Tierische Lust: Erotische Stories (German Edition)
und zwang sich wach zu bleiben. Sein Kopf wog schwer auf seinen Schultern, zu schwer. Er räkelte sich ein wenig in dem jetzt viel zu bequemen und perfekt gefederten Fahrersitz. Nach einem tiefen Atemzug griff er nach der dünnen Styroportasse, die in dem Getränkehalter steckte. Da war noch ein kleiner Schluck Kaffee vom letzten Tankstopp übrig. Wie lange war das her? Er wusste es nicht mehr. Kaum hatte er den Kaffee hinuntergekippt, verzog er das Gesicht. Nein, es machte wirklich keinen Unterschied, ob er heiß oder kalt war wie jetzt. Was für eine eklige Brühe! Er schüttelte sich leicht, schluckte ihn aber trotzdem. Dann ein Griff zum Radio. Er stellte es an und startete den Sendersuchlauf. Doch schon bald drückte er leicht genervt auf die Ausschalttaste. Da war nichts, was ihn jetzt genügend aufpeppen würde, und schon der Gedanke an seine tausendmal genudelten CDs ließ ihm beinahe schlecht werden. Nein, so ging das nicht weiter. Er sollte möglichst bald irgendwo anhalten, wurde ihm unmissverständlich klar. Anhalten und sich in die kleine Schlafkoje über ihm zurückziehen. Schon der Gedanke daran war ungeheuer erleichternd, und er musste wohl wirklich sehr müde sein, dass ihm diese dünne, schmale Matratze dort hinter ihm einladend vorkam. Nein, sich irgendwo am Straßenrand hinzustellen war eher keine gute Idee. Er hatte das schon mal gemacht, aber irgendwie hatte eine Schlange es geschafft, sich auf dem warmen Motor einzurollen. Doch schon die Erinnerung an den Qualm und den beißenden Gestank kurz nachdem er wieder losgefahren war reichte ihm. Nee, nicht noch mal. Er wollte zumindest versuchen, irgendwo in einer zivilisierteren Gegend, wo es keine Schlangen gab, zu übernachten. Etwas blitzte weit vor ihm kurz in der Dunkelheit auf, wahrscheinlich eine Leuchtreklame. Er fand seine Vermutung bald bestätigt, als er näher kam und die stark bemoosten Bäume zu beiden Seiten der Straße weiter auseinander standen. Jetzt konnte er auch noch mehr Neonschriftzüge erkennen. Langsam kamen sie näher und wurden größer, und als er den Schriftzug lesen konnte, hörte er auch das Wummern tiefer Bassläufe – nun, halb hörte er sie, halb spürte er sie wie das Trampeln eines riesigen Tieres auf der Erde. »Wolke Acht – Bar und Grill« strahlte es ihm in riesiger grellbunter, in seinen Augen brennender Helligkeit entgegen. Er lenkte in die Ausfahrtspur, bugsierte seinen Lastzug ein paar Atemzüge später auf einen der markierten Parkplätze, stellte den Motor ab und lehnte sich erleichtert übers Lenkrad. Dann versuchte er sich ein Bild davon zu machen, wo er hier gelandet war. Es schien eine alte umgebaute Scheune zu sein, aber vielleicht war es auch nur so gestaltet worden, dass es alt aussah. Es trug ein verwittertes Dach aus Zinkblech, das seine beste Zeit offensichtlich schon länger hinter sich hatte, und die hölzerne Treppe hinauf zur Veranda vor dem Eingang sowie diese selbst wirkten wenig Vertrauen erweckend. Das Holz war alt und die Balken schief und krumm. Dafür war die Beleuchtung umso opulenter, und der Parkplatz war rappelvoll. Aus einem alten, verbeulten Pickup stiegen gerade drei hübsche Mädchen und gingen lachend und aufgeregt schnatternd hinein. Nun, wenn es ihnen offensichtlich gut ging, entschied er, dann schien das hier wohl doch ganz passabel zu sein. Und überhaupt – in dieser Ecke von Louisiana war das wahrscheinlich weit und breit der einzige Laden, wo man sich treffen, tanzen und etwas trinken konnte. Seine alte, chronische Verfolgungsangst klopfte wieder in ihm an, doch er schob sie beiseite, sprang aus dem Fahrerhaus und ging hinüber. Na, ein Bierchen wollte er sich denn doch gönnen, auch um einen Grund für die Parkplatzbenutzung nachher zu haben. Außerdem tat es gut, sich noch ein wenig die Beine zu vertreten, bevor er sich hinlegte. Er hatte einfach viel zu lange am Steuer gesessen.
Die Bar war schummrig und verraucht und proppenvoll mit Leuten. Aus billigen Lautsprecherboxen plärrte und schepperte Musik, laut genug, um alle Gespräche zu übertönen. Auf einer Tanzfläche in der Mitte hüpften ein Haufen hübscher junger Dinger herum, und mit der scheinbar endlosen Energie der Jugend tanzten sie wild zu einem Lied nach dem anderen ab. Weiter zum Rande der Tanzfläche hin bewegten sich Leute mittleren Alters, die bestimmt schon mal geschieden waren und nun nach der oder dem nächsten Ex suchten, und ihre träge schwankenden Hüften hatten ihre Blütezeit
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