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Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Titel: Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Informationen hatten, Signora.«
    »Das habe ich gelesen«, sagte sie aufgebracht. »Aber da stand nichts von Madelung. So etwas sollte Ihr Pathologe doch wohl erkennen können.« Sie wollte es nicht glauben, erkannte Brunetti an diesem Anfall von Sarkasmus. Eher zu sich selbst fuhr sie fort: »Wenn ich davon etwas gelesen hätte, hätte ich mich gemeldet.« Brunetti glaubte ihr.
    »Es tut mir leid, Signora, dass Sie es auf diese Weise erfahren mussten.«
    »So oder so. Man kann es nie fassen«, meinte sie kühl, bemerkte dann aber seine Reaktion und fragte: »Oder?«
    »Seit wann hatte er diese Krankheit?«, fragte Brunetti aus reiner Neugier.
    »Das ist schwer zu sagen«, erklärte sie. »Anfangs dachte er nur, er nimmt zu. Aber nichts half: Er aß immer weniger und wurde trotzdem immer schwerer. Das ging fast ein Jahr so. Dann bat er einen Freund um Rat. Die beiden waren zusammen auf der Uni gewesen, aber Luigi hatte sich für Medizin entschieden, also nicht Tiermedizin wie mein Mann. Luigi sagte ihm, wofür er das hielt, aber wir konnten das erst nicht glauben. Wie denn auch: Andrea trank höchstens mal ein oder zwei Gläser Wein zum Essen, oft auch gar nichts, also schien uns das ausgeschlossen.« Sie rückte sich umständlich auf dem Sessel zurecht.
    »Dann, vor etwa sechs Monaten, wurde bei ihm eine Biopsie durchgeführt, und eine Tomographie. Und das hat die Diagnose bestätigt.« Ihre Stimme war völlig emotionslos. »Es gibt keine Behandlung dafür, keine Heilung.« Mit krampfhaftem Lächeln fügte sie hinzu: »Aber es ist nicht lebensgefährlich. Man wird zu einem Fass, aber man stirbt nicht daran.«
    Ihre Miene wurde wieder ernst. »Aber deswegen sind Sie bestimmt nicht gekommen, oder?«
    Brunetti versuchte abzuschätzen, wie weit er mit seinen Fragen gehen konnte, und entschied sich für völlige Offenheit. »Das stimmt, Signora.« Dann fragte er: »Gibt es jemand, der Ihrem Mann nach dem Leben getrachtet haben könnte?«
    »Sie meinen: abgesehen von mir?«, fragte sie ohne jede Ironie zurück. Die Bemerkung stieß Brunetti vor den Kopf, und mit einem raschen Seitenblick zu Vianello stellte er fest, dass sie auch ihn befremdete.
    »Wegen der Trennung?«, fragte Brunetti.
    Sie schaute aus dem Fenster in den verwilderten Garten. »Nein, aber es gab ja einen Grund für die Trennung«, antwortete sie schließlich.
    »Und das wäre?«, fragte Brunetti.
    »Das älteste Klischee der Welt, Commissario. Eine junge Frau, eine Kollegin von ihm; über zehn Jahre jünger als er.« Sie korrigierte sich mit unverhohlenem Groll: »Als ich, sollte ich wohl sagen.« Sie sah Brunetti herausfordernd an, als warte auch er nur darauf, seiner Frau das Gleiche anzutun.
    »Er hat Sie wegen dieser Frau verlassen?«, fragte Brunetti.
    »Nein. Er hatte eine Affäre mit ihr, und als er mir das erzählte – ›beichtete‹ ist wohl das richtige Wort –, behauptete er, er habe das nicht gewollt, sie habe ihn verführt.« Wie Quecksilber in einem Thermometer, auf das die Morgensonne scheint, kam Bitterkeit in ihrer Stimme hoch.
    Brunetti wartete. In einem solchen Augenblick sollte man eine Frau nicht unterbrechen.
    »Er sagte, sie habe es offenbar darauf angelegt.« Sie machte eine Handbewegung, als wolle sie ihren Mann verscheuchen – oder die Frau, oder die Erinnerung an das, was er gesagt hatte. Und schon mehr als verbittert, fügte sie hinzu: »Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Mann so etwas behauptet, oder?«
    Vianello, ganz der freundliche Polizist, schaltete sich ein: »Sie sagten, er habe Ihnen davon erzählt, Signora? Warum denn eigentlich?«
    Sie drehte sich zu ihm um, als nehme sie ihn jetzt erst richtig wahr. »Er sagte, die Frau habe vor, mir alles zu erzählen, und da wolle er ihr lieber zuvorkommen.« Sie rieb sich heftig die Stirn. »Und es mir selbst erzählen, meine ich.«
    Sie sah den Ispettore unverwandt an und richtete das Wort dann wieder an Brunetti. »Jedenfalls hat er mich nicht wegen ihr verlassen, Commissario. Ich habe ihm gesagt, er soll verschwinden.«
    »Und dann ist er gegangen?«
    »Ja. Noch am selben Tag. Das heißt, am nächsten Tag.« Sie schwieg eine Weile, offenbar in Erinnerungen versunken. »Wir mussten besprechen, wie wir das Teo beibringen wollten.« Dann mit weicherer Stimme: »Ich glaube, man kann ihnen das nicht erklären – Kindern meine ich –, wie sollen sie das verstehen?«
    Brunetti hätte am liebsten gefragt, was sie ihrem Sohn erzählt hatten, weil das aber zu aufdringlich

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