Tiere
wünschte mir, sie würden mich in Ruhe lassen und weiterfahren, aber dann sagte sie: «Es ist nicht weit von hier, oder? Wir können dich mitnehmen.»
Das war das Letzte, was ich wollte. Ich wusste, dass man niemals bei Fremden ins Auto steigen soll, und obwohl sie gesagt hatte, dass sie mich kennen würde, kann man nichtvorsichtig genug sein. Und dann war da dieser Geruch. Im Wagen war er bestimmt noch schlimmer. Außerdem wollte ich den Einkaufswagen nicht stehenlassen. «Nein danke», sagte ich. Erst schien sie richtig enttäuscht zu sein, dann lächelte sie wieder und sagte: «Na ja, wahrscheinlich bekommst du bei der Bewegung Appetit aufs Sonntagsessen, oder?» Als ich ja sagte, meinte sie: «Kocht denn wenigstens jemand für dich?»
Ich hatte Angst, dass sie mir anbieten würde, es zu tun. Fast hätte ich gelogen und gesagt, dass jemand für mich kochen würde, aber wenn sie mich gefragt hätte, wer wäre ich total durcheinandergekommen. Deshalb sagte ich nein, und sie fragte: «Ach, dann bist du nicht verheiratet?»
Ich spürte, wie ich rot wurde. Ich schüttelte den Kopf, und die Frau lächelte, als hätte sie etwas echt Lustiges oder Nettes gesagt. «Und was ist mit einer Freundin?», fuhr sie fort. Ich wünschte, sie würde den Mund halten. Wenn man nein sagt, ist es total peinlich, weil die Leute dann denken, dass mit einem etwas nicht stimmt. Doch während ich noch überlegte, was ich sagen soll, lachte sie und meinte: «Oje! Du wirst ja rot! Wie heißt denn die Glückliche?»
Jetzt konnte ich nicht mehr sagen, dass es keine geben würde, und öffnete nur den Mund und sagte: «Cheryl.» Kaum hatte ich es gesagt, fühlte ich mich echt gut. Eigentlich war es ja auch gar nicht gelogen oder so. Am nächsten Tag wollte sie mich besuchen, also war sie auf eine Art tatsächlich meine Freundin.
Jetzt grinste die Frau regelrecht, was mir aber ziemlich egal war, selbst als sie sagte: «Und wie lange kennt ihr euch schon?»
Ich überlegte, wie lange ich schon mit ihr und Karen ineinem Büro arbeite, und sagte: «Ungefähr seit drei Monaten.» Die Frau meinte: «Und, habt ihr schon die Verlobung geplant?» Ich wusste nicht, was ich dazu sagen soll, aber der Mann meinte: «Hilda, du machst den jungen Mann ja ganz verlegen», und beide lachten. Aber nicht böse, und ich fand es nicht schlimm. Es war irgendwie ein schönes Gefühl, sagen zu können, dass Cheryl meine Freundin ist. Ich fühlte mich echt gut und sagte: «Ich sehe sie morgen.»
«Ach, das ist schön», sagte sie. «Wollt ihr ausgehen?» Daran hatte ich nicht gedacht und sagte: «Nein. Sie kommt mich nur besuchen.» Dann sagte die Frau: «Also planst du ein schönes, romantisches Essen, was?» Ich wurde wieder rot. So hatte ich das noch gar nicht gesehen, aber ich nickte. «Gibt es etwas Exotisches?», fragte sie. «Hotdogs und Chips», sagte ich.
Das klang wohl nicht gerade exotisch, und sie sah ein bisschen überrascht aus. Aber dann sagte sie: «Ach so, ein Buffet?» Das Wort gefiel mir, deshalb sagte ich ja. «Ist das nicht nett, George?», meinte die Frau, und der Mann sagte: «Ja, großartig.»
Jetzt störten mich die beiden nicht mehr so sehr. Ich war froh, dass ich ihnen von Cheryl erzählt hatte. Ich hatte noch nie eine Freundin gehabt. Auf jeden Fall noch keine richtige. Es war echt ein gutes Gefühl. «Bist du sicher, dass wir dich nicht mitnehmen sollen?», fragte die Frau, und ich sagte, dass es nicht nötig ist. «Na ja, ich freue mich jedenfalls, dass wir dich zufällig mitten auf der Straße getroffen haben», sagte sie, und da ich gute Laune hatte, wollte ich einen Witz machen.
«Ich bin froh, dass sie mich nicht getroffen haben, das hätte nämlich wehgetan», sagte ich. Ich merkte, dass sie denWitz nicht kapiert hatte, und sagte: «Getroffen. Mit dem Wagen», und nach einer Weile lachte sie und der Mann auch. «Du musst mal zum Essen bei uns vorbeikommen. Und bring deine Freundin mit», sagte sie.
Das fand ich echt nett von den beiden. Seit meiner Kindheit hat mich niemand mehr zum Essen eingeladen. Ich sagte, dass ich gerne kommen würde, dann verabschiedeten sich die beiden und fuhren davon. Ich winkte, aber ich glaube, sie haben es nicht gesehen.
Das Gespräch hatte mich aufgeheitert. Ich wünschte, ich könnte mich erinnern, wer sie waren. Aber ich mochte sie. Und ich hatte gemerkt, dass sie mich auch mochten. Sonst hätten sie mich nicht zum Essen eingeladen. Erst als ich nach Hause kam, fiel mir ein, dass ich gar nicht
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