Tier zuliebe
beschreibt: In den Siebzigerjahren gab es an der University of Ohio eine Studie zu Herzerkrankungen mit Versuchskaninchen. Den Versuchstieren wurden toxische und cholesterinreiche Substanzen verabreicht. So sollte eine Verstopfung der Arterien hervorgerufen werden, ganz so, wie es bei Menschen passieren kann, wenn sie sich schlecht ernähren. In allen Versuchsgruppen traten dieselben Krankheitssymptome auf, mit einer Ausnahme: In dieser Gruppe registrierte man 60 Prozent weniger Beschwerden, obwohl sie sich äußerlich nicht von den anderen unterschied. Zunächst fand man keine schlüssige Erklärung – schließlich wurden den Tieren dieser Gruppe genau dieselben giftigen Substanzen verabreicht wie den anderen Kaninchen. Nur durch Zufall wurde das große Rätsel gelöst. Der Student, der mit der Fütterung dieser Kaninchengruppe beauftragt war, hielt die Tiere jeweils minutenlang im Arm und streichelte sie, bevor sie das Giftfutter bekamen. Diese intensive Zuwendung hatte den Tieren offenbar geholfen, höhere Widerstandskräfte freizusetzen. Man wiederholte das Experiment mit Kaninchen, die liebkost und solchen, die neutral »abgefertigt« wurden. Die Ergebnisse bestätigten die Wirkung der Streicheleinheiten.
Jenseits der Frage, ob Tiere menschenähnliche Empfindungen haben, beschäftigt sich der britische Biologe und Naturphilosoph Rupert Sheldrake mit einer ganz anderen tierischen Fähigkeit. In manchen Wissenschaftlerkreisen wird Sheldrake als »Galileo des zwanzigsten Jahrhunderts« gehandelt, andere sehen in ihm einen unwissenschaftlichen Spinner – Fakt ist, er untersucht, ob Tiere einen sogenannten siebten Sinn besitzen [genau genommen wäre es natürlich ein sechster Sinn, denn wir zählen ja nur fünf unser Eigen], also ein Gespür für zukünftige Ereignisse. Sheldrake hält es für möglich, dass Tiere über telepathische Fähigkeiten verfügen. Eines seiner Bücher trägt im Original den vielsagenden Titel: Dogs That Know When Their Owners Are Coming Home . 13
Wiederum ganz praktisch wird in der Wissenschaft darüber spekuliert, ob und inwieweit nachgewiesene tierische Fähigkeiten in den Dienst der Menschheit gestellt werden können. Nach dem verheerenden Tsunami im Dezember 2004 stellte man fest, dass in Küstennähe auf Sri Lanka so gut wie keine Tierkadaver gefunden wurden. Man muss davon ausgehen, dass die Tiere das Seebeben rechtzeitig gespürt und sich in Sicherheit gebracht haben. Ein Jahr später zeigte sich eine solche »Vorahnung« auch in einer Schlangenzucht nahe der chinesischen Millionenstadt Nanjing. Wie die Züchter berichteten, begingen die Schlangen eines Tages wie aus heiterem Himmel in ihrem Gehege Selbstmord. Wie besessen schlugen sie ihre Köpfe gegen die Betonwände, bis sie starben. 14 Vier Tage später bebte die Erde mit einer Stärke von 5,2 auf der Richterskala. Inzwischen weiß man, dass Schlangen mit ihrem Innenohr selbst geringste Erschütterungen wahrnehmen können. Doch auch Hühner verhielten sich vor dem Beben auffällig. Chinesische Landwirte beobachteten, wie sie vor dem Erdbeben den Stall verließen und wild umherflatterten.
Die Wertigkeit von Tieren liegt also nicht »nur« darin begründet, dass sie Emotionen erleben, die denen des Menschen ähneln, sondern auch darin, dass sie den Menschen mit der Ausprägung ihrer Sinneswahrnehmung durchaus auch überlegen und vielleicht sogar von Nutzen sein können.
Anders einkaufen
Ich komme gerade vom Einkaufen zurück, als mir meine Mutter über den Weg läuft. Mit Blick auf mehrere Tüten voll Gemüse in meinen Händen fragt sie: »Warum setzt du dich eigentlich so für Tiere ein, dass du sie nicht einmal mehr isst – du magst doch gar keine Tiere?«
Dazu muss ich sagen, dass ich in der Tat übermäßig emotionale Beziehungen zu Tieren nicht nachvollziehen kann und ich z. B. die Sorte perlenbehangener älterer Damen in Baden-Baden, die ihren Pudel oder Chihuahua mit ins Bett nehmen, eher befremdlich finde. Auch um verzogene Haustiere mache ich gerne einen Bogen; obwohl ich keine Angst vor Hunden habe, möchte ich nicht angesprungen werden, und ich streichle auch nicht grundsätzlich jedes dahergelaufene Tier. Aber meine Mutter liegt trotzdem falsch in der Annahme, ich würde Tiere grundsätzlich nicht mögen. Darauf gehe ich jetzt aber gar nicht ein und ich antworte ihr stattdessen: »Ich mag ja auch nicht jeden Menschen und trotzdem muss ich ihn deshalb nicht aufessen.« Ich bin nicht so sicher, ob meine Mutter
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