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Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Titel: Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Brunetti noch: »Und Nava muss Fragen zu dem Job gehabt haben.«
    Als er den Ispettore eingeholt hatte, sagte er: »Fest steht auch, er wusste bereits, dass wir mit den Leuten im macello gesprochen haben. Warum hat er sich unwissend gestellt?«
    »Für wie blöd hält der uns?«, schimpfte Vianello.
    »Für ziemlich blöd«, meinte Brunetti spontan. Unterschätzt zu werden, hatte er gelernt, war zwar wenig schmeichelhaft, aber immer von Vorteil. Und wenn der andere selbst nicht allzu helle war – und das schien bei Meucci der Fall zu sein –, wurde der Vorteil noch größer.
    Er nahm sein Handy und rief Signorina Elettra an. Als sie abnahm, sagte er: »Ob Ihr Freund Giorgio sich wohl für einen Tierarzt namens Gabriele Meucci interessieren könnte?«
    Giorgio. Giorgio: der Mann von der Telecom, aber keiner von denen, die einem zu Hause das Telefon installierten. Giorgio, der keinen Nachnamen hatte, keine Vorgeschichte, keine Eigenschaften außer dem sklavischen Bedürfnis, Signorina Elettra allzeit zu Willen zu sein, und der Fähigkeit, jedes beliebige Telefonat zurückverfolgen zu können – unabhängig davon, wer von wo wohin telefoniert hatte. Zündete man für Giorgio eine Kerze an? Schickte man ihm zu Weihnachten eine Kiste Champagner? Brunetti wollte das gar nicht so genau wissen, ihm war nur wichtig, dass er weiter an die Existenz dieses Giorgio glauben konnte, denn jeglicher Zweifel an Giorgios Existenz eröffnete die Möglichkeit, dass das seit über einem Jahrzehnt praktizierte Eindringen in die Telefondaten von Bürgern und staatlichen Einrichtungen nicht auf Giorgios Konto ging, sondern seinen nachweisbaren – und himmelschreiend kriminellen – Ursprung in E-Mails hatte, die von einem Computer im Büro des Vice-Questore der Stadt Venedig abgeschickt worden waren.
    »Ich wollte ihn sowieso anrufen«, erwiderte Signorina Elettra leichthin. »Da könnte ich ihn fragen.«
    »Zu liebenswürdig«, sagte Brunetti und klappte sein Handy zu.
    Als er sich wieder Vianello zuwandte, bemerkte der Commissario dessen nachdenkliche Miene. »Was hast du?«, fragte Brunetti.
    »Das erinnert an das psychologische Profil eines Serienmörders.«
    Da er nicht zugeben wollte, dass er nicht mitkam, fragte Brunetti nur: »Was genau meinst du?«
    »Die Psychologen sagen, diese Täter quälen und töten erst Tiere, dann legen sie Brände und quälen Menschen, und plötzlich haben sie dreißig Menschen getötet und im Garten vergraben und empfinden nicht die Spur von Reue oder Bedauern.«
    »Worauf willst du hinaus?«, fragte Brunetti.
    »Uns ergeht es nicht viel anders. Am Anfang, als sie eigentlich für Patta arbeiten sollte, haben wir sie nach einer Telefonnummer suchen lassen. Einmal, zweimal. Als Nächstes wollten wir Informationen über den Inhaber dieser Nummer, und dann wollten wir wissen, ob der Betreffende eine andere Nummer angerufen hatte. Mittlerweile lassen wir sie die Daten der Telecom plündern und Bankkonten und Steuerunterlagen ausspionieren.« Der Ispettore stopfte beide Fäuste in seine Jackentaschen. »Ich versuche mir vorzustellen, was passieren würde, wenn…« Hier brach er lieber ab.
    »Und?«, fragte Brunetti, der noch immer auf den Vergleich mit den Serienmördern wartete, die schließlich nicht von Gewissensbissen gequält wurden.
    »Und wir haben noch nicht einmal Skrupel dabei«, sagte Vianello. »Das ist das Erschreckende.«
    Brunetti ließ eine volle Minute verstreichen, bis sich die Wogen nach Vianellos letzter Bemerkung geglättet hatten und es ganz still um sie her war. »Ich denke«, sagte er, »wir sollten erst mal einen Kaffee trinken gehen, bevor wir uns wieder an die Arbeit machen.«
    Vor der Questura sahen sie Foa, der auf dem Bug der Polizeibarkasse kniete und mit einem Ledertuch die Windschutzscheibe polierte. Vianello rief ihm einen freundlichen Gruß zu, und Foa sagte, an Brunetti gewandt: »Ich habe in der Gezeitentabelle nachgesehen, Signore.«
    Brunetti verkniff sich die Bemerkung, das sei aber auch allmählich Zeit gewesen. »Und was haben Sie herausgefunden?«
    Mit der Leichtigkeit eines jungen Mannes, der praktisch sein ganzes Leben auf Booten verbracht hat, stand Foa auf und schwang sich mit einem Satz über die Windschutzscheibe aufs Deck. »In dieser Nacht hatten wir Nipptide, also einen geringen Gezeitenunterschied, Commissario«, sagte er und zog ein Blatt Papier aus der Tasche.
    Brunetti erkannte eine Karte der Gegend um das Giustinian-Krankenhaus. Foa hielt sie ihnen

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