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Tierische und andere Offerten

Tierische und andere Offerten

Titel: Tierische und andere Offerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Stecher , andere
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herausfielen.
    »Oh, was machst du?!«, rief Max.
    »Du hast wohl Lust zum Malen, was?«
    Rufus nickte mit seinem Kopf und zerrte aus einem Stapel, ein weißes Blatt Papier hervor.
    »Ruu-fus, Ruu-fus!«, rief er und pochte mit seinem Schnabel auf das Blatt.
    »Was soll das Rufus?«
    Rufus griff mit seinem Schnabel einen dunkelblauen Stift und legte ihn auf das Papier.
    »Ruu-fus, Ruu-fus!«, forderte der Vogel.
    »Ich soll dich malen?«, fragte Max.
    Rufus nickte wieder.
    Max setzte sich an seinen Schreibtisch und nahm den Stift. »Na gut, du gehörst ja schließlich auch mit zur Familie.« Er malte einen blauen Vogel, der auf einem T saß. Rufus schien sich zu freuen und schlug wild mit den Flügeln, sodass das Blatt auf dem Tisch beinahe davon geflogen wäre. »Ist ja gut, Rufus«, versuchte Max den Vogel zu beruhigen und hoffte, dass dies wirklich Freude und keine Aufregung über sein Bild war. »Maax, Maax!«, schrie Rufus nun. Max nahm ein paar andere Stifte und malte sich selbst neben Rufus. Wieder schien Rufus total außer sich zu sein. »Maa-ra, Maa-ra!«, rief er dann. Max verstand jetzt. Na klar, er sollte seine Familie zeichnen und Rufus nannte nach und nach jeden aus der Familie. Nach Mara kamen Lina, Mama, Sabine und Papa Bruno. Rufus wusste, wie sie alle hießen, und Max malte sie in Windeseile und es machte ihm sogar Spaß. Am Ende hatte er ein wunderschönes Kunstwerk seiner Familie erschaffen. Nun war seine Hausaufgabe schon erledigt und er konnte mit Rufus spielen. Am Abend zeigte er seiner Mutter und seinem Vater, was er mit Rufus gemalt hatte. Nicht, dass sie wirklich draufgesehen hatten, aber der blaue Vogel, der doch so gar nicht zur Familie gehörte, fiel dann wohl doch auf.
    Langsam näherte sich die Zeit des Abschiednehmens und Max wurde immer trauriger. Rufus verstand das nicht, er nutze jede Gelegenheit, um Max abzulenken und aufzumuntern. Die Eltern fieberten nun der vogelfreien Zeit entgegen. Als die versprochene Urlaubskarte der Arbeitskollegin zwei Tage vor dem Ende des Ultimatums kam, gab es großes Geschrei und Tränen. Helga schrieb, dass es der schönste Urlaub war, den sie je erlebt hatte und sie hätte die Liebe ihres Lebens gefunden – sie würde somit ihren Job kündigen und nicht wieder zurück kommen, sondern dort ein neues Leben beginnen. Statt sich für ihre Kollegin zu freuen, begann die Mutter ihre Arbeitskollegin mit wilden Flüchen zu belegen, wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Wohnung zu rennen, sich die Haare zu raufen, um dann erschöpft aufs Sofa zu fallen und zu schluchzen. Die Zwillinge waren durch die Aufregung erwacht und stimmten, nachdem die Mutter etwas leiser geworden war, nun gemeinsam ihr Kreischkonzert an. Der Vater lief auf und ab und Max befürchtete schon, dass man die Furchen im Teppich nicht mit dem Staubsauger wieder weg bekommen würde. Viel größer war aber seine Angst, den Eltern würde noch eine Lösung für ihr größtes Problem einfallen.
    »Wir werden ihn ins Tierheim bringen«, sagte sein Vater nach einer ganzen Weile entschlossen.
    »Nein!«, schrie Max und fing an zu weinen. »Nein!«, schrie er wieder und klammerte sich an das Hosenbein seines Vaters. »Ihr hattet doch gar keine Arbeit mit ihm, ich hab alles alleine gemacht, das Futter kaufe ich von meinem Taschengeld und ihr merkt ihn auch gar nicht. Bitte lasst mir Rufus, er ist mein Freund!« Der Vater versuchte Max von seinem Bein zu schütteln.
    »Max, es geht nicht ums Geld, es geht darum, dass niemand für das Tier Zeit hat«, gab der Vater zurück und befreite sich aus der Umklammerung seines Sohnes. Max stand wütend auf.
    »Aber ich habe Zeit für ihn und er für mich. Ihr habt ja nie für mich Zeit. Wenn ihr ihn weggebt, könnt ihr mich auch gleich weggeben.« Max drehte sich trotzig um und rannte in sein Zimmer. Nach einigen Minuten kam sein Vater nach. »Wir versuchen es, aber wenn der Dreck zu viel wird oder er zu viel Lärm macht, muss er weg. Einverstanden?« Max nickte und wischte sich die Tränen aus den Augen. Danach streichelte er Rufus ganz sachte über den Kopf.
    »Du gehörst mir, sie dürfen dich nicht weggeben«, sagte er immer und immer wieder.
    Rufus antwortete mit einem Kopfnicken. »Ja, Ruu-fus bei Max, Ruu-fus bei Max!«
    Als Tamara wieder ihren Saubermachtag hatte, lachte sie aus vollem Halse, als sie von der Postkarte der Arbeitskollegin hörte, und freute sich mit Max, dass Rufus bleiben durfte. Sie rechneten und malten tolle Bilder zusammen und Max

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