Tierische und andere Offerten
Dreck, stinken und bringen Krankheiten für die Menschen, so in etwa war ihre Meinung. Nicht mal einen Blumentopf gab es in der Wohnung. Dabei erklärte Max seinen Eltern, dass Blumen doch den Sauerstoff machen würden, den sie alle zum Atmen brauchen. Doch Mutter war der Meinung, das Fenster zu öffnen würde genügen.
Mit dem Fantasiebild eines flauschigen Spielkameraden im Kopf, dem man alle Sorgen anvertrauen könnte, schlief Max ein.
Als er am nächsten Tag aus der Schule kam, war Tamara bereits da. Jetzt konnte er jemandem erzählen, wie langweilig die Schule war, und Tamara hörte aufmerksam zu. Danach erzählte sie Max von ihrem ersten Tag an der Uni, der auch nicht so toll war, und Max fühlte sich nicht mehr ganz so elend. Tamara hatte langes dunkelbraunes Haar und ganz dunkelbraune Augen. Nicht dass Max davon Ahnung gehabt hätte, aber er glaubte, sie wäre ganz hübsch.
Sie waren gerade dabei, das Esszimmer zu wischen, als es an der Tür klingelte. Tamara öffnete, und vor der Tür stand eine Frau mit langen blonden, lockigen Haaren, einem Sommerhut und kribbelbunten Sachen. Sie hatte ein riesiges Paket auf dem Arm, das sie kaum halten konnte. Es war total durchlöchert.
Max schaute vorsichtig um den Türrahmen herum auf das Paket, aber er konnte nicht sehen, was darin war, die Löcher waren einfach zu klein. Er überlegte, wozu die Löcher im Paket gut seien. Er spürte, wie sein Herz schneller schlug. Sollten seine Eltern ihre Meinung geändert und ihm doch noch ein Haustier besorgt haben? »Bist du Max?«, fragte die Frau mit dem riesigen Paket, welches sie nun vorsichtig auf den Boden abstellte. Ihre rot lackierten Fingernägel kratzten unangenehm über die Oberfläche. Max nickte und starrte auf das Paket.
»Du bist gerade zu Schule gekommen, nicht wahr?« Wieder nickte Max und horchte, aber es war ganz still, nur seinen Atem konnte er hören.
»Wer sind sie denn?«, fragte Tamara.
»Oh ja, Verzeihung! Ich bin eine Arbeitskollegin von seiner Mutter.« Sie zeigte auf Max.
»Ich habe ein Tier geerbt und keine Verwendung dafür, und als seine Mutter erzählte, dass ihr Sohn Max eingeschult wurde, dachte ich, es wäre eine gute Idee, wenn ich ihm das Vieh schenke.«
Max war empört, was war das bloß für eine Person, keine Verwendung und das Vieh. Aber seine Empörung wich schnell der Neugierde. Was war nur in dem Paket? Die Frau schob es zu ihm hin, drückte Tamara noch eine große Tüte in die Hand und klopfte Max auf die Schultern.
»Tschüss!«, rief sie, drehte sich um und war bereits verschwunden, als die beiden den Hausflur hinunter blickten. Max und Tamara sahen sich verwundert an. Tamara zuckte mit den Schultern und wand sich der Kiste zu. »Komm, lass uns die Kiste vorsichtig reinschaffen!«
Max nickte.
Tamara stellte die Tüte hinter der Tür ab und gemeinsam trugen sie die große Kiste in die Wohnung. Sie war schwer, unhandlich und irgendwas schien sich darin zu bewegen.
Max Nerven waren gespannt, er konnte es kaum erwarten, das Paket zu öffnen. Er sah wieder Tamara an, der es wohl ähnlich ging.
»Was ist, wenn da ein Krokodil drin ist?«, fragte Tamara.
»Quatsch, komm machen wir es auf!«, forderte Max. Ganz vorsichtig rissen sie die verklebten Stellen auf und öffneten den Karton. Sie trauten ihren Augen nicht, in dem Kasten saß ein riesiger Vogel.
Aber das war nicht irgendein Vogel – nein, es war ein Papagei. Er hatte blaue Federn und um seine Augen war ein gelber Kreis , sein Schnabel war anthrazit. Er schaute in die Gesichter der beiden und krächzte einmal kurz und kläglich.
»Herr-bert!«, sagte der Vogel.
Tamara und Max sahen sich an.
»Ob er so heißt?«, fragte Max.
Tamara zuckte mit den Schultern.
»Hol ihn da raus!«, forderte Max.
»Ich? Wie? Nein! Was ist, wenn der mich beißt?«
Der Vogel krächzte noch einmal und war dann mit einem Satz aus der Kiste. Er spazierte nun im Flur herum und hier und da krächzte er sein:
»Herr-bert!«
»Wie groß der ist!«, staunte Max laut vor sich hin.
»Max, das ist ein Hyazinthara und die können sogar bis zu einem Meter groß werden.«
Max staunte, er selbst war nur ein Meter und zwanzig groß. »Woher weißt du das? Weißt du noch mehr?«
Tamara nickte. »EinStudienkollege hat vor Kurzem eine Abhandlung über Papageiarten geschrieben, deren Lebensraum und so weiter. Ich habe ihm geholfen, die Sachen auf dem PC abzutippen. Die Aras zählen zu den Intelligentesten der Papageien, und dieser hier, ist die
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