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Tiere

Tiere

Titel: Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Reinlassen wollte ich es trotzdem nicht, aber dann begann die Unterseite der Tür zu wackeln, als würde jemand dagegen treten. Der untere Riegel ist nicht so stabil wie der obere, und da es so aussah, als würde er gleich abreißen, lief ich los, schob beide Riegel zurück und machte die Tür auf.
    Das Dicke fiel fast auf mich. Es kam torkelnd reingestürzt und krachte lang ausgestreckt auf den Boden. Es versuchte, sich an einem Tisch hochzuziehen, kippte ihn dabei aber nur um. Es sagte die ganze Zeit Sachen wie: «Mach auf, verdammt!», und «Mach mir ein Bier! Sofort!», und benahm sich, als würde es denken, es wäre immer noch ein richtiger Pub. Da erkannte ich es wieder. Das Dicke war immer zu den geschlossenen Gesellschaften gekommen und hatte sich total eklig und ungehobelt benommen. Es hatte einen fetten Bauch, der ihm über den Hosenbund hing und auf den es immer schlug und sagte: «Alles bezahlt!» Als ich sah, wie esdasaß und nach einem Drink brüllte, musste ich daran denken, wie es immer über mich gelacht hatte, wenn mein Papa nicht da war, und wie es mir einmal ein Bein gestellt hatte, als ich vorbeigegangen bin. Ich dachte daran, wie oft es mich schikaniert hatte, und verriegelte die Tür.
    «Ich habe etwas Whisky da», sagte ich.
     
    Das Paar, das ich in der vergangenen Nacht im Biergarten gesehen hatte, war keinen Deut besser. Sie hätten es verdient, am gleichen Ort zu sein. Ich ging zum Tor, um zu schauen, wie die beiden reingekommen waren. Ich rechnete damit, dass es aufgebrochen wurde, aber da es heil war, muss ich doch vergessen haben, es abzuschließen. Das bedeutete allerdings noch lange nicht, dass sie einfach reinkommen durften. Ich schaute zu der Stelle, wo sie gestanden hatten, aber jetzt bei Tageslicht wirkte sie anders, so als hätte ich geträumt oder so. Ich wusste jedoch, dass ich nicht geträumt hatte. Und dann sah ich etwas Weißes am Boden.
    Zuerst dachte ich, es wäre ein Taschentuch. Das machte mich wütend, denn was sie getan hatten, war schon schlimm genug, ohne dass sie auch noch ihren Müll liegenließen. Ich wollte es aufheben, doch als ich näher kam, sah ich, dass es kein Taschentuch war. Es war eines von diesen Gummidingern, die sich Männer überziehen.
    Ich starrte es nur an. Sie hatten es wie die Tiere getrieben und dann dieses Ding fallen gelassen, wo es jeder finden kann. Und das Schlimmste war, dass ich derjenige war, der es wegräumen muss.
    Ich nahm einen Rohrstock aus einem der Blumenkästen am Fenster, die meine Mama früher bepflanzte. Sie hatten immer schön und farbenfroh ausgesehen, doch jetzt sinddarin nur noch Dreck und Rohrstöcke und tote Zweige. Ich ging wieder zu dem Gummiding und hob es mit dem Stockende auf. Es war schlaff wie ein Ballon, aus dem die Luft raus war. Außerdem war es durch das Zeug im Inneren total nass, und ich versuchte, die Luft anzuhalten, damit ich nicht irgendwelche Keime abbekam. Auf dem Weg zur Mülltonne rutschte es mir vom Stock. Nachdem ich es erneut aufgehoben hatte, rutschte es wieder runter. Und als ich den Stock höher hob, damit es hängen blieb, flatterte es runter und fiel mir genau auf die Hand.
    Es war total kalt und klebrig und eklig. Ich ließ den Stock fallen und schüttelte es ab, doch es war, als könnte ich es immer noch auf meiner Haut spüren. Mir wurde schlecht. Ich lief in die Küche und hielt meine Hand unter den Wasserhahn und spritze Spülmittel darauf. Dann schrubbte ich mich gründlich bis zum Ellbogen mit der Bürste, die meine Mama für den Boden benutzt hatte. Da ich mich trotzdem noch schmutzig fühlte, ließ ich Wasser ins Spülbecken ein und wusch mich von oben bis unten. Beim Ausziehen zerriss ich mein T-Shirt , aber das war mir egal. Selbst als ich Spülmittel ins Auge bekam, kümmerte ich mich nicht darum, obwohl es echt höllisch wehtat. Ich hielt einfach den Kopf unter den Hahn, bis das Stechen etwas nachließ, und schrubbte mich dann weiter.
    Nachdem ich das Gefühl hatte, alles abgewaschen zu haben, zog ich ein sauberes T-Shirt an und ging wieder nach draußen. Ich nahm einen Plastikbeutel und einen neuen Rohrstock mit und ging zu der Stelle, wo der Pariser gelandet war. Anstatt ihn aufzuheben, hebelte ich ihn dieses Mal nur in den Beutel, und tat dann das Gleiche mit dem Stock von vorhin. Die Mülltonne war fast voll, doch ich presstealles nach unten, bis genug Platz war, und warf den Beutel rein.
    Ich war nur froh, dass ich das Ding gefunden hatte, bevor Cheryl und Karen kamen. Sie

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