Tierische Lust: Erotische Stories (German Edition)
gedrückt, als wäre ich ein Kind. Und weiß Gott, ich habe auch wie eins geschrien, doch wer hätte mich schon hören sollen? Und dann, viel zu schnell, furchtbar schnell fiel er vornüber ins eiskalte Wasser und riss mich mit hinein. Es schloss sich über meinem Kopf und gluckerte in meinen Ohren, riss mich in ein Dämmerlicht, weg vom hellen Tag über mir.
Keine Luft!
Ich kratzte ihn wie eine strampelnde Katze, versuchte verzweifelt, nach oben zu kommen, panisch hin und her gerissen zwischen dem Impuls lauter zu schreien oder die Luft anzuhalten, um zu überleben. Doch er hielt mich unter Wasser fest. Schon nach ein paar Sekunden schien alles ganz langsam zu werden, und ich fühlte, gleich würde ich die Besinnung verlieren. Ich war am Ertrinken, ich wusste es mit unglaublicher Klarheit. Und, komisch – in dem Moment als ich das begriff wich die Panik von mir, und eine seltsame Stille folgte.
Doch … ich wurde nicht ohnmächtig, und der Drang Luft holen zu müssen verschwand. Vielleicht war ich ja schon tot?
Er war wieder zum Seehund geworden, und nun beugte er sich zu mir vor und leckte mein Gesicht. Zwischen uns schwebten diese irisierenden grünlichen Leuchten, wie um mich zu bestärken oder … um sich zu verabschieden … Ich fühlte mich unendlich langsam, fast wie gelähmt und schaute ihn ratlos an. Dann begann er von mir weg zu treiben, drehte sich noch einmal um und schwamm davon.
Ich schaute ihm nach und bewunderte die anmutigen Wellenbewegungen seines Körpers, die ihn knapp über dem Meeresboden vorantrieben. Fasziniert beobachtete ich, wie er graziös durchs Wasser schoss, sank dabei tiefer, bis auf den sandigen Grund, und vergaß alles, was mit der Oberfläche zu tun gehabt hatte, das Sonnenlicht, die Luft. Jetzt war er schon ein gutes Stück entfernt. Gleich würde ich ihn aus den Augen verlieren. Doch nun hielt er an und drehte sich nach mir um, schaute mich an, wie ich alleine auf dem Meeresboden saß. Was …? Verärgert, ohne zu wissen warum, schaute ich an mir herunter.
Unmöglich
.
Ich bewegte mich, ungläubig staunend, einfach um sicher zu sein, dass meine Augen mir keinen Streich spielten. Flossen mit Schwimmhäuten bewegten sich dort, wo meine Arme gewesen waren, und als ich meine Beine ausstrecken wollte, um mich vom Boden abzustoßen passierte … gar nichts. Ich hatte nämlich keine mehr. Da lehnte ich mich vornüber und trat aus, mit beiden Beinen gleichzeitig, oder besser mit dem, was einmal meine Beine gewesen waren, und schoss auf einmal voran. Das Wasser rauschte über mich und hob mich hoch, bevor ich langsamer wurde und wieder zu sinken begann. Ein weiterer kräftiger Schlag, und noch einer, und wir waren schon wieder viel näher beieinander. Er drehte sich wieder um und schwamm vor mir her. Ich schaute genau hin, wie er sich bewegte und machte es nach. Schon bald hatte ich den Bogen ‘raus und glitt neckisch ganz dicht an ihm vorbei. Dann zog er wieder von hinten vorüber und ließ dabei seinen geschmeidigen, seidigen Körper sachte an meinem entlang gleiten, und so ging das lange zwischen uns hin und her, bis er auf einmal steil aufwärts schoss und die sonnenüberflutete Oberfläche über uns durchbrach. Ich folgte ihm nach oben, und gleich darauf schien sich mein ganzer Körper mit einem Riesenschwall Luft regelrecht vollzusaugen. Ich lachte freudig – es fühlte sich zumindest so an –, als ich mich umschaute und eine Welt erblickte, die ich nie zuvor gesehen hatte. Überall um mich her war nur Wasser; es erstreckte sich endlos nach allen Seiten bis zum Horizont, und der Himmel war eine majestätische Kuppel über uns – eine Welt, die endlos schien und von strahlender, betörender Schönheit erfüllt war.
Seine kalte, nasse Nase stupste mich zärtlich unter meinem Ohr und kitzelte mich mit den Schnurrhaaren.
Ich wollte lachen, und vielleicht lachte ich auch, wenn solche Seehund-Dinger denn lachen können … und es gab nur einen einzigen Gedanken in meinem Kopf:
Das ist einfach nur … unglaublich!
Wieder stupste er mich an, und diesmal drückte er mich gleich darauf übermütig wieder unter Wasser, schmiegte sich ganz fest an mich und ging nicht wieder weg, und jetzt antwortete mir eine Stimme in meinem Kopf, die ich noch nie zuvor gehört hatte:
Ja, genau das hab’ ich dir schon die ganze Zeit sagen wollen!
Fahrtunterbrechung
von Julie Cox
Joey rieb sich wieder einmal die müden Augen, die immer öfter zufallen wollten, schüttelte einmal mehr den Kopf
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