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Tiere

Tiere

Titel: Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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steckte.
    «Na ja, dann hoffe ich, dass du und deine Freundin Spaß mit den Filmen habt», sagte er, während ich bezahlte. Er hatte ein Gesicht aufgesetzt, als hätte er etwas Lustiges gesagt. Beim Rausgehen rief er mir hinterher: «Schönen Feiertag.» Er grinste, als würde er über mich lachen oder so.
    Er hatte mir ein bisschen die Laune verdorben. Doch sobald ich draußen war, versuchte ich ihn zu vergessen. Ich konnte mich auf
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und Fish and Chips freuen. Und dann gab es noch den morgigen Tag.
    Der chinesische Fish-and-Chips-Laden liegt an der Hauptstraße, deswegen ist dort normalerweise immer viel los. Doch dieses Mal war kein Mensch zu sehen, er war nämlich geschlossen. Aber als ich durch die Fenster schaute, kam jemand und schloss die Tür auf.
    Die Chinesin, die dort arbeitet, sieht immer so aus, als wäre sie wegen irgendwas total sauer. Sie schrieb meine Bestellung auf und verschwand wieder im Hinterraum, während ich mich auf einen der Stühle setzte. In einem englischen Imbiss gibt es nie welche.
    Hinter dem Glastresen wurden Beutel mit Krabbenchips warm gehalten. Ich habe mich schon immer gefragt, wie die wohl schmecken, aber ich glaube, sie passen nicht zu Fish and Chips. Aber dabei kam ich auf einen anderen Gedanken, und als die Frau zurückkam und meine Pommes aus der Fritteuse schaufelte, sagte ich: «Kann ich bitte etwas Krumen haben?»
    «Krumen?», fragte sie und starrte mich an. Es klang komisch, so wie die Chinesen eben reden.
    «Sie wissen schon», sagte ich. «Krumen.» Ich dachte, jeder wüsste, was das ist.
    «Was für Krumen?», fragte sie wieder. Dieses Mal klang sie ein bisschen gereizt.
    «Fischreste», erklärte ich ihr, aber sie starrte mich nur an, als würde ich in einer fremden Sprache reden. «Die da», sagte ich und zeigte auf die ganzen Krumen hinter dem Glastresen. Sie guckte darauf und meinte: «Sie wollen Saveloy?»
    «Nein», sagte ich. «Ich meine diese Bratreste da.» Ich zeigte auf eine Stelle, wo nichts anderes in der Nähe war.
    Sie schaute mich an, als wäre ich blöd. «Sie wollen das da?» Ich sagte ja. Ich wünschte, ich hätte nicht danach gefragt. Sie schüttete die Pommes in einen Styroporbehälter und legte ein Stück Fisch darauf. Ich dachte, sie würde etwas Krumen drüberstreuen, aber sie nahm einen anderen Behälter und begann ihn zu füllen. Sie räumte den ganzen Tresen leer und schaufelte die echt ekligen, verbrannten und fettigen Krumen hervor. Es waren so viele, dass sie die Metallkelle obendrauf pressen musste, damit sie nicht runterfielen, als sie den Behälter einpackte. Und dann berechnete sie mir auch noch fünfzig Pence extra dafür. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich nicht gefragt. Aber ich wollte mich auch nicht beschweren. Dann wird man nur angeblafft.
    Als ich nach Hause kam, waren der Fisch und die Pommes noch warm, aber die Krumen kalt. Da das Fett auf ihnen weiß und hart geworden war, stellte ich sie in den Ofen, damit sie warm werden, während das Teewasser kocht.
    Ich dachte immer, dass diese Styroporbehälter hitzebeständigsind. Aber dieser war es nicht. Kaum hatte ich mich abgewandt, roch es auch schon verbrannt. Als ich mich umschaute, schossen die Flammen aus dem Herd.
    Ich geriet nicht in Panik. Ich packte den Feuerlöscher, der neben der Spüle hängt, und zielte damit auf den Ofen, so wie man es machen soll. Die Feuerwehr hatte meinem Papa gesagt, dass er einen Feuerlöscher haben muss, und jetzt war ich froh, dass wir einen hatten. Aber er funktionierte nicht. Ich schüttelte ihn und richtete ihn wieder auf den Herd, aber nichts geschah. Die Flammen wurden echt hoch, und ich wollte schon aus der Küche laufen, doch dann sah ich, dass die Spüle voller Geschirr stand. Ich packte eine Pfanne, in der Wasser war, und schüttete es über den Ofen.
    Es zischte total laut, und das Feuer ging sofort aus. Ich bereitete mich darauf vor, die Pfanne wieder mit Wasser zu füllen, aber es war nicht nötig. Allerdings hatte es echt eine Schweinerei veranstaltet. Der Styroporbehälter war ganz schwarz und angeschmolzen, und die Küche stank. Der Ofen und die Wand dahinter waren auch schwarz, und alles war voller Krumen und Wasser und den Buchstabennudeln aus der Pfanne.
    Ich zitterte am ganzen Leib. Dann brachte ich schnell den Behälter raus in den Biergarten, für den Fall, dass er wieder aufloderte. Ich weiß, dass ein Feuer manchmal wieder aufflackern kann, aber der Behälter war so nass, dass nichts mehr passierte. Ich

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