Tierische Lust: Erotische Stories (German Edition)
ich langsam nicht mehr hören.
Ich trank viel mehr als mir gut tat.
Er
erschien mir zudem immer öfter in meinen Träumen, und sein ganz eigener Geruch schien irgendwie in meiner Haut zu stecken. Mit Lydia redete ich schon seit einer ganzen Weile nicht mehr. Ich scheiß auf dieses Miststück von Tigerin und ihre penetrante Gier, alles wissen zu müssen – vor allem, da ich selbst nicht die leiseste Ahnung hatte, was da vor sich ging. Jetzt war ich jeden Samstagabend im
Hellfire
, hoffte ihn dort zu treffen, an seine Telefonnummer zu kommen oder ihm meine zu geben.
Ich schlief immer weniger. Dafür ging ich immer öfter ins Sportstudio und trainierte wie besessen stundenlang, meist bis einer der Bediensteten dort zu mir kam und mich freundlich aber bestimmt darauf hinwies, dass sie gleich schließen müssten. Dann schnappte ich mir den inzwischen schweißgetränkten Beutel mit meinen Sportsachen und lief durch die leeren nächtlichen Straßen und hoffte, ihm irgendwie dort zu begegnen, hoffte, er würde sich auf einmal aus einem der vielen Schatten um mich her lösen und vor mir stehen …
Es dauerte fast sechs Wochen, nachdem ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte, bevor er aus dem Schattenreich des Virtuellen auftauchte – in Form einer dürren E-Mail:
»Komm heute Abend ins Hellfire
Morgen.
Kleide dich schlicht und einfach – dein Künstler«
Ich war entsetzt. Wie konnte er es wagen, mich herumzukommandieren? Ich kannte ihn kaum – nun, verdammt, ich kannte ihn überhaupt nicht! Was zum …
Doch ich
musste
hingehen. Ich spürte, dass jedes Bisschen in mir, das noch gesunden Menschenverstand hatte sich dagegen wehrte, mich anschrie, nicht hinzugehen, doch jedes Fitzelchen meines Herzens schrie
Ich muss da hin!
, sonst würde es explodieren. Ich hatte keine Wahl. Ich musste da hin.
Wie konnte ich überhaupt wissen, dass er das war, und nicht irgendein böser Scherz von Lydia? Wie komisch, jetzt hier im Dunkeln darüber nachzudenken – seine Mailadresse war was mit »irgendwasarachne@Yahoo«. Aber spielt das jetzt noch eine Rolle? Ich zittere immer noch. Wieso zittere ich denn immer noch, obwohl es nicht kalt ist? War da nicht eben wieder dieser komische Ton?
In dieser Nacht trug ich mein altes weißes Lieblingskleid, das mit den Schlitzen auf beiden Seiten. Es gab nur ein paar Knöpfe am Kragen, ansonsten war es äußerst schlicht. Dazu ein paar schwarze Pumps, von eher bescheidener Höhe, und eine dünne schwarze Strumpfhose, die meine schokoladenfarbene Haut glitzern ließ. Meine schulterlangen Dreadlocks hatte ich mit einem weißen Schal gebändigt, den ich mir um den Kopf gewickelt und mit einer goldenen Hutnadel festgesteckt hatte. Ich hatte nicht viel bei mir, kaum mehr als den Eintritt für den Club, meinen Ausweis und meine Lotsenkarte für das Taxi zurück. Dann warf ich mir noch meinen Mantel über, weniger, weil es kalt war, doch er fühlte sich wie ein wohltuender Schutzschild an gegen die Welt um mich herum. Mir war klar, dass alle sehen würden, wie offen und verletzlich ich mich heute Nacht fühlte.
Der Club brummte in dieser Nacht, und auf dem Klo zogen sich die Mädels schon eine
Line
nach der anderen in die Nase, bevor sie sich den Männern draußen entgegen warfen, die gleich wie Kletten an ihnen hängen würden und darum bettelten, sich zu ihren Füßen einen ‘runterholen zu dürfen – hübsche und hässliche Cross-Dresser, geile Männer. Lauter verzweifelte Seelen, und ich war eine von ihnen. Ich holte mir an der Bar ein Mineralwasser und wartete. Und wartete. Und wartete. Gerade wollte ich mich schon umdrehen und gehen, da sah ich ihn auf einmal. Er war dabei, eine abgetragene Lederjacke an der Garderobe abzugeben. Unsere Blicke trafen sich und ich schaute tief in diese dunkelbraunen Augen. Sein breites, warmes Lächeln kam zu mir zurück. Ich war ihm auf der Stelle verfallen.
Dann schälte er sich aus seinem hautengen weißen T-Shirt und stopfte es in seinen Schulterbeutel mit den Seilen. Jetzt stand er vor mir mit seiner unglaublich weichen und glatten Haut und seinem drahtigmuskulösen, schlichtweg perfekten Oberkörper. Er kam auf mich zu und reichte mir seine Umhängetasche, um sich auch ein Wasser zu holen. Dann kam er zurück, legte mir seine kräftige linke Hand auf die Schulter und schaute mir tief und wissend in die Augen. Mir fiel die Kinnlade herunter, und seine Berührung machte mich regelrecht besoffen. In diesem Moment schwor ich mir: Wenn ich es jetzt erleben
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