Tiffamy Duo Band 29
Justine will etwas von mir — und du auch. Ich kenne die Frauen viel zu gut. Sie wollen meistens etwas, wenn sie in engen Jeans und mit großen, unschuldigen Augen plötzlich auf meiner Veranda stehen. Was willst du also, Kendra? Mein Land? Was willst du mit deinem Besuch erreichen?"
4. KAPITEL
Raymonds Worte klangen so unverschämt, dass Kendra einige Zeit brauchte, um sie zu verarbeiten. Dann aber stieg Wut in ihr hoch. „Du gemeiner Kerl!" rief sie aus.
„Bin ich das wirklich?" Plötzlich griff er nach ihrem Arm und zog sie so eng an sich, dass sich ihre Gesichter fast berührten. Er hat die faszinierendsten Augen, die ich je gesehen habe, schoss es Kendra durch den Kopf.
„Ich lasse mich nur nicht für dumm verkaufen", nahm Raymond das Gespräch wieder auf. „Ich kenne mich aus in den Ränkespielen der Frauen — obgleich deines etwas anders ist, wie ich zugeben muss. Deine unschuldige Miene ist geradezu erfrischend. Ich bin sogar geneigt mitzuspielen, weil es etwas völlig Neues für mich ist. Was hältst du davon, Kendra, deinen Köder noch einmal auszuwerfen?
Für einen Augenblick war Kendra sprachlos. Ein eigenartiges Gefühl stieg in ihr hoch — nicht Ärger oder Furcht, sondern ein Gefühl, das sie nicht beschreiben konnte. Wütend riss sie sich von ihm los. „Bilde dir nur nichts ein. Ich würde dich auch nicht in mein Bett lassen, wenn ich tausend Morgen goldhaltiges Land dafür bekäme!"
„Nein, aber Justine vielleicht!"
„Du wagst es, uns zu beleidigen!" Sie holte aus, um ihm eine Ohrfeige zu geben.
Aber er kam ihr zuvor und hielt sie am Handgelenk fest. Seine Fingernägel schnitten ihr schmerzhaft ins Fleisch. Kendra kochte vor Ärger, war ihm aber hilflos ausgeliefert.
„Gibt's Probleme?" Sie hörte, wie die Verandatür geöffnet wurde. Es war Stonys Stimme. Kendra drehte sich nach ihm um. Er stand auf der Veranda hinter ihnen, die Beine gegrätscht, die Hände kämpferisch in die Hüften gestemmt. Er blickte sie argwöhnisch an — wie ein alter Wachhund, der seinen Herrn beschützen will.
„Nein", antwortete sie an Raymonds Stelle. „Jetzt nicht mehr." Sie wandte sich wieder um und befreite sich aus Raymonds Griff. „Ich werde jetzt gehen." Sie sprach zwar zu Raymond, aber ihre Worte galten Stoney. „Wir haben keine Probleme mehr." Sie warf Raymond noch einen wütenden Blick zu, drehte sich auf dem Absatz um und ging grußlos die Verandatreppe hinunter. Nein, sie rannte nicht. Nichts in ihrem Verhalten schloss auf Eile. Sie war wütend, gewiss . . . aber sie hatte keine Angst. Er konnte sie nicht einschüchtern.
Raymond betrachtete sie aus zusammengekniffenen Augen, dann wandte er sich an Stony und zeigte auf die Tür. Der alte Mann verstand sofort und verschwand. Bevor Raymond zu Bewusstsein kam, was er tat, war er bereits die Treppe hinuntergerannt.
„Weißt du, ein solcher Abgang passt nicht zu dir", meinte er, als er Kendra eingeholt hatte. Ihm war klar, dass er sie damit provozierte. Er wusste jedoch selbst nicht genau, warum er es tat. „Was denkst du eigentlich von mir?" fragte er sie.
Diesmal antwortete sie ihm ohne zu zögern. „Das haben wir doch alles schon einmal durchgesprochen, nicht wahr? Du bist unmenschlich, kalt und gefühllos."
„Ah, das hatte ich vergessen", meinte er spöttisch.
„Du und deinesgleichen . . . euch macht es nichts aus, das Leben einer Frau und alles, was ihr teuer ist, zu zerstören."
„Wirklich?" Mit unverschämten Blicken betrachtete er sie von oben bis unten. „Und was ist dir so teuer? Außer der Ehre deiner Schwester? Auf das Naheliegendste kommst du natürlich nicht."
Sie sah ihn verständnislos an.
„Ich meine deinen Körper", erklärte er.
„Wie bitte?" Kendra starrte ihn ungläubig und schockiert an. „Du bist verrückt!"
„Bin ich das wirklich?" spottete er.
Hastig band sie ihr Pferd los. Doch als sie aufsitzen wollte, zog er ihr den Steigbügel weg. Zornig blickte sie ihn an. „Was soll das bedeuten?" fragte sie mit seltsam zitternder Stimme.
„Unsere Unterhaltung ist noch nicht zu Ende."
Kendra machte einen Schritt auf Raymond zu, hob die Hand, um ihm den Steigbügel wieder zu entreißen, erkannte aber sofort, dass sie ihm dabei gefährlich nahe kommen würde. Und das wollte sie ganz bestimmt nicht. Sie ließ die Hand wieder fallen und gab auf.
„New York, war es nicht New York?" fragte er.
„Wie bitte?"
„Du bist damals nach New York gegangen?"
Kendra sah ihn finster an, dann den Steigbügel.
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