Tiffamy Duo Band 29
möchte noch etwas essen, bevor ich mich in das nächste Turnier stürze." Sie wollte davongehen, doch seine Stimme hielt sie zurück. „In diesem Fall möchte ich dich zum Essen einladen."
Als sie ihn verwundert ansah, meinte er: „Das bringt dir Glück."
Kendra öffnete den Mund, um automatisch abzulehnen. Und wie immer wusste sie, dass sie es nicht konnte. „Comedbeef-Sandwich?" fragte sie lächelnd.
„Ich glaube, Cornedbeef ist ausgegangen. Was hältst du von Toast nach Indianer-Art?"
Sie tat, als ob sie darüber nachdenken musste. „Mit Butter und Honig?"
„Oder Kartoffelchips und Mixed Pickels?" schlug Raymond vor.
Kendra schnitt eine Grimasse. „Ich bin mehr für Honig, vielen Dank. Ich kann mir nicht helfen, Raymond, unsere Verabredungen werden immer exklusiver, findest du nicht auch?"
Plötzlich nahm er ihren Arm. „Und du", murmelte er, „gehst mir unter die Haut. Ich ..."
„Raymond!" Sie drehten sich gleichzeitig in die Richtung um, aus der die Stimme kam.
Raymond ließ Kendras Arm fallen, als ob es ihm peinlich sei, dass jemand es gesehen haben könnte. Es tat ihr so weh, dass sie am liebsten aufgeschrien hätte, doch der Stolz verschloss ihr den Mund. Marcia Durant im eleganten schwarzen Blazer kam auf sie zugeschlendert.
„Ja?" fragte Raymond. Es war nur ein einziges Wort, fast tonlos ausgesprochen, und es gab Kendra keinerlei Aufschluss darüber, was er fühlte.
„Entschuldige, wenn ich störe. Hallo, Kendra." Ihr Lächeln war warm und freundlich.
„Hallo, Marcia."
Marcia wandte sich an Raymond. „Ich wollte dir das hier geben, bevor ich es verliere. Die Jury braucht sie nicht mehr." Mit diesen Worten händigte sie ihm ein paar Papiere aus. Dann meinte sie zu Kendra: „Sie enthalten alle Daten über ,Chantilly', eine Stute, die wir vor Jahren gekauft haben", erklärte sie. „Raymond trainiert das Pferd, und ich führe es vor. Es ist Bestandteil unseres Vertrages." Marcia machte Anstalten, sie wieder zu verlassen.
„In welcher Klasse?" Kendra hatte die Frage eigentlich gar nicht stellen wollen. Ihr Herz setzte den Bruchteil einer Sekunde aus, während sie auf die Antwort wartete.
„English Pleasure." Marcias Augen funkelten. „Wir sind zwar vorher in verschiedenen Klassen geritten, aber wir werden in der nächsten zusammen antreten. Ist ein Wettstreit nicht phantastisch?"
„Wenn du es sagst." Kendra schluckte trocken, weil sich ihr Hals wie raues Sandpapier anfühlte. Sie sah Marcia nach, die mit wiegenden Hüften davonging. Ihr langes dunkles Haar glänzte rötlich in der Sonne.
Raymond faltete die Papiere zusammen und schob sie in die Brusttasche seines Hemdes. „Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, Mittagessen. Nun, was soll's sein? Um dir zu zeigen, wie galant ich sein kann, überlasse ich dir die Auswahl."
Kendra schüttelte abwehrend den Kopf. „Ich . . . nein, danke." Der Sturm, der in ihr tobte, war zu groß. Sie würde nichts hinunterbringen können. „Mir rennt die Zeit davon. Ich glaube, ich lasse das Essen aus und bereite mich auf das Turnier vor." Raymond kniff die Augen zusammen. „Das war ein schneller Sinneswandel."
Nur eine Störung zur rechten Zeit, dachte Kendra aufgewühlt, sprach die Worte aber nicht aus, sondern schüttelte nur den Kopf.
„Hat Marcia dich verwirrt? Natürlich nicht. Du hast sie doch gehört. Ein Wettstreit ist phantastisch."
„Sie hat über ,English Pleasure' gesprochen."
Kendra reckte das Kinn in die Höhe und sah ihn aus unschuldigen Augen an. „Was dachtest du denn, ich natürlich auch. Entschuldige mich jetzt bitte."
Seine Stimme hielt sie fest. „Ich dachte, ihr zwei seid bereits gute Freundinnen." Doch Kendra antwortete ihm nicht. Sie fühlte sich elend. Daher drehte sie sich auf dem Absatz um und eilte davon, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
Er hat also die Vorrunden der „English Pleasure Class" nicht besucht, dachte sie. Konnte er es nicht ertragen, Marcia zuzusehen, weil er sie verloren hatte? Wettbewerb hin oder her, konnte sie mit Marcia konkurrieren?
Glücklicherweise war die Seite ihrer Ställe menschenleer, als sie zurückkehrte. Stony sattelte Raymonds Pferd — offensichtlich „Chantilly" —, als sie an seinem Stall vorüberging. Er sah von seiner Arbeit nicht auf, und sie war ihm dankbar dafür. Denn nach einem Gespräch war ihr jetzt nicht zumute. Ihr Magen meldete sich wieder, diesmal aber hatte es mit Hunger wenig zu tun.
Kendra flüchtete in ihr Zelt und ließ die Plane herunter, die
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