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Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Titel: Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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identifiziert, und weil Andrea verschwunden ist, und dann taucht die Polizei hier auf. Da habe ich eins und eins zusammengezählt.« Sie schob das Kaninchen, das nicht aus seinem Koma erwachen wollte, auf ihr Knie und fragte: »Oder täusche ich mich?«
    »Noch ist er nicht eindeutig identifiziert«, sagte Brunetti. »Es besteht kaum ein Zweifel, aber wir brauchen noch eine Identifizierung.« Er sagte sich, er habe vergessen, Navas Frau darum zu bitten, aber das war nicht die Wahrheit.
    »Wer muss das machen?«, fragte sie.
    »Jemand, der ihn gut gekannt hat.«
    »Muss es ein Angehöriger sein?«
    »Nein, nicht unbedingt.«
    »Eigentlich wäre das Sache seiner Frau, nicht wahr?«
    »Ja.«
    Signora Baroni hob das Kaninchen hoch, schüttelte es sanft, bis es halbwegs wach zu sein schien, und setzte es behutsam auf den Boden. Es kroch zur Wand, legte sich der Länge nach hin und schlief sofort wieder ein. Sie sah Brunetti in die Augen und sagte: »Könnte ich das übernehmen? Ich habe sechs Jahre lang mit ihm gearbeitet.«
    »Ja, selbstverständlich«, sagte er. »Warum?«
    »Anna würde es nicht verkraften.«
    Überrascht von diesem Angebot, war Brunetti gleichzeitig erleichtert, dass Navas Frau diese schwere Aufgabe erspart blieb.
    Signora Baroni schien über Navas Leben, privat und beruflich, gut Bescheid zu wissen. Ja, sie wusste, dass er sich von seiner Frau getrennt hatte, und ja, sie hatte den Eindruck, dass er mit seinem Job im Schlachthof nicht glücklich war. Hier fügte sie seufzend hinzu, Nava habe ihr erklärt, dass er sich, so unangenehm ihm der Job sei, verpflichtet fühle, ihn beizubehalten, nicht zuletzt, um ihr das Gehalt hier in der Klinik weiterzahlen zu können. Sie schloss kurz die Augen und rieb sich die Stirn.
    »Er hat das wie im Scherz gesagt«, meinte sie und sah Vianello an. »Aber ihm war es ernst.«
    Brunetti fragte: »Hat er sonst noch etwas von seiner Arbeit dort erzählt, Signora?«
    Sie nahm das schlafende Kaninchen wieder hoch und kraulte nachdenklich das eine Ohr des Tiers, das sich davon nicht stören ließ. Schließlich sagte sie: »Er hat nie davon gesprochen, aber ich nehme an, es war nicht nur die Arbeit, die ihm dort zu schaffen machte.«
    »Haben Sie eine Vermutung, was ihm sonst noch zugesetzt hat?«, fragte Brunetti.
    Sie zuckte die Schultern, worauf das Kaninchen erschrocken von ihrem Schoß sprang und sich in sicherer Entfernung neben der Heizung auf den Boden legte.
    »Wahrscheinlich ging es um eine Frau«, sagte sie. »Darum geht es doch meistens, oder?«
    Keiner der Männer antwortete darauf.
    »Er hat nie davon gesprochen, falls Sie das interessiert. Und ich habe ihn nicht gefragt, weil ich es nicht wissen wollte. Dafür war ich nicht zuständig.«
    Und dann erklärte sie ihnen, wofür sie zuständig war: Termine machen; Proben ans Labor schicken und die Ergebnisse eintragen; Rechnungen ausstellen und Konten führen; gelegentlich bei Untersuchungen und Behandlungen helfen. Luca und ein anderer Gehilfe, der heute keinen Dienst hatte, empfingen die Patienten, fütterten die Tiere und assistierten Dottor Nava bei kleineren Eingriffen; nein, er sei niemals von Klienten bedroht worden, obwohl einige über den Tod ihrer Tiere sehr traurig gewesen seien. Im Gegenteil, die meisten wüssten seine Tierliebe zu schätzen.
    Ja, er habe oben im Haus gewohnt, seit ungefähr drei Monaten. Als Brunetti bemerkte, sie hätten die Schlüssel und wollten sich in seiner Wohnung umsehen, hatte sie nichts dagegen einzuwenden.
    Sie führte sie zu einer Tür am Ende des Flurs und erklärte: »Ursprünglich war das ein Einfamilienhaus, deshalb kommt man von hier in die Wohnung.«
    Brunetti dankte ihr und öffnete die Tür mit einem von Navas Schlüsseln, die er aus der Asservatenkammer mitgenommen hatte. Am oberen Ende der Treppe führte eine unverschlossene Tür in einen weitläufigen Raum, der sich über die gesamte Fläche des Gebäudes erstreckte; offenbar hatte man sich beim Bau dazu entschlossen, hier oben keinerlei Zwischenwände einzuziehen. Zu behaupten, der Raum sei karg möbliert, wäre noch untertrieben: ein zweisitziges Sofa vor einem kleinen Fernsehgerät auf dem Fußboden; davor ein ordentlicher Stapel DVD s. Ein Holztisch vor dem Fenster an der Rückseite mit Blick auf die Häuser gegenüber. Links davon ein schmaler Tisch mit blankgeputzter Doppelkochplatte. Saubere Töpfe an Haken über einer kleinen Spüle. Auf einem kleinen Kühlschrank eine Keramikschale mit Äpfeln.
    In der

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