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Tierische und andere Offerten

Tierische und andere Offerten

Titel: Tierische und andere Offerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Stecher , andere
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und zu mit dem Kopf und krächzte zustimmend. Vater und Mutter saßen auf der Couch und versuchten, das bisher gehörte zu verdauen. Als Lina wieder zu schreien begann, bemerkte man, dass es bereits Zeit fürs Abendessen war.
     
    Die erste Nacht mit dem neuen Zimmergenossen war recht anstrengend für Max, ständig wachte er auf, weil er Flügelschläge hörte oder Einstein nach Herbert rief. Einige Tage später störte das Max nicht mehr. In der Schule hielt man ihn für verrückt, da ihm niemand glaubte, dass er einen echten, riesigen, blauen Papagei geschenkt bekommen hatte und da er niemanden mit nach Hause bringen durfte, konnte er es auch nicht beweisen.
    Eines Nachts wurde er wach, weil er Stimmen hörte. Erst dachte er, er hätte nur geträumt aber dann hörte er sie wieder: »1 – 2 – 3 – 4!«
    Max setzte sich in seinem Bett auf und horchte.
    »1 – 2 – 3 – 4!«
    Es war dunkel im Zimmer, Einstein saß auf dem Fensterbrett und sah nach draußen. Max stand auf und sah auch aus dem Fenster. Zwei Straßenlaternen leuchteten und im Hintergrund stiegen die dunklen Silhouetten der Häuser empor, wie schwarze Riesen. Nur vereinzelt brannte Licht in den Fenstern.
    »1 – 2 – 3 – 4«, sprach Einstein leise vor sich hin.
    Max staunte, Einstein hörte sich ganz anders an als sonst. Draußen flammte ein neues Fenster auf.
    »1 – 2 – 3 – 4 – 5!«
    Max runzelte die Stirn, was zählte Einstein denn da?
    »1 – 2 – 3!«
    Eben war das Licht in zwei Fenstern erloschen.
    Max zählte selber noch mal nach. Ja natürlich, sein Papagei zählte die leuchtenden Fenster. »Toll, Einstein, du kannst zählen.« Einstein sah Max an, der hob und senkte den Kopf und krächzte ganz leise.
    »Maax, schlafen!«
    Max stand der Mund offen, Einstein hatte seinen Namen gesagt. Max war erstaunt und begeistert, am liebsten hätte er seinen Einstein an sich gedrückt. Er hielt ihm die Hand hin und der große Blaue schmiegte seinen Kopf hinein, bevor Max in sein Bett schlüpfte und glücklich einschlief. Am nächsten Tag kam Max aus der Schule und setzte sich gleich an seinen Schreibtisch, um seine Hausaufgaben zu machen. Einstein saß wieder auf dem Fensterbrett und beobachtete die Leute, die auf der Straße liefen. Max schlug sein Heft auf, nahm Stift und Lineal und begann zu zeichnen. Einstein flog auf den Schreibtisch und sah Max zu.
    »Maax«, rief Einstein laut.
    »Ja«, sagte Max. »Ich soll Dreiecke in verschiedenen Größen malen und noch überlegen, welche anderen Formen es gibt.«
    Einstein nickte aufgeregt mit dem Kopf und flog auf das Spielregal. Max begann, das zweite Dreieck zu zeichnen, als es hinter ihm sehr laut schepperte.
    »Einstein was machst du?«, rief Max, einiges an Spielzeug war aus dem Schrank gefallen. Einstein stolzierte mitten in den Spielsachen herum und schob mit dem Schnabel das eine oder andere zur Seite. Dann hatte er gefunden, wonach er gesucht hatte. Ein Steckspiel aus den Kleinkindertagen von Max, das er eigentlich schon längst seinen Schwestern vermachen wollte. Einstein griff mit seinem Schnabel eines der Teile, flog zum Schreibtisch und legte Max ein rotes Plastikdreieck auf sein Heft. »Maax«, krächzte er und nickte wieder mit dem Kopf, als wolle er sich selber loben. Max staunte. Stimmt, Dreiecke sollte er zeichnen. Einstein flog wieder zu den Spielsachen und brachte einen blauen Kreis mit. »Prima Einstein, toll!« Max freute sich, wie intelligent doch sein neuer Freund war. Einstein flog wieder los und brachte ein gelbes Quadrat.
    »Man, Einstein, du bist so klug!«
    Einstein flatterte aufgeregt mit den Flügeln und sagte: »Eiin-stein, niicht Eiin-stein!« Das verstand Max nicht, was sollte das nun wieder bedeuten? Der Papagei wiederholte den Satz noch zwei Mal energisch. Max schüttelte den Kopf.
    »Was meinst du damit?«, fragte er seinen Freund.
    Der Papagei schob den blauen Kreis auf Max zu.
    »Maax«, sagte er, dann schob er das gelbe Quadrat zu sich selbst. »Ruu–fus«, krächzte er dann. »Nein, nein warte! Soll das heißen, dein Name ist Rufus?«, fragte Max. Um es noch zu verdeutlichen, zeigte er auf sich und rief seinen eigenen Namen, dann zeigte er auf den Papagei, der bis eben noch Einstein hieß, und sagte seinen neuen Namen.
    Der Vogel bewegte in schnellen Zügen den Kopf auf und ab. Max ließ sich in seinen Stuhl sinken und pustete die Luft hörbar aus. Man, das war anstrengender als seine Hausaufgaben, jetzt hatte sein Freund schon wieder einen neuen Namen.

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