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Tier zuliebe

Titel: Tier zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Klaus
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sie leiden – das schlägt sich im medialen Blätterwald nieder. Kaum eine Zeitung oder Zeitschrift in jüngster Zeit, die das Thema nicht mit aufnimmt. Berichtet wird beispielsweise von einer neuen Wahrnehmung des Tiers als eigenständiges Wesen, die eine andere Achtsamkeit gegenüber Tieren fordert, »vielleicht sogar Demut«. 12 Es scheint ein Bedürfnis entstanden zu sein, Tiere aller Arten ernst zu nehmen – nicht nur die Menschenaffen, die zu verstehen sich Forscher längst bemühen.
    Unsere nächsten Verwandten sind für uns deshalb so spannend, weil wir durch die Erforschung ihres Wesens auch Dinge über uns selbst erfahren, über unsere Evolution, über die Menschwerdung. Dass sie in sozialen Strukturen leben, dass sie Erfahrungen an andere weitergeben und auch unabhängig vom eigenen Vorteil einander helfen, sind nur einige der faszinierenden Erkenntnisse, die gewonnen wurden. Aber inzwischen werden eben auch andere Tiere genauer beäugt. Was sie überhaupt vom Menschen unterscheidet, ist dabei die wesentliche Frage.
    Charles Darwin war überzeugt, dass Mensch und Tier wesensgleich seien und ähnliche Emotionen erleben, und widmete dem Thema ein ganzes Buch: »Ausdruck von Gefühlen bei Mensch und Tier«. Und je weiter das Verhalten von Tieren erforscht wird und Ähnlichkeiten zwischen ihrer und unserer Intelligenz und Emotionalität entdeckt werden, umso mehr scheint sich seine These zu bestätigen. Auch Professor Dr. Kurt Kotrschal, Leiter der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle für Ethologie in Grünau/Oberösterreich und Professor am Department für Verhaltensbiologie der Universität Wien, beschäftigt sich mit der Frage, wie eng menschliche und tierische Intelligenz und emotionales Verhalten miteinander verbunden sind. Von ihm möchte ich erfahren, woran man Intelligenz bei Tieren überhaupt festmachen kann. Wie definiert man sie?
    Prinzipiell ist das nicht anders als beim Menschen auch. Wesentlich ist die Fähigkeit, Probleme zu lösen und Zusammenhänge zu erkennen. Dazu gehört auch, dass man frühere Erfahrungen auf eine neue Situation anzuwenden versteht, man muss Reaktionen richtig einschätzen und vorausplanen. Tierische Intelligenz sollte man immer anhand bestimmter Leistungen messen. Prinzipiell gibt es mehrere Warten, aus denen Intelligenz definierbar ist: Zum einen ist es die Fähigkeit, flexibel zu sein und mit den Herausforderungen, die die Umwelt an mich stellt, umgehen zu können – das gilt sowohl für den Menschen als auch für das Tier. So unterschiedlich sind wir nämlich gar nicht. Nehmen wir mal Menschen und Fische: Beide haben ein episodisches Gedächtnis, können sich also merken, was wann, wo und mit wem erlebt wurde, und entsprechend handeln. Es gibt aber auch eine spezialisierte Intelligenz – und da sind Tiere den Menschen oft überlegen. Nehmen Sie zum Beispiel die zu den Rabenvögeln gehörenden Häher. Die merken sich bis zu 30 000 Futterverstecke – das könnte der Mensch niemals leisten. Dafür sind Tiere, die zum Beispiel besonders gut bei der Nahrungssuche sind, vielleicht im sozialen Bereich schlecht …
    30 000 Futterverstecke! Das erinnert an inselbegabte Menschen, auch »Savants« genannt, die einerseits eine kognitive Behinderung haben, aber auf der anderen Seite schier Unglaubliches leisten können, z. B. innerhalb kürzester Zeit ganze Telefonbücher auswendig lernen. Doch weltweit sind nur rund 100 Menschen mit derartigen Fähigkeiten bekannt. Bei Raben ist das anders, für sie ist so eine enorme Gedächtnisleistung nicht außergewöhnlich. Aufgrund ihrer Intelligenz und der Fähigkeit zum strategischen Handeln sind diese Vögel ins Visier der Wissenschaftler gerückt – und in das einer Kollegin aus der Abteilung »Wissenschaft« des SWR. Sie berichtete mir kürzlich von einer Szene, die sie auf der Straße beobachtet hatte: Ein Rabe platzierte eine Nuss auf der Straße und wartete ab, bis ein Auto drüber gefahren war. Danach kontrollierte er, ob die Nuss geknackt war und wenn nicht, legte er sie erneut auf die Fahrbahn. Angesichts solcher Leistungen und obwohl wir noch viel zu wenig über Tiere wissen und alles vielleicht nie verstehen werden, ist es doch eine Anmaßung, wenn wir immer nur den Mensch als Maßstab der Dinge nehmen – in Sachen Intelligenz, aber auch in emotionaler Hinsicht.
    Zu denken gibt auch diese Geschichte, die der indische Arzt und Experte für alternative Medizin und Ayurveda Deepak Chopra in seinem Buch Die heilende Kraft

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