Tierische Lust: Erotische Stories (German Edition)
offensichtlich schon länger hinter sich. Ganz außen um die Tanzfläche herum lungerten im Zwielicht die Mauerblümchen in der Hoffnung, jemanden zu finden oder gefunden zu werden. Joey interessierten jedoch mehr die Leute an der Bar, dort, wo er sich normalerweise in einer Kneipe hinbegab. Sie hockten auf ihren Barhockern an dem dunklen Tresen aus massivem Eichenholz wie müde Bussarde auf Sitzstangen, und der ganze Rummel auf der Tanzfläche, wer wohl wen abkriegte, war ihnen herzlich egal. Sie waren hier, um was zu trinken. Joey drängelte sich diskret zwischen zwei besetzten Hockern zur Bar durch und bestellte ein
Coors
.
»Ach ja, wirklich? Du siehst mir aber eher aus wie Leute, die
Budweiser
bestellen«, meinte der Mann hinterm Tresen gehässig mit einem Grinsen wie ein Breitmaulfrosch. Es war ein fetter, glatzköpfiger Mann, der Joey sehr an eine dieser aufblasbaren Gummipuppen mit einem Gewicht unten drin erinnerte, mit denen Kinder im Sommer im Wasser herumtobten. Joey hatte erst nicht die geringste Ahnung, wie er sich den typischen Budweiser-Trinker vorstellen sollte oder wie der Mann überhaupt darauf kam, dass ausgerechnet er einer wäre, doch dann fiel ihm ein ganz bestimmter Werbespot wieder ein und er zuckte versöhnlich mit den Schultern. »Hab’s nich’ so mit Pferden«, meinte er jovial.
»Ach so?«
»Wo denkst du hin? Die sind mir n’ Stück zu groß!«
Der Barmann lachte brüllend und dreckig los und stellte ihm ein
Coors
hin. »Na ja, s‘sind halt einfach so selten neue Gesichter hier.«
»Bin nur auf der Durchreise«, gab Joey bescheiden zurück und reichte ihm ein paar Dollarnoten über den Tresen. Dann griff er seine Flasche und drehte sich wieder zu der Menge im Raum um.
Erst nach und nach wurde ihm bewusst, dass die Leute links und rechts von ihm ihn unverschämt anstarrten. Er schaute zurück und ließ seinen Blick von einem zum nächsten wandern, doch niemand von ihnen machte irgendwelche Anstalten wegzuschauen. Eine Frau grinste ihn breit und mit regelrecht gebleckten Zähnen an, bis Joey diesen Kampf der Blicke genervt abbrach und sich zum Rand des Raumes durchschlängelte, wo es etliche abgeteilte Sitzecken gab.
Doch dort erging es ihm nicht besser. Er lehnte sich bewusst etwas abseits im Schummerlicht an die Wand, aber trotzdem starrten ihn nach wie vor alle, die an ihm vorbeikamen durchdringend und schamlos an – und grinsten breit. Nun ja, er hätte es noch okay und akzeptabel gefunden, wenn es nur die Mädchen gewesen wären, allerdings hätte er sich natürlich trotzdem gewundert. Seine letzte Rasur lag bereits mehrere Tage zurück, und eine Dusche hätte ihm auch gut getan. Zudem blickte er todmüde in die Welt; er war also bestimmt nicht der umwerfende Strahlemann. Klar, es gab sicher Mädchen, die auf diesen gammeligen Look standen, die seine abgetragenen Stiefel, seine recht martialischen Tattoos und seine wirr herumhängenden Haare mochten, die geradezu nach einem Frisör schrien. Doch das waren nur wenige. Aber jetzt waren das nicht nur ein paar brave Mädchen, die mal einen dreckigen, derben Typen haben wollten, der es ihnen ordentlich besorgte, die ihn unverschämt angrinsten – nein, es waren auch die Frauen mittleren Alters und sogar die alten Männer. Sie alle grinsten, breit, unglaublich breit, mit gebleckten Zähnen.
Gebleckt
. Er konnte das Wort nicht aus seinem Kopf verscheuchen; es drängte sich ihm immer wieder auf, jedes Mal von neuem, wenn wieder jemand ihn so angrinste.
Gebleckt. Gebleckt
…
Sein Herz begann immer schneller zu schlagen, ohne dass er sagen konnte warum. Joey stürzte den Rest seines Bieres herunter und ließ aufgeregt seinen Blick umherschweifen, ob er irgendwo in der Nähe einen Abfalleimer sehen könnte, um die Flasche loszuwerden. Da war einer, schon überquellend voll, und er platzierte die Flasche vorsichtig ganz oben auf den Haufen drauf. Im Umdrehen stieß er an die Schulter von jemandem in einer der Sitzecken. Es war ein Mädchen mit strohigem dunklem Haar und einem blassen, hübschen Gesicht. Sie schaute zu ihm hoch, und zu seiner großen Erleichterung lächelte sie nicht. Stattdessen sprangen ihre Augen und ihr Mund völlig überrascht weit auf. Er schaute nun seinerseits ganz erstaunt zu ihr herunter, murmelte ein »T’schuldigung!« und drehte sich weg, um weiterzugehen.
»Was machst
du
denn hier?«, fragte sie, immer noch fassungslos.
»Oh, bin gerade am Gehen.«
»Das würde ich dir auch dringend geraten
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