Tiffamy Duo Band 29
es in zwei Räume teilte. Eine Viertelstunde später, nachdem sie sich die Wimpern getuscht, das Haar zu einem Knoten aufgesteckt und ihre Kappe aufgesetzt hatte, war sie immer noch ruhelos. Ihre Haut glühte wie im Fieber, und ihre Augen zuckten nervös. Kein Wunder, dachte sie grimmig. Sie musste das Turnier gewinnen — und Marcia Durant schlagen. Das war alles, was sie sich im Moment vom Leben wünschte.
Dieser Gedanke beschäftigte sie noch immer, als Justine und Colin ankamen, um „Windy" und die andere Stute, die ebenfalls am Turnier teilnahm, zu satteln und allerletzte Handgriffe zu erledigen.
★
Kendra ritt mit „Windy" voraus, während Justine, die schreckliches Lampenfieber hatte, noch zurückblieb und von Colin ermuntert wurde.
Kurz vor Beginn des Turniers entdeckte Kendra Marcia und „Chantilly". Kendra wandte sich absichtlich ab, beugte sich über „Windys" Hals und gab ihr einen beruhigenden Klaps. „Wir müssen es schaffen, ,Windy'", flüsterte sie. „Wenn nicht für ,Westwind', dann für mich. Mir ist es egal, auf welchem Platz wir landen, aber lass uns die Durants schlagen! Was sagst du dazu?"
„Ich würde sagen, dass es sich wie ein Racheakt gegen mich anhört."
Kendra richtete sich so abrupt auf, dass sie fast aus dem Sattel gefallen wäre. Ihr Gesicht war vor Verlegenheit rot geworden.
„Nun", gelang es ihr zu sagen. „Ich habe niemals vorgegeben, eine Heilige zu sein. Ruhig, ,Windy'." Das Pferd tänzelte nervös und versuchte, zur linken Seite auszubrechen, so dass Kendra sich ein paar Minuten ganz auf das Tier konzentrieren musste. Als „Windy" sich beruhigt hatte, blieb ihr keine andere Wahl, sie musste sich Raymond wieder zuwenden.
Ein kleines amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen. „Würdest du mich für unehrlich halten, wenn ich dir viel Glück wünsche?"
Kendra krauste die Stirn. „Höchstwahrscheinlich."
„Kendra ..." Der Rest blieb ungesagt, weil er zur Seite springen musste, denn „Windy" schlug aus und hätte ihn fast mit ihren Hufen getroffen.
„Vielleicht weiß sie, dass sie das Blaue Band gewinnt", meinte Raymond. „Ich glaube, sie hat deine Ermutigung eben gar nicht gebraucht."
„Vielleicht", stimmte Kendra zu. Plötzlich entdeckte sie, dass „Windys" Hals schweißnass war. „Sie ist wirklich erregt. So habe ich sie vor einem Start noch nie erlebt."
„Wie sagt man so schön? Je höher das Ross, um so schneller der Trab."
„Sicher." Kendra hatte ein komisches Gefühl im Magen. „Ich muss jetzt gehen", begann sie, als sie die Stimme des Ansagers über den Lautsprecher hörte. Raymond streckte die Hand aus und griff ihr in die Zügel. „Noch einen Augenblick bitte."
„Raymond ..."
Er ignorierte ihren Einwand. „Viel Glück, Kendra", sagte er leise. „Ich meine es wirklich. Ob du es glaubst oder nicht, ich möchte, dass du das ,English Pleasure' gewinnst."
Kendras Herz tat einen kleinen Sprung. „Irgendwie ist das ein bisschen schwierig zu verstehen, wenn man weiß, dass du selbst eine vierbeinige Kapitalanlage im Rennen hast", antwortete sie. Es sollte ironisch klingen, doch es gelang ihr nicht ganz. „Nicht zu vergessen, dass auch deine Exfrau mitreitet."
„Die beiden sind mir gleichgültig", meinte er. Dann wurde seine Stimme wieder sanfter. „Nur du bist mir wichtig." Plötzlich ließ er die Zügel los, nahm ihre Hand und küsste zärtlich die Innenfläche. „Los, reite sie über den Haufen."
Überwältigt nickte sie und nahm die Zügel wieder an sich. Ihr Puls jagte, beruhigte sich aber schnell wieder. Sie riss sich von ihm los und ritt in den Ring.
Kendra sah Marcia nicht an und warf auch keinen Blick in die Zuschauermenge, um Raymond zu entdecken. Sie konzentrierte sich ganz auf ihr Pferd und die Anweisungen des Ansagers. Gehen, Traben. Kendra gab diese Anweisungen an „Windy" weiter, und das Pferd reagierte sofort darauf.
Doch plötzlich machte „Windy" einen falschen Schritt. Kendra gelang es, den Fehler zu korrigieren. Als sie kurz hochblickte, sah sie, dass sie sich dem Ende der Arena näherten, wo sie links in die Kurve gehen mussten. Aber „Windy" lief zu weit rechts. Noch zehn Meter! Wenn sie „Windy" weiter nach links dirigieren konnte, würde sie die Zeit wieder aufholen. Sie zog leicht am Zügel und wartete darauf, dass „Windy" ihr gehorchen würde. Doch das Tier reagierte nicht. Kendra geriet in Panik. Sie versuchte, ihr Pferd unter Kontrolle zu bekommen. Jetzt war Trott angesagt. „Windy" jedoch
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