Tiffamy Duo Band 29
herausgekommen?" fragte Colin, der jetzt den Aschenbecher inspizierte. „Eine, zwei . . . drei Zigaretten in zwanzig Minuten. Sicherlich kannst du jetzt dem Sheriff den entscheidenden Tipp geben, dass Durant hinter der Sache steckt."
Nein, das gerade kann ich nicht, dachte Kendra. Vielmehr hatte sie sich in den letzten Tagen vergeblich darum bemüht, nicht an Raymond Durant zu denken. Justine hat recht, schoss es ihr durch den Kopf. Sie hatte wirklich in letzter Zeit ununterbrochen darüber nachgedacht, welche Strategie sie anwenden konnte, wenn sie Raymond noch einmal begegnen sollte. Sie wollte gewappnet sein, sonst würde sie zweifellos wieder verlieren.
Wenn sie am letzten Donnerstag auch nicht viel in Erfahrung gebracht hatte, so hatte sie doch zumindest entdeckt, dass sie immer noch eine Schwäche für ihn hatte, eine große Schwäche . . . Jedenfalls für den Mann, der er früher einmal gewesen war. Und heute? Heute war er ein Fremder. Jedenfalls würde sie ihn jetzt meiden. Plötzlich kam Kendra ein Gedanke. „Wer ist das Mädchen?" fragte sie abrupt.
Colin und Justine sahen Kendra an, als ob sie den Verstand verloren hätte.
„Das Mädchen, das für euch arbeitet. Langes blondes Haar, blaue Augen ..." Justine unterbrach sie: „Du meinst Leona Plack. Sie . . ."
Jetzt schnitt Colin ihr das Wort ab. „Sie ist die beste Arbeiterin, die wir seit Jahren hatten." Dem Ton seiner Stimme war anzuhören, dass er nicht weiter darüber diskutieren wollte.
Doch Justine kümmerte sich nicht darum: „Das ist eine eigenartige Geschichte. Sie tauchte vor ungefähr anderthalb Jahren hier auf und fragte nach Arbeit. Wir brauchten zu der Zeit niemanden, aber sie schien verzweifelt zu sein, und obwohl sie so dringend einen Job suchte, wollte sie uns nichts über sich erzählen. Sie hatte auch keine Referenzen. Schließlich schlug sie uns einen Kompromiss vor. Sie sagte, sie würde zwei Wochen ohne Bezahlung für uns arbeiten. Wenn wir sie dann noch haben wollten, könnten wir sie einstellen. Ich weiß immer noch nicht, wo sie ihre Erfahrungen gesammelt hat, aber sie kann phantastisch mit Pferden umgehen." Kendra blickte ihr Schwester nachdenklich an. „Aber wo hat sie das gelernt?" wunderte sie sich laut.
„Ist doch egal", meinte Colin.
Doch Kendra war anderer Meinung. „Das ist es nicht. Wir haben in letzter Zeit eine Menge Pferde verloren. Hat sie vielleicht für die Konkurrenz gearbeitet? Vielleicht war ihre Verzweiflung nur gespielt. Womöglich steckt sie hinter all diesen Unfällen."
„O nein, das glaube ich nicht", entgegnete Justine ärgerlich.
„Es war nur so eine Idee", erwiderte Kendra. „Doch wir sollten sie im Kopf behalten. Vielleicht ist jemand aus unserem Haus in die Sache verwickelt."
„Oder jemand aus der Nachbarschaft", entgegnete Colin scharf.
Es versetzte Kendra einen Stich, als Raymond erneut verdächtigt wurde. Unglücklicherweise konnte sie mit Colin nicht darüber diskutieren. Also schwieg sie.
„Ich glaube, ich habe eine Idee, wie wir uns besser verteidigen können", nahm sie nach einer Weile das Gespräch wieder auf.
Justine schnitt eine Grimasse. „Es wird auch Zeit", meinte sie.
„Spar dir deinen Spott und hör mir zu", antwortete Kendra ungeduldig. „Wer immer es auch sein mag, der uns ruinieren will, er scheint leichten Zugang zur Ranch zu haben, nicht wahr? Das müssen wir ihm erschweren", schlug sie vor. „Wir müssen Tag und Nacht die Augen offenhalten, müssen wissen, wo sich jeder aufhält, ob es sich um Sam handelt oder Leona . . . oder sonst jemand", beendete sie schnell ihren Satz, weil sie sich nicht überwinden konnte, Raymonds Namen zu erwähnen. „Es gibt doch ein altes Büro über dem Pferdestall. Wofür wird der Raum jetzt benutzt?" Justine zog erstaunt die Augenbrauen hoch. „Der Raum steht leer, er dient jetzt als Durchgang zum Heuschober über dem Stall."
„Was soll die Frage eigentlich bedeuten?" fragte Colin.
„Ich will einen Sicherheitsplan aufstellen", erklärte Kendra. „Tagsüber sind hier überall Leute, nachts aber nicht. Wenn hier jemand eindringen will, so hat er leichtes Spiel. Denkt mal darüber nach. Das Heu von .Restless Wind' und der Hafer müssen nachts ausgetauscht worden sein." Als Justine nachdenklich nickte, drängte Kendra: „Ich denke, wir sollten in dem leeren Raum über dem Pferdestall abwechselnd Wache halten."
Justine nickte. „Gut, es ist einen Versuch wert. Außerdem haben wir nichts Besseres
Weitere Kostenlose Bücher