Tierische und andere Offerten
solch ein Theater machte.
»Herr-bert?«, klang es laut aus dem Zimmer von Max. Die Mutter sah den Vater fragend an, der aber schüttelte den Kopf. Sie hatten Max ausdrücklich verboten, fremde Leute ins Haus zu lassen, wenn sie nicht da seien. »Wofür danke, Maximilian ... hast du Besuch?« Max nickte und strahlte übers ganze Gesicht.
»Danke für den Papagei!«
»Papagei?«, riefen Mutter und Vater gemeinsam. Max zeigte in Richtung seines Zimmers. Vorsichtig sahen die Eltern um die Ecke und trauten ihren Augen nicht. Da saß doch tatsächlich ein riesiger blauer Vogel auf dem Fensterbrett ihres Sohnes.
»Wo kommt der denn her?« Der Vater war entsetzt.
»Das ist Einstein und der ist doch von Mamas Arbeitskollegin, ich dachte ihr wisst davon. Sie sagte, sie hätte ihn geerbt«
Der Vater sah Mutter fragend an, die überlegte und nickte dann langsam. »Helga«, sagte sie, ließ ihre Tasche fallen und ging mit Mara auf dem Arm ins Wohnzimmer, dort ließ sie sich auf der Couch nieder. Vater kam mit Lina hinterher, legte das Zwillingsmädchen ins Laufgitter, worauf sie gleich lauthals zu schreien begann. Den Vater schien das aber nicht zu stören, er ging in die Küche, holte zwei Gläser und aus dem Kühlschrank eine Flasche Kräuterschnaps. Nachdem er sein Glas geleert hatte, trank er das Glas seiner Frau auch noch aus, da sie ihres nicht angerührt hatte. Mara bekam derweil einen hochroten Kopf, kurze Zeit später roch man das Ergebnis. »Bitte Bruno, gib Mara eine neue Windel!«, versuchte die Mutter Linas Geschrei zu übertönen.
»Was ich?« Der Vater war entsetzt, er hasste es, wenn er den Babys die Windeln wechseln sollte. Er strich sich über das langsam lichter werdende aber noch dunkle Haar und erhob seinen leicht massigen Körper von der Couch, auf die er sich gerade erst gesetzt hatte.
»Maximilian!«, rief Mutter den Flur hinunter. »Maximilian, bitte beruhige deine Schwester, ich muss telefonieren!« Sie gab ihrem Mann die muffelnde Mara in die Arme und nahm das Telefon zur Hand. Noch konnte sie nicht telefonieren, da Lina ein Geschrei machte, das man sein eigenes Wort nicht mehr verstand. »Maximilian, komm jetzt endlich!« Widerwillig kam Max den Flur entlang geschlurft. Er nahm die Rassel vom Tisch und versuchte Lina abzulenken, aber auch aus dem Laufgitter kam ein Geruch, den Max gar nicht leiden konnte. Er hielt sich die Nase zu und klapperte mit der Rassel, aber Lina ließ sich nicht beruhigen.
Die Mutter ging ins Schlafzimmer, um etwas mehr Ruhe zu haben, und wählte die Nummer ihrer Arbeitskollegin Helga. Doch niemand hob am anderen Ende der Leitung ab.
»Nun geh doch endlich ran!«, rief Mutter ärgerlich in den alten Apparat. – Dann endlich ...
»Ja, bitte?«
»Helga?!«
»Ja, wer ist da?«
»Hier ist Sabine, was fällt dir eigentlich ein?«
Helga runzelte die Stirn, sie verstand kein Wort.
»Wie meinst du das?«
»Na, der Vogel, du weißt doch, dass wir keine Zeit für Tiere haben. Max, die Zwillinge, die Arbeit, unsere Putze Tamara ist eh überfordert mit ihren Aufgaben«, sagte sie abwertend in den Hörer.
»Warum hast du das Vieh hierher gebracht?«
»Ich dachte, ich tue deinem Sohn einen Gefallen. Du sagst doch immer, er wünscht sich so sehr ein Tier.«
»Ja, aber ich wünsch mir auch so vieles und kriege nicht alles. Tiere machen Arbeit, stinken, machen Dreck und kosten Geld. Bitte Helga, hol das Tier wieder ab!«
»Tut mir Leid Sabine, das geht nicht.«
»Wie, geht nicht? Natürlich geht das. Du kommst jetzt her und holst das Tier wieder ab!«
»Nein, Sabine. Ich fliege morgen früh in den Urlaub, das weißt du doch auch. Nach dem Urlaub komme ich ihn dann holen.«
»A... aber ...«, stotterte Mutter Sabine ins Telefon. »Wir sind doch hier keine Tierpension, Helga!«
»Lass doch deinen Jungen die drei Wochen den Spaß, vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm, wie du denkst.«
»Drei Wochen?«
»Sei nicht böse Sabine, mein Handy klingelt, ich muss auflegen. Ich schreib euch eine Karte. Bis dann.« Das Klacken auf der anderen Seite verriet, dass Helga aufgelegt hatte. Sabine war außer sich. Drei Wochen lang, dieses Ungetüm in der Wohnung zu haben, nein das ging ja nun gar nicht. Bruno kam ins Zimmer mit Schweißperlen auf der Stirn, er hatte beide Kinder gewickelt und seine Gesichtsfarbe ließ zu wünschen übrig. Max war bereits wieder in seinem Zimmer und erzählte Einstein von seinen Schulerlebnissen. Dieser schien aufmerksam zu zuhören, nickte ab
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