sagte Heinz-Günther.
    »Der vergangene Monat war …«, setzte Walter an, als Erich quer über den Tisch zu Heinlein drängte: »Jetzt soch scho, habter e Spur vo denne, die wo die Löwn angstriche ham?«
    »Hald endlich mal dei Goschn, und lass den Walder sein Berichd vordroch«, zischte Renate.
    »Ich lass mer doch vo dir net des Maul verbied, du übrich gebliebena Hänna!«
    Erich hatte die gesamte Aufmerksamkeit des Lokals, als er den Rest aus Renates Weinglas in Empfang nehmen musste: im Gesicht.
    »Da haut’s mer doch ern Vochel naus mit denne zwä«, schimpfte Heinz-Günther und rieb sich die Stirn.
    »Renate, des war net nett. Du darfst den Erich riet so behandeln«, maßregelte Heinlein sie. Dann zum Erich: »Jetzt lass halt emal die Renadde in Ruh. Ke Wunner, wenn se sich wehrt.«
    Der Erich wischte sich mit seinem Hemdzipfel den Wein aus dem Gesicht. Darunter fiel sein speckiger Bauch über den Hosengürtel.
    »Walter! Noch amal! Aber mach’s kurz«, beschwor ihn Heinz-Günther.
    »Gut. Kurz.«, sagte Walter und blätterte drei Seiten weiter.
    »Unsere Aktion ›Mal dein schönstes Franken‹ hat eingeschlagen wie eine Bombe. Wir haben 153 Zusendungen bekommen.«
    Er griff hinter sich und legte einen Stoß bemalter, bedruckter, beklebter, bekritzelter und verschmierter Bilder in die Mitte des Tisches: »Wir müssen jetzt die Gewinner ermitteln.« Er teilte jedem am Tisch einen Packen zu. »Doch zuvor zu den Gewinnen. Der dritte Preis ist ein von mir signiertes Büchlein eines noch unbekannten, aber talentierten Heimatdichters«, sagte Walter und blickte verstohlen auf Heinlein, der sich nichts anmerken ließ. Die anderen waren nicht sonderlich interessiert.
    »Der zweite Preis ist ein Verzehrbon in Höhe von 20 Euro für das Ausflugslokal ›Zum Goldenen Hirschen‹. Gestiftet von der Renate.«
    Renate setzte sich in Erwartung lobender Anerkennung aufrecht hin.
    »Da stimmd doch was net«, zweifelte Erich. Er nahm den Verzehrbon und las das Kleingedruckte: »›Dieser Gutschein gilt nur in Zusammenhang mit mindestens drei mitgebrachten Gästen und einem Gesamtumsatz von 100 Euro.‹« Er warf den Verzehrbon verächtlich in den Aschenbecher.
    »Sixders, ich hab’s doch gwusst. Gschäfte machd se widder mit ihrm Bruder, den Schoppnbanscher.«
    »Renate! Willst du uns blamieren?«, schimpfte Heinz- Günther.
    »Wiesou? Mei 20 Euro senn doch mär wärd als des Gschmarr aus dem Büchla. Wess där Herr, wär des Zöüch zammgsülst hat«, rechtfertigte sie sich aufgebracht. Sie nahm den kleinen Gedichtband, schlug ihn in der Mitte auf und las vor:
    ›Druntn, wo die Auen grünen und die Sauen wüten, da hör ich den Ruf des Jägermanns und ich fühls in meiner Brust, dass ich ihm folgen muss.‹
    Erich und die Renate bogen sich vor Lachen.

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