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Tier zuliebe

Titel: Tier zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Klaus
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Er ist Mitbegründer der »Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V.« und hat mit seiner Familie selbst lange mit Hausschweinen zusammengelebt, auch um sie besser beobachten zu können.
    Professor Sambraus, mir ist natürlich klar, dass Hunde und Katzen Haustiere sind und es eine Frage der Kultur ist, dass wir unsere Haustiere nicht essen. Aber kann ein Schwein nicht genauso Haustier sein, wenn wir das zulassen?
    Nicht ganz. Zunächst mal zum Begriff »Haustiere«. Die einen sind die »landwirtschaftlichen Nutztiere«, die anderen laufen unter »Stubentiere«. Haustier sind sie alle. Alle domestizierten Tiere sind Haustiere. Das mal zur Begrifflichkeit. Aber eigentlich sind schon die sogenannten »Raubtiere«, also Hunde und Katzen, besonders intelligent, denn die müssen sich immer beim Fang ihrer Beute auf die Beute einstellen, sie müssen besonders flexibel und geistig wendig sein. Das ist ein Unterschied. Obwohl auch unter den landwirtschaftlichen Nutztieren – Sie erwähnten das Schwein – große Unterschiede bestehen. Das Schwein gilt als unser cleverstes landwirtschaftliches Nutztier. Es ist sehr lernfähig und kann sich gut gegen Feinde wehren, wenn es verfolgt wird.
    Und woran noch kann ich Intelligenz bei Tieren festmachen?
    Am schnellen Lernen und bei Wildtieren am situationsgerechten Verhalten. Aber grundsätzlich lässt sich eben sagen, dass die Tiere, die Beute machen müssen, geistig beweglich sind. Hund und Katze sind auf jeden Fall aufmerksam, zum Teil aber durch die Domestikation verändert, im Sinne des Menschen – der Hund mehr als die Katze, weil der mit dem Menschen nah zusammenlebt, die Katze ist eigenständiger geblieben in der Obhut des Menschen. Den Hund hat man domestiziert, so wie man ihn haben wollte. Ein Beispiel für eine besonders starke Domestikation durch Züchtung ist der Pudel. Er ist am weitesten von der Wildform, dem Wolf, entfernt.
    Wenn die Tiere, die auf die Jagd gehen, die intelligenteren sind und der Pudel am weitesten entfernt ist von seiner Urform, ist es dann mit seiner Intelligenz grundsätzlich nicht so weit her wie mit der des Schäferhundes?
    Die Hirnmasse ist in der Tat durch die Domestikation reduziert. Das gilt sowohl für den Pudel als auch für den Schäferhund. Aber die Eigenschaften, die der Mensch beim Pudel, diesem geistig beweglichen Tier, haben wollte, die wurden gefördert. Der Pudel wurde zum Beispiel im Hinblick auf ein kindliches Spielverhalten selektiert, man hat ihn als Affen-Ersatz gezüchtet. Ob er weniger intelligent ist als der Schäferhund, weiß ich nicht. Auffallend ist aber, dass man nie den Pudel heranzog, wenn es um zuverlässiges Arbeiten ging: weder als Polizeihund noch als Blindenhund.
    Nun ist es ja heikel, die Wertigkeit eines Tieres, überhaupt die eines Individuums, an der Intelligenz festzumachen. Aber lassen wir diesen Punkt hinter uns. Sie haben mit Ihrer Familie lange mit Schweinen zu Hause zusammengelebt und ihr soziales Verhalten genau beobachtet. Gibt es da Verhaltensweisen, die an Stubentiere (umgangssprachlich: Haustiere) erinnern?
    Ja, ohne Zweifel. Einmal ist da die Tatsache, dass sie auf Menschen geprägt werden, wenn man sie von klein an isoliert von Artgenossen hält, so wie wir es getan haben. Sie sehen dann im Menschen ihren Artgenossen, von ihren eigenen Artgenossen wollen sie gar nichts wissen. Aber sie können sich nicht in allen Situationen anpassen, z. B. koten sie dahin, wo sie eben wollen. Das ist angeboren. Aber die Nähe suchen sie dennoch. Bei uns sind die Schweine sogar ins Bett gehüpft!
    Durften sie da bleiben?
    Nein, das durften sie nicht! Ich dachte übrigens wegen des verschmutzten Bettes zunächst, unser damals zweieinhalbjähriger Sohn sei mit Schuhen ins Bett gegangen und habe ihm Vorwürfe gemacht: »Das darfst du aber nicht!« Der war ganz empört und meinte: »Das war ich nicht!«, bis ich bald danach feststellte, Donnerwetter: Das Schwein hat im Garten gewühlt, es war Frühjahr, und ihm war offenbar kalt. Dann hat es sich ins Bett gelegt und aufgewärmt. Auch ein Zeichen von Cleverness, zu erkennen: Da ist es angenehm im Bett, da wärme ich mich mal ein bisschen auf. Bis hin zu der Tatsache, dass er gemerkt hat, er darf das nicht, aber er konnte es nicht lassen. [Im Gespräch ist plötzlich nicht mehr von »es« – das Schwein – die Rede, sondern von »er«.] Er hat sich danach meist unter der Bettdecke verkrochen und ein Luftloch frei gelassen. Ich habe dann

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