Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
tierischer Filmpartner so ist. Schon Monate zuvor hat der Darsteller erfahren, um welches Tier es sich handelt, und jetzt, so es da ist, will er es unbedingt kennenlernen. So war es auch, als ich für den zweiteiligen Fernsehfilm »Helen, Fred und Ted« am Set eintraf. Die Hauptdarsteller standen aufgereiht, zufällig so wie es der Titel vorgibt, am Wagen, um die beiden Hunde zu sehen, die für diesen Film engagiert waren. Andrea Sawatzki, Friedrich von Thun und Christian Berkel, der in der jüngsten Stauffenberg-Verfilmung »Operation Walküre« neben Tom Cruise spielte. Bei »Helen, Fred und Ted« stimmte einfach alles: das Drehbuch ebenso wie das hochkarätige Schauspielerteam, das von der talentierten Regisseurin Sherry Hormann professionell durch diese augenzwinkernde Geschichte über Normale, Wahnsinnige und solche, die es werden wollen, geführt wurde. Nun fehlte noch das Tüpfelchen auf dem i, das, was oft das Salz in der Suppe ist: die Tiere. Lola, unnachahmlich süß, aus Ungarn angereist und zum Liebling aller erkoren, in ihrem viel zu großen rehbraunen Welpenfell, und einer der genialen Urenkel von Pelzchen, Gentleman Flaucher, der sich als Partner von Andrea Sawatzki an deren Fersen heftete. Die sympathische Andrea harmonierte wunderbar mit Flaucher. Friedrich
von Thun hatte das Vergnügen, mit Lola zu arbeiten. Seine Augen glänzten, als ich ihm die zehn Wochen alte Vizslahündin vorstellte. Hier stimmte die Chemie zwischen Tier und Schauspieler vom ersten Moment an, selbst nach Drehschluss wollte man sich gar nicht von den Vierbeinern trennen. Auch die Hunde haben sich intensiv auf ihre menschlichen Partner eingelassen, ein wahres Vergnügen für mich, das zu beobachten. Diese acht Wochen Drehzeit waren wie im Flug vorbei, und möglicherweise hat Herr von Thun mittlerweile einen eigenen Hund. Danke an dieses Team, auch von Lola und Flaucher!
Liebe auf den zweiten Blick
Nicht immer ist es pure Freude, wenn Darsteller und Tier sich treffen. Es können Unsicherheiten mitspielen und natürlich auch eine Spur Angst. Diese Mischung aus Furcht und Vorfreude muss ich, insbesondere wenn mit Kindern gedreht wird, richtig einschätzen. Beim 2010 gedrehten Kinder-Weihnachtsfilm »Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel« war ich für die Aufnahmen mit Freya, einer reizenden Rentierdame, im Salzburger Land unterwegs. Die Kinder, die im Film mit dem Rentier arbeiteten, konnten es kaum erwarten, dieses Weihnachtsmann-Tier endlich zu sehen und anzufassen. Ich ließ sie das Trubel durchaus gewohnte Tier erst mal füttern. Kleine Kartöffelchen und bestimmte Flechten mag Freya am liebsten. Als es dann vor die Kamera ging, waren die Kinder mit dem Tier so vertraut, dass sie weder ängstlich noch zu euphorisch reagierten.
Mit Rentieren ist das übrigens so eine Sache: Sollten Sie den Wunsch haben, mit so einem Vertreter der Tierwelt zu kuscheln, so muss ich Sie enttäuschen. Rentiere sind brav und durchaus an der Erfüllung einer Aufgabe interessiert, jedoch sind es keine Kuscheltiere, auch wenn uns die amerikanische
Weihnachtswerbung etwas anderes vorgaukelt. Sie würden Ihren Liebling ohnehin bald nicht wiedererkennen: Das jährlich neu nachwachsende Geweih hat jedes Mal eine andere Form.
Auch die Filmcrews freuen sich tierisch auf die Filmtiere. Oft ist so ein Team wochenlang auf engstem Raum zusammen, fern der Heimat arbeiten sie alle Tag für Tag Hand in Hand. Tiere und andere Sensationen sind da immer eine willkommene Abwechslung, die frischen Wind in die eingefahrenen Abläufe bringt. So werden die Tiere vom Team liebevoll aufgenommen und verwöhnt – und ich meist gleich mit. Ein Gefühl der Zusammengehörigkeit macht sich schnell breit, nicht umsonst sprechen wir von unserer großen Familie der Filmschaffenden.
Profis bei der Arbeit
In erster Linie ist das Filmtier nicht darauf angewiesen, dass der Schauspieler mit ihm kooperiert. Der Grund liegt in der Ausbildung des Tieres. Ich kann mich nicht auf die Tierfreundlichkeit eines jeden Schauspielers verlassen, und ganz nebenbei hat dieser ja noch seinen Job zu bewältigen. Ein Schauspieler spielt, spricht, schreit, lacht, stottert, weint, agiert körperlich, hat den ganzen Text aus dem Drehbuch im Kopf und ruft diesen dann vor laufender Kamera ab, das erfordert abgesehen vom Können natürlich auch höchste Konzentration.
Das Tier dagegen erhält von mir Kommandos, um mit dem Schauspieler zu agieren. Mit einer Attrappe bringe ich dem Hund bei, die
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