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Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Titel: Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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war ein helles Köpfchen.«
    »Bene«, sagte Giovanna und hakte ihn auf dem Weg ins Erdgeschoss unter. »Jetzt, wo du ein Stück gescheiter bist als zuvor, beleidige den Meister nie wieder. Capisci?«
    Ihre Bitte kam einer Drohung gleich. Das war nicht zu überhören. Kilian wollte sich das merken. Auf dem Weg nach unten lenkte er das Gespräch auf Angenehmeres.
    »Wo warst du eigentlich letzte Nacht?«, fragte er. »Ich hab die ganze Zeit auf dich gewartet.«
    »Hast du meine Nachricht an der Rezeption nicht erhalten?«
    »Doch, dass du nach München verreist wärest und erst spät zurückkommen würdest.«
    »Eben, dann ist deine Frage beantwortet.«
    »Und was hast du dort gemacht?«
    »Commissario mio«, lachte sie, »du kannst wohl nie abschalten?«
    Kilian schmunzelte und fuhrwerkte wie ein Italiener mit seinen Händen in der Luft herum. Er mimte den sorgenvollen Beschützer.
    »Ich hab den ganzen weiten Weg hinter mich gebracht, um mich nach deinem Wohlergehen zu erkundigen. Ich hab mir Sorgen gemacht, wo du steckst. Du hättest dich ja auch verlaufen können, und ich hätte dich nie wieder gefunden.«
    »Du Lügner«, lachte Giovanna.
    »Apropos finden. Die Tür zum Gartensaal war letzte Nacht nicht verschlossen. Ich war hier und habe nach dir gesucht.«
    »Ich muss mit dem Chef des Wachdienstes ein ernstes Wort reden. Das geht nicht so weiter.«
    »Was meinst du?«
    »Na, was wohl? Dein toter Wachmann kam doch genau deswegen mitten in der Nacht hierher. Er hatte vergessen, eine Tür abzuschließen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Commissario, ich bin nicht dumm.«
    *
    Heinlein trat nervös von einem Fuß auf den anderen.
    »Kannst du nicht ein bisschen schneller machen.«
    »Sagst du bitte deinem Freund, dass hier Unmengen von Daten verarbeitet werden müssen und dass so was schon mal eine Minute dauern kann«, sagte Stephan, Pias Bekannter und Computerexperte, den sie ›als Erwecker der Toten‹ gerühmt hatte.
    Pia wies ihn an, geduldig zu sein.
    »Schon gut. Ich hab ja nur mal gefragt«, entschuldigte sich Heinlein.
    »Die Sache läuft folgendermaßen«, setzte Stephan an.
    »Der Rechner verarbeitet alle eingespielten Daten und stellt entsprechende Verknüpfungen auf. Die erhält er auf Basis von über tausend bereits gespeicherten Mustern von Gesichtern, Knochenbau, Muskulatur, Zahnreihen und so weiter. Hinzu kommen die spezifischen, individuellen Eigenarten der zur Verfügung gestellten Fundstücke der Leiche. Klar?«
    »Ja«, antwortete Pia, die mittlerweile auch nicht mehr länger warten konnte.
    »Dann ist ja alles klar. Es kann sich jetzt alles nur noch um Stunden handeln«, sagte Stephan, nachdem der Zeitbalken der Software das Ende des Verarbeitungsprozesses in wenigen Sekunden vorausgesagt hatte.
    Vor den dreien baute sich am Bildschirm eine gitterförmige Maske auf, die anhand des Zahnstatus erstellt worden war. Um ihn herum zogen sich Linien hinauf bis zum Schädel und stellten die Verformungen dar, so wie sie im Leichenfund beschrieben waren. Die Augen blieben ebenfalls gerastert, sodass der Schädel, der allmählich durch die Linien an Form gewann, aussah wie die früheren Videos der Gruppe Kraftwerk.
    Heinlein konnte mit dem abstrakten Schädel nicht viel anfangen. Sie glichen den ersten Zeichnungen seines Sohnes, als er drei Jahre alt war.
    »Ist das alles?«, fragte er geringschätzig. »Damit kannst du vielleicht einen Preis bei der nächsten Videoausstellung gewinnen, aber …«
    »Klappe!«, fuhr ihm Pia in die Parade. »Wart’s doch mal ab.«
    »So, jetzt nehmen wir mal an, dass die Anomalie der linken Zahnreihe schon seit längerer Zeit bestanden hat. Sagen wir schätzungsweise seit zehn Jahren?«
    »Zehn Jahre sind okay. Der zahnärztliche Befund würde auch einen noch längeren Zeitraum akzeptieren«, fügte Pia hinzu.
    »Wenn wir jetzt annehmen, dass dieser Zeitraum Auswirkungen auf Muskulatur und Ausbildung des Kiefers hatte, dann müsste eure Leiche ungefähr so im unteren Viertel ausgesehen haben.«
    Stephan betätigte die Enter-Taste, und der linke untere Kiefer des Musterschädels verformte sich. Heinlein riss die Augen auf und betrachtete, wie ein Teil seiner Leiche Gestalt annahm. Stephan drückte noch einmal ein paar Tasten. Wieder verformte sich der Kiefer.
    »Was hast du jetzt gemacht?«, wollte Heinlein wissen.
    »Ich habe die Komponente Muskulatur zugespielt. Wenn jemand über eine lange Zeit schief kauen muss, dann hinterlässt das Spuren in der Symmetrie beider

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