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Tierarzt

Tierarzt

Titel: Tierarzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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behaupten darf, recht gut darauf. Man muß das Tier ordentlich fest in die Decke einrollen und dabei lediglich den für die Untersuchung oder Behandlung notwendigen Körperteil freilassen: eine verletzte Pfote, den Schwanz und so weiter. In diesem Fall mußte es der Kopf sein. Ich glaube, als Mrs. Bond mich das Tier rasch einwickeln sah, bis nur noch der kleine schwarz-weiße Kopf aus der unbeweglichen Stoffhülle hervorschaute, faßte sie jenes blinde Vertrauen zu mir, das sie mir von da an entgegenbrachte. Alfred und ich standen uns jetzt sozusagen Auge in Auge gegenüber, und er konnte nichts dagegen tun.
    Ich bin wie gesagt ziemlich stolz auf diese kleine Fingerfertigkeit und weiß, daß Kollegen, auch wenn sie mir sonst nicht allzuviel zutrauen, noch heute anerkennend sagen: »Eines kann der alte Herriot wie kein zweiter – eine Katze einwickeln!«
    Wie sich herausstellte, wuchs keine Haut über Alfreds Augen. Das geschah niemals.
    »Er hat eine Lähmung des dritten Augenlids, Mrs. Bond, jener Membrane, die das Auge der Tiere schützt. Bei Alfred hat das Lid sich nicht wieder geöffnet – das Tier ist vermutlich in zu schlechtem körperlichen Zustand. Ich werde ihm eine Vitaminspritze geben und lasse Ihnen ein Pulver da, das Sie ihm unters Futter mischen. Falls es Ihnen gelingt, den Kater ein paar Tage im Haus zu behalten, ist er in ein, zwei Wochen sicher wieder in Ordnung.«
    Die Spritze war kein Problem, denn Alfred, so wütend er auch war, konnte sich in seinem Laken nicht rühren, und damit war mein erster Besuch bei den Bonds beendet.
    Der erste von vielen, vielen. Mrs. Bond und ich standen von Anfang an in freundschaftlichen Beziehungen zueinander, denn ich war jederzeit bereit, Zeit für ihre diversen Schützlinge aufzuwenden: Wenn es galt, eine Außenkatze einzufangen, kroch ich hinter dem Haus auf dem Bauch unter Holzstöße, überredete das Tier mit sanften Worten, vom Baum herunterzukommen, oder verfolgte sie endlos durch den verwilderten Garten. Doch diese Mühe lohnte sich in vielerlei Hinsicht.
    Da war zum Beispiel die Mannigfaltigkeit der Namen, mit denen Mrs. Bond ihre Katzen benannte: Getreu ihrer Londoner Herkunft gab sie vielen Katzen die Namen großer Fußballstars der damaligen Zeit. Es gab einen Eddie Hapgood, einen Cliff Bastin, einen Ted Drake, doch was Alex James anging, unterlag sie einem Irrtum, denn er bekam mit schöner Regelmäßigkeit dreimal im Jahr Junge.
    Mrs. Bond hatte auch ihre eigene Art, die Tiere ins Haus zu locken. An einem stillen Sommerabend beobachtete ich sie dabei zum erstenmal. Die beiden Katzen, die ich untersuchen sollte, waren irgendwo draußen im Garten, und ich ging mit ihr zur Hintertür, wo sie stehenblieb und, die Hände über der Brust gefaltet, die Augen geschlossen, mit einschmeichelnder Altstimme zu rufen begann.
    »Bates, Bates, Bates, Ba-hates.« Abgesehen von einem reizenden kleinen Triller bei »Ba-hates« sang sie die Worte in feierlichem, gleichbleibendem Ton heraus. Dann hob sie wie eine Primadonna in der Oper ein zweitesmal ihren gewaltigen Brustkasten, und wieder drang es gefühlvoll aus ihrer Kehle:
    »Bates, Bates, Bates, Ba-hates.«
    Auf jeden Fall hatte es die gewünschte Wirkung, denn der Kater mit Namen Bates kam im Trab hinter einem Lorbeerbusch hervor. Jetzt mußte noch der andere Patient herbeigerufen werden, und ich wartete gespannt.
    Mrs. Bond nahm abermals die gleiche Haltung ein, holte tief Luft, schloß die Augen, verzog das Gesicht zu einem leisen Lächeln und fing wieder an:
    »Siebenmal-drei, Siebenmal-drei, Siebenmal-drei-hei.« Es war auf die gleiche Melodie wie Bates abgestimmt, mit dem gleichen wohlklingenden Steigen und Fallen am Ende. Aber diesmal war die Wirkung nicht so prompt; sie mußte den Namen ein ums andere Mal wiederholen, und die Töne, die in der stillen Abendluft nachhallten, klangen wie der Singsang eines Muezzins, der die Gläubigen zum Gebet ruft.
    Schließlich hatte sie Erfolg, und eine fette Schildpattkatze schlich sich schuldbewußt ins Haus.
    »Ach, entschuldigen Sie, Mrs. Bond«, sagte ich in beiläufigem Ton, »ich habe den Namen dieser letzten Katze nicht ganz verstanden.«
    »Oh, Sie meinen Siebenmal-drei?« Mrs. Bond lächelte liebevoll. »Das ist ein ganz besonders liebes Tier. Hat siebenmal hintereinander drei Junge geworfen – so kam ich auf den Namen. Er ist doch sehr passend, finden Sie nicht auch?«
    »Aber ja, das ist er. Ganz ausgezeichnet!«
    Noch etwas anderes machte mir Mrs. Bond

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