Tiffamy Duo Band 29
mit ihm ausgefochten hatte, hatte sie allerdings verloren.
Um nicht mehr daran denken zu müssen, stand sie auf. „Ich werde die Pferde von der Koppel holen und dann meine Nachtwache antreten", verkündete sie. „Denn wenn ich noch ein Glas Wein trinke, könnte eine Armee hier vorbeimarschieren, und ich würde es nicht einmal merken."
Justine nickte müde. „Wir können uns morgen weiter über die Auktion unterhalten. Lass uns den fünfzehnten Juli festhalten. Das gibt uns etwas Zeit, genügend Pferde zu bekommen."
Kendra war einverstanden. „Das ist, glaube ich, ein guter Zeitpunkt", meinte sie. Sie wollte die Veranda verlassen, zögerte aber. Justine sah so traurig und verloren aus. Am liebsten wäre sie bei ihr geblieben, denn instinktiv spürte sie, dass es nicht nur die Schwierigkeiten mit der Ranch waren, die Justine beschäftigten. Es gab auch welche mit Colin. Doch das war etwas, was Justine wirklich allein mit sich ausmachen musste. Leise seufzend stand Kendra auf und ging hinaus zu den Pferden.
5. KAPITEL
Die Nacht war ruhig, nirgendwo war ein Laut zu hören. Eigentlich schien es unmöglich zu sein, dass sich jemand ungesehen auf die Ranch schleichen konnte, denn das ganze Anwesen war von flachem, baumlosem Land umgeben. Es muss also jemand aus dem Haus sein, folgerte Kendra. Vielleicht war es Leona. Niemand wusste, woher sie kam, über ihre Vergangenheit war nichts bekannt. Und was war mit Colin? Sofort hatte Kendra ein schlechtes Gewissen, weil sie ihren eigenen Schwager verdächtigte. Warum hatte er sich der Idee, eine Auktion zu veranstalten, so widersetzt? War ihm sein Stolz wirklich so wichtig? Oder steckte etwas anderes dahinter?
Dann war da noch Raymond. Brachte er es fertig, Pferde zu vergiften? Sie stöhnte leicht, weil ihr diese Frage immer wieder im Kopf herumging.
Plötzlich erstarrte sie. Ihr Blick fiel auf das Koppelgatter. Es hingen vier Halter daran, doch auf der Weide waren nur drei Pferde!
Ein Tier musste also fehlen!
Kendra geriet in Panik. Mit zitternden Händen zog sie sich am Zaun hoch und versuchte, auf die Koppel zu spähen. Wie sie bereits vermutet hatte: Es waren nur drei Pferde auf der Koppel.
„0 nein, das ist nicht wahr", flüsterte sie. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, während sie hektisch darüber nachdachte, was sie unternehmen sollte. Nur nicht die Ruhe verlieren, dachte sie. Ich muss herausfinden, welches Pferd fehlt. Und dann . . . und dann . . .Und dann sah sie die Silhouette eine Reiters, die sich klar gegen den Horizont im Südwesten abzeichnete. Der Reiter kam auf sie zu. Oder waren es zwei? Ja, tatsächlich. Sie wollte weglaufen, aber die Furcht lähmte sie, und sie blieb wie angenagelt am Zaun stehen. Sie wollte Hilfe herbeirufen, brachte aber keinen Ton heraus. Wie gelähmt starrte sie den Ankömmlingen entgegen.
Wer immer das Pferd gestohlen hatte, er brachte es jetzt zurück. Und wenn man sie hier fand? Plötzlich setzte ihr gesunder Menschenverstand wieder ein. Nein, sie würde nicht tatenlos zusehen, wie jemand versuchte, „Westwind" zu ruinieren. Energisch gab sie sich einen Ruck und rannte los.
Kendra lief zum Stall und suchte nach der großkalibrigen Pistole, die Colin dort in der Nähe der Tür aufbewahrte. Glücklicherweise war die Waffe geladen. Sie nahm sie hastig an sich, lief schnell zurück und postierte sich im Schatten zwischen Koppel und Stall. Für Angst war jetzt keine Zeit. Sie hob die Waffe und richtete sie auf die beiden Pferde, die ein ganzes Stück näher gekommen waren.
Und dann ließ sie den Arm wieder sinken.
Es kamen zwei Pferde, das war richtig. Aber es gab nur einen Reiter. Sie hatte zu viele heiße Sommertage damit verbracht, ihn zu beobachten, wenn er vorbeiritt, um nicht gleich zu erkennen, wer dort angeritten kam. Es war Raymond.
Kendra vergaß, was sie sich vorgenommen hatte. Sie steckte die Waffe in den Gürtel ihrer Jeans und lief auf ihn zu.
„Was tust du eigentlich hier?" fragte sie ihn. „Du hättest sehr leicht erschossen werden können! Ich . . ."Sie schwieg verblüfft und starrte das Pferd an, das er am Zügel mit sich führte. „Das ist ja , Windsong'", war alles, was sie herausbrachte.
„Ja, ,Windsong'", wiederholte er schroff.
Es dauerte ziemlich lange, bis Kendra wieder klar denken konnte.
Ihr bestes Pferd wurde auf der Koppel vermisst, und jetzt kam Raymond mit ihm angeritten. Normalerweise hätte sie sich nichts dabei gedacht. Doch schließlich hatten sie in dem letzten Jahr drei
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