Tiffamy Duo Band 29
Hass auf mich."
Kendra machte erneut den Versuch, sich aufzurichten, und der Arzt trat mit einem resignierenden Seufzer zur Seite. „Miss Waite ..."
„Verzeihung", sagte Kendra schnell. „Es tut mir leid, aber ich fühle mich gut. Wirklich. Was meinen Sie, könnten wir mit all dem hier nicht aufhören?" Raymond wandte sich noch einmal an den Arzt: „Ich habe Sie gewarnt."
Dr. Maguire legte die Stablampe zurück in seine Tasche. „Sie ins Krankenhaus zu bringen ist sicherlich ein vergebliches Unterfangen."
„Da haben Sie recht", sagte Kendra böse. „Mir geht es gut. Ich . . ."
„Sie haben höchstwahrscheinlich eine Gehirnerschütterung. Und eine Platzwunde, die ich mit vier Stichen genäht habe."
Kendra wurde blass und legte sich zurück. „Stiche?"
Raymond lächelte in sich hinein: „Nur kleine." Zum Doktor sagte er: „Machen Sie sich keine Sorgen, ich werde aufpassen, dass sie viel trinkt und ihre Medizin nimmt."
„Wenn Ihnen das gelingt, haben Sie eine Medaille verdient. Aber versuchen Sie es ruhig. Achten Sie auf Benommenheit, Übelkeit und Widersprüchlichkeiten. Wenn sie eines dieser Symptome zeigt, rufen Sie mich bitte sofort an."
Raymond nickte und begleitete den Arzt zum Zeltausgang.
„Doktor!" rief Kendra.
Beide Männer drehten sich zu ihr um. „Amüsieren Sie sich gut da draußen."
Seine ernste Miene verzog sich zu einem Lächeln. „Nicht unterzukriegen", meinte er, „aber fesch, sehr fesch. Passen Sie gut auf sie auf. Und viel Glück."
Kaum war der Arzt gegangen, saß Kendra schon aufrecht auf ihrer Liege. Raymond ging zu ihr zurück, setzte sich aber nicht auf den Stuhl, sondern auf die Kante ihres Klappbettes. „Wie fühlst du dich?" fragte er.
Kendra lächelte schwach. „Wenn du es genau wissen willst, ich habe fürchterliche Kopfschmerzen. Raymond . . .?" Er sah sie fragend an.
„Ich danke dir."
„Wofür?"
„Du hast es dir wohl zur Gewohnheit gemacht, mich zu retten."
Raymond wandte sich ab. Doch Kendra blickte ihn noch immer unverwandt an. „Ich glaube, jeder Mann würde es anstrengend finden, ein Leben lang auf dich aufzupassen", meinte er. „Feuer, bösartige Pferde . . . war das schon immer so oder erst in den letzten Monaten?"
Ein Leben lang, hatte er gesagt. Furcht kroch in ihr hoch. Es war eine Reaktion, die sie nicht verstand, und um sie zu kaschieren, stand sie ebenfalls auf. „Kendra, setz dich hin!"
Als sie nicht sofort reagierte, fuhr er fort: „Entweder hörst du auf mich, oder ich bringe dich eigenhändig ins Krankenhaus."
Ein Blick in seine Augen genügte, um ihr zu zeigen, dass er es ernst meinte. Sie setzte sich.
Die Angst stieg wieder in ihr hoch. Sie ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen, sondern fragte schnell: „Was ist passiert? Ich meine in der Arena? Ich verstehe nicht, was in ,Windy' vorgegangen ist", fuhr sie hartnäckig fort. „Sie war schon erregt, als wir miteinander sprachen. Aber dann war sie wieder ruhig. Doch später kam sie aus der Bahn ..." Sie beendete den Satz nicht, sondern versuchte, sich genauer zu erinnern. „Und dann verlor sie ganz und gar den Kopf. Vielleicht war sie auch vom Hopi-Wahnsinn befallen." Obwohl sie versuchte, ihrer Stimme nichts anmerken zu lassen, schwang doch ein Unterton von Furcht und Verzweiflung darin mit.
„Hopi-Wahnsinn?" wiederholte Raymond.
„Vielleicht war ein gutaussehender Hengst in der Nähe und brachte sie aus dem Gleichgewicht."
Raymond sah sie einen Moment stumm an. „Nein", antwortete er dann. „Nein, nichts dergleichen."
„Sabotage?" flüsterte sie. „Es war Sabotage, nicht wahr?" Raymond nickte schweigend.
" ,Windy' . . ." begann sie krampfhaft schluckend. „Ist sie . . . ist sie noch am Leben?" An die andere Möglichkeit wagte sie nicht zu denken. Als Raymond wieder nickte, fiel Kendra ein Stein vom Herzen. Das Pferd war am Leben! Es schien sich nicht so schwer verletzt zu haben, dass man es töten musste.
„Ich hänge sehr an dem Tier."
„Das weiß ich", antwortete er ruhig.
„Ich habe ,Windy' auf die Welt geholfen. Und als ,Summer Wind' starb, bevor ,Windy' entwöhnt war, habe ich sie mit der Flasche aufgezogen. Ich ..."
„Kendra." Raymond hatte nur ein einziges Wort gesagt, aber das genügte.
„Koffein", sagte er leise. „Irgend jemand hat ihr eine Injektion mit Koffein gegeben."
Kendra wich das Blut aus dem Gesicht. „Koffein? Aber . . . aber Tierärzte . . . man benutzt doch Koffein, um ..." Sie war unfähig, den Satz zu beenden.
„. . .
Weitere Kostenlose Bücher