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Tiere

Tiere

Titel: Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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der Laden, in den ich sonst gehe, der ist nämlich sonntags geschlossen. Der Chinese ist nicht so gut, denn der Fisch schmeckt immer irgendwie komisch. Ich glaube, sie braten ihn in Pflanzenöl und nicht in Fett, wie es sich gehört. Das Gute an dem Laden ist aber, dass man immer eine Riesenportion Pommes kriegt.
    Zuerst ging ich zum Zeitungshändler. Der Mann beachtete mich nicht, als ich reinkam, aber das ist immer so. Er ist ungehobelt. Er las gerade eine Zeitung, auf der Titelseite war ein Bild von einer Frau, die kaum etwas anhatte. Ich sagte gar nicht erst hallo.
    Ich ging zu dem Regal, in dem die Videos sind. Die Auswahl ist nicht besonders groß, und die besten hatte ich bereits fast alle gesehen. Aber er hat trotzdem ein paar gute Filme. Eigentlich wollte ich nur einen ausleihen, aber dann dachte ich, ich könnte auch einen mitnehmen für den Besuch vonCheryl und Karen. Falls es regnen sollte, hätten sie ja vielleicht Lust, einen Film anzugucken. Für diesen Abend entschied ich mich für
Star Wars
. Ich hatte ihn zwar schon tausendmal gesehen, aber das war schon länger her. Außerdem ist es ein Film, den man immer wieder sehen kann. Die Spezialeffekte sind großartig.
    Aber ich wusste nicht, welchen ich für Cheryl und Karen mitnehmen soll. Ich hatte keine Ahnung, was für Filme sie mögen. Und bei dem Gedanken, dass sie in den Pub kommen – dass sie tatsächlich kommen, schon morgen   –, wurde ich total aufgeregt und konnte nicht mehr richtig denken. Schließlich nahm ich
Bambi
. Den habe ich immer gerne gesehen. Besonders den Teil, wo Bambi erwachsen ist und gegen die Hunde kämpft, um seine Freundin zu beschützen. Wenn sie den Felsen hochklettern, um davonzukommen, und man denkt, die Hunde würden sie gleich kriegen, kann ich gar nicht hingucken. Obwohl man weiß, dass die Hunde sie nicht kriegen werden. Früher hatte ich immer Angst davor, dass es ein anderes Ende geben könnte und Bambi und seine Freundin vom Felsen rutschen und in Stücke gerissen werden.
    Aber mittlerweile habe ich ihn so oft gesehen, dass ich eigentlich keine Angst mehr davor habe. Und wenn ich daran dachte, diese Szene mit Cheryl zu sehen, wurde mir ganz warm ums Herz. Mir fiel ein, dass auch Karen da sein wird, und als ich mir vorstellte, wie ich zwischen den beiden auf dem Sofa sitze, bekam ich ein flaues Gefühl im Magen.
    Ich hörte auf, darüber nachzudenken, und ging mit den Hüllen von
Bambi
und
Star Wars
zum Zeitungshändler. Ich reichte sie ihm, denn die Videokassetten sind in einem Regal hinter der Theke, aber er beachtete mich nicht undlas einfach seine Zeitung weiter. Da ich mir blöd vorkam, so dazustehen und sie ihm hinzuhalten, legte ich sie neben die Kasse und wartete. Nach einer Weile legte er die Zeitung weg und nahm die Hüllen, ohne danke oder hallo zu sagen. Als er sah, welche Filme es waren, setzte er ein fieses Grinsen auf.
    «Du deckst dich für den Feiertag ein, was?», meinte er. Ich nickte. Er drehte sich um und suchte das Regal hinter ihm ab. «Du weißt genau, wie man richtig auf den Putz haut, oder?», sagte er.
    Normalerweise gehe ich nicht auf ihn ein. Doch ich hatte genug davon, dass er sich immer über mich lustig macht, und sagte: «Ja. Ich kriege Besuch.» Ich wartete darauf, dass er etwas sagt, aber er steckte nur ein Video in eine der Hüllen. Deshalb sagte ich: «Meine Freundin und eine Freundin von ihr.»
    Da schaute er sich um. «Du hast eine Freundin?», meinte er, und ich sagte: «Ja.» Natürlich war Cheryl eigentlich nicht meine richtige Freundin, aber es fühlte sich gut an, es zu sagen.
    «Also, leck mich doch», meinte der Zeitungshändler. Einerseits freute es mich, dass ich ihn überrascht hatte, andererseits machte es mich traurig. Als hätte ich etwas verdorben, weil ich es ihm erzählt hatte.
    Er lächelte mich komisch an, aber eigentlich war es kein Lächeln, wenn Sie wissen, was ich meine. Mir war ein bisschen unbehaglich zumute, und ich wünschte, er würde sich beeilen und mir endlich die Videos geben. «Sie kommt also vorbei, um ein paar Filme mit dir zu gucken, ja?», meinte er. Er schien vergessen zu haben, dass ich gesagt hatte, dass auch eine Freundin von ihr kommt, aber ich hatte keineLust, es zu erklären. Ich dachte, er würde noch etwas sagen, aber er drehte sich nur um und suchte wieder das Regal mit den Videos ab. Er musste sich tief bücken, um eins von ganz unten rauszuziehen, und stand dann mit dem Rücken zu mir, während er es in die Hülle

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