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Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Titel: Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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nächste Zigarette angezündet hatte.
    »Was können Sie mir über Dottor Nava erzählen?«
    »Ich sage doch, ich habe ihn nie kennengelernt«, antwortete Meucci, der seinen Zorn kaum noch zurückhalten konnte.
    »Danach habe ich nicht gefragt, Dottore«, sagte Brunetti und notierte lächelnd etwas.
    Das schien zu helfen, denn jetzt erklärte Meucci: »Nachdem ich das Schlachthaus verlassen hatte, hatte ich nichts mehr damit zu tun.«
    »Auch nicht mit den Mitarbeitern dort?«, fragte Brunetti mit einem Anflug von Neugier.
    Meucci zögerte kaum merklich. »Nein.«
    Wieder notierte Brunetti etwas.
    Diesmal schlug Meucci das Fenster zu, nachdem er die Zigarette fortgeschleudert hatte. Dann fragte er: »Dürfen Sie mir hier eigentlich diese Fragen stellen?«
    Brunetti zog die Augenbrauen hoch. »Ob ich das darf, Dottore?«
    »Ob Sie eine richterliche Anordnung haben.«
    »Aber nein, Dottore, die habe ich nicht«, sagte Brunetti verblüfft, fügte dann aber lächelnd hinzu: »Wozu auch, wenn ich Sie nach einem Kollegen frage? Ich dachte, Sie könnten mir etwas über ihn erzählen. Aber nachdem Sie erklärt haben, dass Sie keinerlei Kontakt mit ihm hatten, werde ich Sie jetzt Ihren Patienten überlassen.« Da er die ganze Zeit gestanden hatte, fiel sein Abgang eher schwach aus: Er konnte nur die Kappe auf seinen Füller setzen und Notizbuch und Füller wieder einstecken. Dann dankte er dem Arzt und ging.
    Als die zwei Männer ins Wartezimmer kamen, richteten sich die beiden großen Hunde auf; der dritte schlief weiter. Brunetti nahm das Notizbuch aus der Tasche und hielt es in der Luft wie ein Schutzschild, während sie an den Hunden vorbeigingen, aber die wedelten bloß mit dem Schwanz. Die beiden Frauen schenkten ihnen keine Beachtung.

24

    »Vielleicht ist er ein so schlechter Lügner, weil Tiere den Unterschied nicht merken«, meinte Vianello, als sie den Rückweg zur Questura antraten. Er glaubte das noch erklären zu müssen: »Ob man sie anlügt oder nicht, meine ich.«
    Nach einer Weile sagte Brunetti: »Chiara behauptet, sie hätten besondere Sensoren, um unsere Stimmungen wahrzunehmen. Hunde können angeblich sogar Karzinome riechen.«
    »Klingt mir unwahrscheinlich.«
    »Je länger ich lebe, desto mehr Dinge kommen mir unwahrscheinlich vor«, bemerkte Brunetti.
    »Was hältst du von ihm?«, fragte der Ispettore und wies vage hinter sich in Richtung von Meuccis Praxis.
    »Er hat zweifellos gelogen, aber ich bin mir nicht sicher, wobei er gelogen hat.«
    »Er lügt überhaupt ziemlich viel«, sagte Vianello.
    Brunetti blieb abrupt stehen. »Du hast mir nicht gesagt, dass du ihn kennst.«
    Vianello schien überrascht, dass Brunetti so ernst geworden war. »Nein«, sagte er und ging weiter. »Ich meine nur, dass ich Leute wie ihn kenne. Zum Beispiel belügt er sich selbst, was das Rauchen angeht; wahrscheinlich sagt er sich, er rauche eigentlich gar nicht so viel.«
    »Und die Flecken an seinen Fingern?«
    »Gitanes«, sagte Vianello. »Von denen reichen schon wenige, um die Finger zu verfärben.«
    »Genau«, stimmte Brunetti zu. »Wo lügt er noch?«
    »Wahrscheinlich redet er sich auch ein, er esse nicht viel; dass sein Übergewicht von einer Hormonstörung komme, von der Schilddrüse oder von der Fehlfunktion irgendeiner Drüse, die wir mit den Tieren gemeinsam haben und die er deswegen kennt.«
    »Könnte ja auch alles sein, oder?«, meinte Brunetti, obwohl er das nicht so sah.
    »Möglich ist alles«, bestätigte Vianello mit starker Betonung auf dem ersten Wort. »Aber viel wahrscheinlicher ist doch, dass es am Essen liegt, wenn jemand so fett ist.«
    »Und hat er auch bei Nava gelogen?«
    »Dass er ihn nicht gekannt habe?«
    »Ja.«
    Vianello blieb am Fuß einer Brücke stehen. »Ich denke schon. Ja.« Brunetti ermunterte ihn mit einer Geste, weiterzureden. »Dass er ihn nicht gekannt haben will, ist das eine. Aber ich hatte den Eindruck, dass er auch gelogen hat, als es um den Schlachthof ging. Dass er sich unbedingt von all dem distanzieren wollte.«
    Brunetti nickte. Vianello hatte genau das ausformuliert, was er selbst sich gedacht hatte.
    »Und du?«, fragte Vianello.
    »Kaum vorstellbar, dass die zwei sich nie getroffen haben«, sagte Brunetti. »Beide sind Tierärzte, dürften also dieselben Fortbildungen besucht haben. Wenn Nava für eine Arbeit wie die im Schlachthof qualifiziert war, ist eine gemeinsame Vorgeschichte wahrscheinlich.« Während Vianello schon die Brücke hinaufging, meinte

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