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Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Titel: Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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hat.« Sie erklärte: »Er hat Besuchsrecht und darf ihn jedes zweites Wochenende zu sich holen; Teo schläft dann auch dort.« Brunetti nahm es als gutes Zeichen, dass sie den Jungen endlich bei seinem Kosenamen nannte.
    »Haben Sie sich gütlich getrennt, Signora?«, schaltete Vianello sich ein und signalisierte Brunetti, dass er die Rolle des freundlichen Polizisten übernehmen werde, falls das nötig wurde.
    »Wir leben getrennt«, sagte sie knapp. »Ich weiß nicht, ob man bei so etwas von gütlich sprechen kann.«
    »Wie lange waren Sie verheiratet, Signora?«, fragte Vianello voller Anteilnahme. Und als wolle er andeuten, sie habe jedes Recht, die Antwort zu verweigern, fügte er hinzu: »Entschuldigen Sie die Frage.«
    Jetzt reichte es ihr. Sie nahm die Hände auseinander und packte die Lehnen ihres Sessels. »Genug damit, Signori«, sagte sie unerwartet scharf. »Sagen Sir mir endlich, worum es geht, dann überlege ich mir, welche Ihrer Fragen ich beantworten möchte.«
    Brunetti hatte gehofft, die schlimme Nachricht noch etwas hinausschieben zu können. »Wenn Sie die Zeitung gelesen haben, Signora«, fing er an, »wissen Sie, dass in einem Kanal in Venedig die Leiche eines Mannes gefunden wurde.« Er schwieg lange genug, dass sie sich auf das Unausweichliche gefasst machen konnte. Ihre Hände krampften sich um die Sessellehnen. Sie nickte. Ihr Mund ging auf, als sei die Luft plötzlich zu Wasser geworden und sie könne nicht mehr atmen.
    »Wie es aussieht, wurde der Mann ermordet. Wir haben Grund zu der Annahme, dass es sich um Ihren Ehemann handelt.«
    Sie fiel in Ohnmacht. In all seinen Dienstjahren als Polizist hatte Brunetti noch nie jemanden in Ohnmacht fallen sehen. Zweimal hatte er erlebt, wie Verdächtige, ein Mann und eine Frau und bei verschiedenen Gelegenheiten, so getan hatten, als würden sie ohnmächtig, und beide Male hatte er sofort gewusst, dass sie nur Zeit gewinnen wollten. Aber diese Frau hier verlor wirklich das Bewusstsein. Ihre Augen verdrehten sich nach oben; ihr Kopf sank nach hinten. Dann glitt sie wie ein nachlässig hingeworfenes Kleidungsstück vom Sessel auf den Boden.
    Brunetti reagierte schneller als Vianello, stieß den Sessel zur Seite und kniete sich neben sie. Er schnappte sich ein Kissen vom Sofa und legte es ihr unter den Kopf, und weil er das in Filmen so gesehen hatte, nahm er ihr Handgelenk und fühlte nach dem Puls. Ihr Herz schlug langsam und gleichmäßig; die Atmung schien normal, als sei sie einfach nur eingeschlafen.
    Brunetti sah zu Vianello hoch. »Sollen wir einen Krankenwagen rufen?«, fragte der Ispettore.
    Signora Doni schlug die Augen auf und rückte sich die Brille zurecht, die bei ihrem Sturz verrutscht war. Sie blickte suchend umher, wie um sich zu vergewissern, wo sie war. Eine volle Minute verging, dann sagte sie: »Wenn Sie mir aufhelfen, kann ich mich wieder hinsetzen.«
    Vianello kniete sich auf die andere Seite, und so vorsichtig, als könne sie jeden Augenblick noch einmal zusammenbrechen, halfen sie ihr gemeinsam hoch. Sie dankte ihnen, wartete, bis sie sie losließen, hielt sich mit einer Hand am Sessel fest und ließ sich hineinsinken.
    »Darf ich Ihnen ein Glas Wasser bringen?«, fragte Brunetti und fühlte sich wieder wie im Film.
    »Nein«, sagte sie. »Nicht nötig. Ich brauche nur einen Moment Ruhe.«
    Die beiden wandten sich von ihr ab, gingen ans Fenster und sahen in den trostlosen Garten hinaus. Sie warteten eine ganze Weile, dass die Frau hinter ihnen sich irgendwie bemerkbar machte.
    Schließlich sagte sie: »Es geht jetzt wieder.«
    Sie nahmen auf dem Sofa Platz. »Bitte sagen Sie Teo nichts«, bat sie.
    Brunetti nickte, Vianello schüttelte den Kopf. Beide meinten dasselbe.
    »Ich weiß nicht, wie… das mit seinem Vater«, sagte sie mit brüchiger Stimme. Sie holte ein paarmal tief Luft, und Brunetti unterdrückte den Impuls, sie noch einmal zu fragen, ob sie etwas zu trinken haben wolle. »Erzählen Sie mir, was passiert ist«, sagte sie.
    Brunetti sah keine Möglichkeit, die Geschichte zu beschönigen. »Ihr Mann wurde erstochen und in einen Kanal geworfen. Seine Leiche wurde am Montagmorgen gefunden und ins Ospedale Civile gebracht. Er hatte keine Papiere bei sich. Deswegen hat es so lange gedauert, bis wir Sie gefunden haben.«
    Sie nickte mehrmals, ging das Gehörte Punkt für Punkt durch. »In der Zeitung war keine Beschreibung von ihm«, sagte sie. »Auch nichts von seiner Krankheit.«
    »Weil wir keine weiteren

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