Tiffamy Duo Band 29
den Unterschied nicht bemerken", gab Daniel wütend zurück. „Oder haben Sie auch Angst vor der Dunkelheit?"
„Fahren Sie zur Hölle, Daniel!"
„Dorthin sollten Sie sich lieber begeben. Wahrscheinlich gibt es da kein Wasser und auch nichts, was Sie an ein Flugzeug erinnern könnte. Der ideale Aufenthaltsort!"
5. KAPITEL
„Wie geht's Ihrer Freundin?" fragte Ray und strahlte Daniel gut gelaunt an.
Daniel machte nur eine wegwerfende Handbewegung. Auf dem kurzen Fußmarsch vom Zelt zu dem Schuppen, wo Ray Tauchzubehör zum Verleih bereithielt, hatte sich seine Stimmung im Vergleich zu vorher ein wenig gebessert, aber richtig wohl fühlte er sich noch immer nicht. Sehnsüchtig schaute er in die Richtung, wo das phantastische Korallenriff lag, das zu erforschen er um die halbe Welt gereist war. Man konnte vom Taucherschuppen aus das Meer zwar nicht sehen, aber man schmeckte das Salz in der Luft und hörte das Rauschen der Brandung.
„Besteht die Möglichkeit, heute noch tauchen zu gehen?" fragte er.
„Sorry, es ist zu stürmisch, um mit dem Boot hinauszufahren. Man kann zwar bei Ebbe durch die Lagune zum äußeren Riff wandern und von dort aus tauchen, aber bis wir wieder Ebbe haben, wird es dunkel sein."
Daniel stieß einen Fluch aus. Dabei wusste er genau, dass es vernünftiger war, heute nicht mehr zu tauchen. Er war viel zu müde und gereizt, um normal zu reagieren.
„Wie sieht es morgen aus?"
„Derselbe Mist. Wenn es so windig ist wie heute, werde ich mit meinen Touristen durch die Lagune gehen und von der Wand des äußeren Riffs aus tauchen. Sie können gern mitkommen. Ihre Freundin natürlich auch, wenn sie Lust hat. Mit der Taucherausrüstung hin-und zurückzulaufen, ist allerdings elend anstrengend."
„Ich bezweifle, dass Mandy danach zumute sein wird", bemerkte Daniel in sarkastischem Ton.
„Sie sah wirklich aus wie abgestandenes Bier", meinte Ray. „Aber wir sollten trotzdem ihre Taucherausrüstung checken, damit alles in Ordnung ist, falls sie doch noch Lust bekommt."
Sie brauchten eine Stunde, um Daniels und Mandys Taucherausrüstungen auszupacken und zu prüfen, ob die vielen Zubehörteile den Transport heil überstanden hatten. Dabei besserte sich Daniels Stimmung zusehends. Als sie fertig waren, konnte er sogar wieder lachen. Zudem war er dermaßen in Rays Achtung gestiegen, dass der ihn als vollwertiges Mitglied seiner Zunft akzeptiert hatte. Daniels routinierte Geschicklichkeit im Umgang mit dem Tauchgerät, die Genauigkeit, mit der er selbst das kleinste Detail überprüfte und seine trockenen Berichte über Taucherausflüge in unbekannten Gewässern trugen zu Rays wachsendem Interesse und seiner Bewunderung für Daniel bei.
„Ihre Freundin scheint sich eine brandneue Ausrüstung für Lady Elliot gekauft zu haben", bemerkte Ray, während er Mandys Tauchgeräte wegstellte. Bewundernd betrachtete er die Sauerstofftanks. „Und alles vom Feinsten."
„Hmm", meinte Daniel bloß. Er war sicher, dass Adela den teuren Taucheranzug, die Tanks, Masken, Flossen und den ganzen Rest gekauft hatte. Und ebenso sicher war er, dass Mandy alles wie angegossen passte. Wenn sie sich einem neuen Projekt widmete, übersah Adela kein Detail.
Plötzlich hörte Daniel Kinderlachen vor dem Taucherschuppen. Überrascht schaute er auf.
„Das sind die Townehome-Kinder", erklärte Ray. „Die Familie kommt jedes Jahr her. Das kleine Mädchen wäre beinah hier auf die Welt gekommen. Wir schafften es gerade noch rechtzeitig, Linda zum Festland zu bringen."
„Sind die Kinder nicht ein bisschen jung zum Tauchen?"
„Ted und Linda wechseln sich mit dem Kinderhüten ab. Während der eine taucht, geht der andere mit den Kindern zur Lagune." Ray warf einen Blick auf seine Taucheruhr. „Zeit zum Essen. Wissen Sie schon, wo die Cafeteria ist?"
„Nein, aber sie wird sicher nicht schwer zu finden sein. Es gibt ja auf der ganzen Insel nur ein paar Gebäude."
„Sie liegt direkt hinter dem Büro, das sich in der Nähe des Vogelschutzgebietes gegenüber der Lagune befindet."
Daniel lachte. „Kapiert."
Er stand auf, streckte sich und folgte dem schmalen Pfad, der ihn zum Zelt zurückführte. Dabei kam er an kleinen, einfachen Baracken, an ausgeblichenen Zelten und an den beiden Waschhäuschen vorbei. Lady Elliot war gewiss nichts für anspruchsvolle Touristen. Die Insel lag fernab von jeglicher Zivilisation, die Unterkünfte waren spartanisch, und außer tauchen konnte man kaum etwas unternehmen. Selbst
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