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Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Titel: Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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nach roten Einbänden. Er förderte drei Akten zutage. Eine davon war die ›Soko Löwen‹. Uschi und Sabine trauten ihren Augen nicht.
    »Adlerauge, sei wachsam«, sagte er triumphierend. »War ja selbst lang genug Ermittlungsbeamter.«
    Oberhammer schlug die Akte auf und fand das Zeugenprotokoll, das Sabine tags zuvor aufgenommen hatte. Er ging im Zickzack über die Aussage, drehte sich zu Sabine um, die am Türstock lehnte, und drückte ihr die Akte in die Hand.
    »Heute Nachmittag«, sagte er in einem gefährlich ruhigen Ton, »heute Nachmittag will ich Kilian, Heinlein und diesen Zeugen in meinem Büro sehen. Haben Sie das verstanden?«
    Sabine nickte ehrfürchtig. Oberhammer lächelte und verließ mit Uschi im Schlepptau das Büro. Sie stakste ihm unüberhörbar hinterher, während Türen schlugen und es ganz still auf dem Gang wurde. Sabine hastete zum Telefon und wählte Heinleins Nummer. Noch bevor abgenommen wurde, schlich Heinlein zur Tür herein und schloss sie vorsichtig hinter sich.
    »Das war knapp«, flüsterte er.
    »Schorsch, wo hast du bloß gesteckt? Der Oberhammer …«
    »Ich weiß«, unterbrach er sie, »ich hab ihn gehört, als ich zur Tür kam.«
    »Und wieso bist du nicht reingekommen?«
    »Bist du verrückt? Der hätte mir gerade noch gefehlt.
    Was hätte ich ihm denn sagen sollen? Dass ich keine Ahnung habe, was mit der Residenz los ist? Dass ich nicht weiß, wie’s
    mit den Löwen weitergeht? Dass ich keinen blassen Schimmer habe, wo sich unser Super-Bulle rumtreibt? Nee, nee. Das soll der Kilian schon selbst machen.«
    »Wo steckt der denn überhaupt?«
    »Frag die Pelligrini. Unser feiner Herr ist schon per du mit ihr.«
    Heinlein ging in sein Büro und machte sich über die Unordnung auf seinem Tisch her.
    »Hey, da ist ja die Mappe mit der Zeugenaussage, die ich beim Prozess gebraucht hätte.«
    »Schorsch, du musst dir langsam mal ein neues System ausdenken. Das hier funktioniert nicht mehr. Der Oberhammer hat mit einer Handbewegung die ›Soko Löwen‹ herausgezogen, und du findest deine eigenen Sachen nicht mehr.«
    »Er hat die Akte?«
    »Nein, die hab ich. Aber er hat sie eingesehen und will dich, Kilian und den Zeugen heute Nachmittag in seinem Büro sehen.«
    Heinlein schluckte, schüttelte den Kopf und setzte sich auf seinen Stuhl.
    »Nein, damit will ich nichts zu tun haben. Ruf den Kilian im Hotel an. Der soll sich drum kümmern. Ich hab da noch die Leiche aus dem Wald. Die muss identifiziert werden.«
    Sabine ging an ihr Telefon und wählte die Nummer des Maritim. Kilian sei bereits außer Haus, hieß es an der Rezeption.
    Heinlein wählte Pias Nummer und hatte sie auch gleich am Apparat: »Pia, es brennt. Ich brauch Ergebnisse. Wie weit ist dein Freund, dieser Stephan?«
    »Wir waren die ganze Nacht vor der Kiste gesessen und haben alles eingegeben und vermessen, was ging. Viel haben wir noch nicht, aber das, was wir haben, ist gut.«
    »Ich bin in zehn Minuten bei dir.« Heinlein legte auf und ging zu Sabine hinüber.
    »Er ist nicht mehr im Haus«, sagte sie.
    »Auch egal. Ich bin weg. Wenn was Dringendes ist, ich bin bei Pia. Sag’s aber niemandem.«
    Sabine nickte, und Heinlein vergewisserte sich, ob Oberhammer nicht auf dem Gang auf ihn lauerte. Die Luft war rein, und er schloss leise die Tür.
    Kaum war er draußen, klingelte das Telefon. Eine Hausmeisterin aus dem Rennweger Ring, in der Nähe zum Residenzgarten, wollte eine Anzeige machen. Mitten in der Nacht sei jemand aus dem Garten in ihre Straße gekommen und über eine Tür im Hinterhof verschwunden. Die Gestalt hätte irgendwas auf dem Kopf getragen. Die ganze Sache sei ihr unheimlich.
    Sabine erklärte ihr, dass sie in der Kripo gelandet war und doch besser bei der PI anrufen sollte. Dort würde ihr geholfen. Sabine legte genervt den Hörer auf und überlegte, was sie als Nächstes tun sollte. Die Nägel an der linken Hand waren fertig. Doch wo war der neue Nagellack geblieben?
    »Diese verstaubte Gewitterziege«, giftete sie, griff zum Telefon und hackte eine Nummer ein.
    »Ist die Uschi schon bei dir vorbei?«
    Der Kollege an der Pforte antwortete, dass sie gerade vor ihm stünde. Im Hintergrund hörte man Oberhammer, schlagende Türen und sich rasch entfernende Schritte.
    »Dann gib sie mir schnell.«
    *
    Kilians Schädel brummte wie tags zuvor. Er hatte die Flasche bis zum letzten Tropfen geleert und war auf der Terrasse des Maritim eingeschlafen. Nicht einmal die Bauarbeiter mit ihren Dampfhämmern

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