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Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Titel: Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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besitzen, als Tierarzt beschäftigt. Trifft das zu, Signor Meucci?«
    »Ja.«
    »Man wusste, dass Sie nicht approbiert sind?«
    »Ja doch«, blaffte Meucci. »Wie oft soll ich das noch sagen?«
    »So oft, wie Sie wollen, Signor Meucci«, antwortete Brunetti freundlich. »Häufiges Wiederholen erinnert Sie vielleicht daran, dass ein so interessanter Umstand einer Erklärung bedarf.«
    Da Meucci schwieg, fragte Brunetti: »Sie sagten, die freie Stelle wurde ausgeschrieben. Können Sie mir sagen, wie Sie von der Ausschreibung erfahren haben?«
    Brunetti wusste: In dieser Phase der Vernehmung fing der Befragte in der Regel an, die Risiken kleiner Lügen abzuwägen – ein Detail vergessen, einen Namen weglassen, Daten oder Zahlen verdrehen, ein weniger wichtiges Treffen unter den Tisch kehren.
    »Signor Meucci«, sagte Brunetti, »ich möchte Sie darauf hinweisen, wie überaus wichtig es ist, dass Sie uns alles erzählen, woran Sie sich erinnern: Die Namen aller Beteiligten, wo und wann Sie sich mit denselben getroffen haben und was bei diesen Gesprächen gesagt wurde. Wir erwarten, dass Sie sich Mühe geben.«
    »Und wenn ich mich nicht erinnern kann?«, fragte Meucci, doch Brunetti hörte Furcht heraus, nicht Sarkasmus.
    »Dann werde ich Ihnen so lange Zeit geben, bis Sie sich erinnern, Signor Meucci.«
    Meucci nickte wieder, und wieder nahm Brunetti das als Zustimmung.
    »Wie haben Sie von dem Job im macello erfahren?«
    Meucci antwortete, ohne zu zögern. »Der Mann, der die Stelle vor mir hatte, rief mich eines Abends an – wir hatten zusammen studiert – und sagte, er wolle dort kündigen und ob ich an dem Job interessiert sei.«
    »Hat dieser Freund gewusst, dass Sie Ihr Studium nicht abgeschlossen haben?«, fragte Brunetti.
    Er spürte, dass Meucci zu einer Lüge ansetzte, und hob mahnend den rechten Zeigefinger, wie sein Religionslehrer in der Grundschule.
    »Anzunehmen«, sagte Meucci schließlich, und dass er seinen Freund nicht verpfeifen wollte, rechnete Brunetti ihm hoch an.
    »Und wie haben Sie seine Stelle übernommen?«
    »Er hat mit jemandem dort gesprochen, dann wurde ich zu einem Vorstellungsgespräch im macello eingeladen, wo mir erklärt wurde, was ich zu tun hatte.«
    »Kam dabei Ihre fehlende Qualifikation zur Sprache?«
    »Nein.«
    »Mussten Sie einen Lebenslauf vorlegen?«
    Meucci zögerte den Bruchteil einer Sekunde. »Ja.«
    »Haben Sie darin behauptet, Sie hätten das Studium der Veterinärmedizin abgeschlossen?«
    »Ja«, sagte Meucci leise.
    »Mussten Sie Zeugnisse vorlegen – Fotokopien der Examensurkunde?«
    »Man hat mir gesagt, das sei nicht nötig.«
    »Verstehe«, sagte Brunetti. »Wer hat das gesagt?«
    Ohne zu überlegen, nahm Meucci eine Zigarette aus der Schachtel und schob sie sich zwischen die Lippen. Und schon hatte er ein Feuerzeug in der Hand und zündete die Zigarette an. Vor Jahren hatte Brunetti einmal in einem Bahnhof beobachtet, wie ein alter Mann aus einem haltenden Zug stieg, hastig eine Zigarette anzündete und drei abgrundtiefe Lungenzüge nahm; als der Schaffner pfiff, drückte er sie aus, steckte sie wieder in die Schachtel und kletterte rauchspeiend in den schon anfahrenden Zug zurück. Jetzt sah Brunetti zu, wie Meucci mit derselben blinden Gier inhalierte. Erst als die Zigarette bis auf einen winzigen Stummel aufgeraucht und sein Jackett von oben bis unten mit Asche bekrümelt war, sah Meucci wieder zu Brunetti hinüber.
    Dieser zog die mittlere Schublade auf, nahm eine Dose Fisherman’s Friend heraus und leerte sie vor sich auf den Tisch. Dann schob er sie Meucci hin und sah zu, wie dieser die Zigarette darin ausdrückte.
    »Wer hat Ihnen gesagt, dass Sie kein abgeschlossenes Studium vorzuweisen brauchen?«
    »Signorina Borelli«, antwortete Meucci und zündete sich die nächste Zigarette an.

29

    »Ist das nicht Papettis Assistentin?«, stellte Brunetti sich dumm.
    »Ja«, sagte Meucci.
    »Wer hat von Ihrem Universitätsabschluss angefangen?«
    »Ich selbst«, sagte Meucci und nahm die Zigarette aus dem Mund. »Wahrscheinlich war ich nervös, dass sie dahinterkommen würde, obwohl Rub…«, er brach mitten im Namen seines Vorgängers ab, als sei ihm in seiner momentanen Verwirrung nicht klar, dass der Name den Behörden zugänglich sein musste. »Meine Kollegin hat mir versichert, das spiele keine Rolle. Aber das konnte ich nicht glauben. Also habe ich sie gefragt, ob sie meine Unterlagen geprüft und für ausreichend befunden habe.« Er sah Brunetti

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