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Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Titel: Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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ihre Arme verschränkt und stieß sich mit den Beinen gegen das Tischbein ab, damit sie an Halt gewann.
    »Also, Walter. Wie schaut unser Kassenbestand aus?«, wollte Heinz-Günther wissen. Sein Blick war müde, und der Kopf hing tief. Die letzten Runden hatten auch bei ihm Spuren hinterlassen.
    Heinlein lehnte schlafend an der Garderobe.
    »Wart, gleich hab ich’s«, sagte Walter, der den letzten Bon in der Hand hielt und ihn in den Taschenrechner tippte.
    »Dir geb i glei«, brüllte Erich, packte Walter am Kragen und zog ihn quer über den Tisch.
    Weinflaschen, Gläser und Teller zerschellten am Boden. Heinlein schreckte hoch.
    »Ja, hundsverreck, spinnst jetzt ganz?!«, brüllte er und drückte Erich in den Stuhl zurück. »Nu emol, und i nehm di mit und sperr di ei.«
    Er zückte seine Handschellen und machte Erich an der Garderobe fest.
    Walter raffte sich indes hoch und schob Taschenrechner und Bons beiseite. Die Prüfung war hiermit beendet.
    »I will jetzt wissn, wie des woar mit denna Löwen«, protestierte Erich.
    »Himmelarsch, jetzt hör endlich auf mit dem Scheiß«, schnauzte Heinlein ihn an.
    Doch Erich ließ sich nicht mehr davon abbringen. Er hatte sich den ganzen Abend zurückgehalten und eine Kassenprüfung über sich ergehen lassen. Letztere konnte er gerade noch abwenden.
    Heinz-Günther gab Heinlein einen Schubs. »Jetzt red schon. Sonst gibt er gar keine Ruhe mehr«, forderte er. Ganz ohne Neugier war er selbst nicht.
    Heinlein ruckte nervös auf der Bank herum und erzählte von dem Anschlag, von dem er nur gehört hatte. Seiner Meinung nach konnte es nur die Tat eines Betrunkenen oder übermütiger Jugendlicher gewesen sein. Nichts, worüber man sich sonderlich Gedanken machen müsste.
    »Bist du verrückt?«, schnauzte Heinz-Günther ihn an.
    »Das war eine ehrenhafte Tat.«
    »Wiesou jetzt des?«, wollte Erich wissen. Auch Heinlein spitzte die Ohren.
    »Als der Würzburger Stadtrat 1890 den Bau einer dritten Brücke beschloss, hat man sich unter anderem für vier Löwen aus Erz entschieden. Weiß der Deifel, wieso. Die sind damals für ein Heidengeld in München gegossen und fünf Jahre später mit der Brücke eingeweiht worden. Als Paten haben die Verräter den Prinzen Ludwig von Bayern geholt. Der war natürlich gleich zur Stelle.«
    »Ja, und?«, fragte Heinlein ahnungslos.
    »Mensch, Schorsch. Denk nach. Schon im alten Ägypten war es üblich, dass die Herrscher ihre Insignien im Reich aufstellten, damit die Leut wussten, wer das Sagen hatte. Das heißt für uns heut: Der da unten in München will uns zeigen, wer der Chef in Franken ist. Kapiert?«
    Erich und Heinlein überlegten angestrengt. Ja, klar. Aus diesem Blickwinkel hatten sie es noch gar nicht betrachtet. Wenn man die Sache so sah, dann war Heinleins Ausrutscher eine aus urfränkischem Blut getätigte, ganz natürliche Reaktion. Eine Art Befreiungsaktion quasi. Wenn den Hund was zwickt, dann schüttelt er sich.
    »Also«, fuhr Heinz-Günther fort, »wer auch immer das gemacht hat, verdient unseren Respekt und unsere Anerkennung. Das ist tatkräftiges Einstehen für Heimat und Kultur. Er müsste sofort in unseren Verein aufgenommen werden.«
    Heinlein sah sich gestärkt. Erichs Augen funkelten. Heinz- Günther hatte Recht. Genug der Worte, Taten mussten her, bevor ein anderer ihm zuvorkam. Heinlein setzte an, das Rätsel zu lösen, doch Erich war schneller.
    »Irma«, schrie er nach hinten, »hol die Kamera raus.«
    Irma schreckte hoch und tappte wie in Trance in die hintere Kammer.
    Zu Heinlein: »Mach mi los. Schnall.«
    Heinlein befreite ihn von Garderobe und Handschellen. Erich stieß Renate wach, dass sie vom Stuhl kippte und mit dem Kopf gegen die Bank knallte.
    »Wos isn los? Gäht’s weiter?«, stammelte sie, am Boden sitzend.
    Erich griff ihr unter die Arme und wuchtete sie hoch.
    »Jesses, is dia Kua schwär.«
    »Gämer scho hemm?«, fragte sie und schwankte dabei bedrohlich.
    »Was hastn vor?«, fragte Heinlein seinen Freund.
    »Fröch net und kumm. Denna zeich’er mers.«
    Zu Walter: »Nemm Papier und was zum Schreiben mit.«
    Die Fünf torkelten zur Tür. Irma kam mit der Videokamera und wurde von Erich mitgeschleift. »Hast a Kasseddn drin?«, fragte er sie. Irma bejahte.
    »Jetzt soch, wo willsdn hie?«, fragte Heinlein.
    Doch Erich war schon zur Tür hinaus. Auf dem Weg über den Marienplatz kamen sie an einem Hotel und einem Gasthaus vorbei, die mit rot-weiß gestreiften Fahnen ausgeflaggt waren. Auf ihnen

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