Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)
Commissario.« Er lachte so lange, bis er husten musste. In Panik versuchte er aufzustehen, nahm aber dabei den Stuhl mit, in den er eingeklemmt war. Brunetti wollte ihm schon zu Hilfe eilen, aber dann beruhigte Meucci sich wieder. Als der Hustenanfall vorbei war, steckte er sich die nächste Zigarette an und sog lebensrettenden Rauch in seine Lungen.
Brunetti fragte: »Warum soll ich das nicht in Betracht ziehen, Signor Meucci?«
Meuccis hämischer Blick ließ erkennen, wie sehr er es genoss, über Informationen zu verfügen, die Brunetti nützlich sein könnten. Oder ihnen beiden. Er mochte ein Feigling sein, aber ein Idiot war er nicht.
Und er wollte auch keine Zeit verschwenden. »Was bekomme ich dafür?«, fragte er und drückte die Zigarette aus.
Brunetti, der auf solch einen Handel schon gefasst gewesen war, meinte: »Ich lasse Sie in Ihrer Privatpraxis in Ruhe, und Sie arbeiten nie wieder in einem Schlachthof.«
Meucci rechnete das Angebot durch und fand es akzeptabel. »Die beiden haben nichts miteinander«, sagte er.
»Wie können Sie das wissen?«
»Weil sie es Bianchi erzählt hat.«
»Wie bitte?«
»Ja, Bianchi. Sie sind Freunde. Bianchi ist schwul. Die zwei mögen sich und stecken die Köpfe zusammen wie Teenager: Wen sie hatten, wen sie gern hätten, was sie getan haben. Sie hat ihm von Nava erzählt und wie leicht er zu erobern war. Für sie war das ein Spiel, nehme ich an. Jedenfalls hörte es sich so an, als Bianchi mir das verraten hat.«
Brunetti gab sich Mühe, ein interessiertes Gesicht zu machen. »Was hat Bianchi Ihnen sonst noch verraten?«
»Dass sie es bei Papetti versucht hat, aber der hat sich vor Angst fast in die Hose gemacht.«
»Angst vor ihr?«, fragte Brunetti, obwohl er die Antwort kannte.
»Nein, natürlich nicht. Vor seinem Schwiegervater. Sollte Papetti jemals seine Frau betrügen, tritt der Alte ihm in die Eier.« Meucci geriet in Fahrt. »Als Papetti die Firma betrogen hat, hat der Alte jahrelang beide Augen zugedrückt, aber bei seiner Tochter sieht er rot. Sie liebt Papetti, ihr zuliebe lässt De Rivera ihn in der Firma schalten und walten.«
Brunetti ließ das unkommentiert und fragte: »Warum hat sie sich mit Nava abgegeben?«
»Warum wohl? Er sollte die Tiere freigeben, damit die Firma ihren Anteil von den Bauern bekommt. Genau wie das bei meinem Freund funktioniert hat.«
»Und bei Ihnen.«
Meucci ging nicht darauf ein.
»Aber bei Nava nicht?«, fragte Brunetti.
Der Gedanke stellte Meuccis gute Laune wieder her. »Nein, bei Nava nicht. Bianchi hat mir erzählt, sie wurde zur Furie. Da steigt sie mit ihm ins Bett, obwohl er nicht besonders gut darin ist, und trotzdem tut er nicht, was sie von ihm verlangt. Also hat sie ihm gedroht, es seiner Frau zu erzählen. Aber das hat nicht funktioniert. Er hat ihr gesagt, das könne sie ruhig machen, er werde es trotzdem nicht tun – nein, er hat gesagt, er könne es nicht tun. Ist das zu fassen?«
»Wann hat sie gedroht, es seiner Frau zu erzählen?«
Meucci konzentrierte sich mit geschlossenen Augen. »Ich erinnere mich nicht genau: Aber es muss schon ein paar Monate her sein.« Während Brunetti noch rechnete, erklärte Meucci: »Sie hat Bianchi erzählt, sie habe fast zwei Monate gebraucht, ihn ins Bett zu kriegen, und erst danach kann sie ihn aufgefordert haben, die Tiere abzunicken.«
Brunetti versuchte es mit einem Kurswechsel. »Die Tiere«, fragte er, »die dort angeliefert werden – ich meine jetzt die kranken: Warum wollte Signorina Borelli, dass Sie die für gesund erklären?«
Meucci starrte ihn an. »Das sag ich doch die ganze Zeit. Kapieren Sie das wirklich nicht?«
»Es wäre mir lieb, wenn Sie es mir noch einmal erklären könnten, Signor Meucci«, beharrte Brunetti; vielleicht fand die Aufzeichnung dieses Gesprächs ja noch Verwendung.
Meucci schnaufte, ungläubig oder verächtlich, und sagte: »Wegen dem Geld natürlich. Sie und Papetti kriegen einen Anteil von dem, was die Bauern für die Tiere ausgezahlt erhalten, wenn sie für gesund erklärt worden sind. Und da sie dort arbeitet, weiß sie genau, wie viel die bekommen.« Er beantwortete Brunettis Frage, bevor sie gestellt wurde: »Weiß ich nicht, aber nach dem, was ich so gehört habe, dürfte der Anteil bei fünfundzwanzig Prozent liegen. Überlegen Sie mal. Wenn die Tiere ausgesondert werden, verlieren die Besitzer alles, was sie dafür bekommen hätten, und müssen obendrein noch für Notschlachtung und Beseitigung blechen.« Mit
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