Tiffamy Duo Band 29
ernst gemeint, als sie ihr eine Affäre mit einem Australier empfahl. So ernst, dass sie sogar mögliche Folgen einkalkuliert, beziehungsweise auszuschließen versucht hatte.
Nur zögernd packte Mandy den restlichen Inhalt des Rucksacks aus. Zum Glück befanden sich keine weiteren Überraschungen dieser Art darunter. Ganz unten lag ein Umschlag, auf den Adela in ihrer klaren, deutlichen Handschrift ihren Namen geschrieben hatte. In dem Umschlag steckten sechshundert australische Dollar und ein Brief.
Liebe Mandy, ich habe Ihre Taucherausrüstung per Luftfracht vorausgeschickt, damit Sie sich nicht darum kümmern müssen. Wenn etwas fehlt oder nicht passt, kaufen Sie sich von dem beiliegenden Geld Ersatz. Sonst geben Sie das Geld für etwas aus, das Ihnen Freude macht.
Adela.
Taucherausrüstung? Mandy starrte den Brief an, bis die Zeilen vor ihren Augen verschwammen. Sie fühlte sich hin- und hergerissen. Sie sehnte sich danach, die Schönheit und endlose Weite der Unterwasserwelt wiederzuentdecken. Jedoch die Vorstellung, dafür ganz in Wasser eintauchen zu müssen, jagte ihr Angst ein. Mit zitternden Händen begann sie, die Sachen in ihren Rucksack zurückzupacken, angefangen mit der albernen kleinen Schachtel. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, was Daniel von ihr denken würde, wenn er die Packung sah.
Schnell zog sie die Shorts und eines der Bikinioberteile an, steckte sich ein paar Geldnoten in die Tasche, ergriff das weiße Handtuch und den Beutel mit ihrer Kosmetik und verließ das Zelt. So einfach die Unterkünfte auch sein mochten, eine Waschgelegenheit gab es bestimmt irgendwo.
Knapp fünfzig Meter von ihrem Zelt entfernt standen noch andere Zelte, hundert Meter weiter winzige Baracken. Dazwischen lagen zwei etwas größere Gebäude. Zielstrebig steuerte Mandy sie an. Kurz darauf stand sie unter der Dusche und genoss das Gefühl, ihren Körper und ihre Haare vom Reisestaub zu befreien. Nachdem sie sich trockenfrottiert und ihre Haare ausgekämmt hatte, fühlte sie sich wie neugeboren. Sie zog Bikini und Khakishorts an und begab sich auf die Suche nach etwas Essbarem.
Sie hatte Glück. Das erste Gebäude, das sie betrat, war die Bar. Dort stieß sie auf Ray, der gerade mit einer Blondine flirtete.
„Hallo, kleines Faultier", sagte er und lächelte sie freundlich an. „Nachdem Sie sich jetzt einen Tag lang ausgeschlafen haben, geht es Ihnen sicher besser, oder?"
„Einen Tag?"
„Fast. Die Nachmittagsmaschine ist gerade abgeflogen."
„Deshalb habe ich solches Magenknurren."
Ray lächelte belustigt. „In zwanzig Minuten gibt es Abendessen. In der Zwischenzeit können Sie ja ein Bier trinken."
„Lieber nicht. Ich brauche erst einmal etwas Festes. Ich fühle mich völlig leer."
Rays Blick wanderte von ihrem nassen Haar über das schwarze Bikinioberteil und die knappen Khakishorts zu ihren schmalen Füßen in den Strandsandalen. „Leer? Wenn alle Frauen so leer wären wie Sie, würde ich als glücklicher Mann sterben."
Mandy reagierte auf diese Bemerkung mit jenem freundlich-zurückhaltenden Lächeln, das sie für „Komplimente" dieser Art immer parat hatte. Sie wollte Ray gerade nach dem Speiseraum fragen, als sie eine Männerstimme aus dem Nachbarraum vernahm. Es war Daniels Stimme, und sie klang nicht besonders freundlich. Den Grund seines Zorns erfuhr sie auch. Er sprach nämlich von ihr.
6. KAPITEL
„Das ist also der Urlaub, den du für mich geplant hast", sagte Daniel wutentbrannt, wobei er hoffte, dass das Funkgerät, über das er sprach, jede Nuance seines Tonfalls übertrug. Adela sollte ruhig wissen, wie erzürnt er über ihre Machenschaften war.
„Drei Wochen lang mit einer hysterischen Ziege in einem Zelt eingesperrt — wie soll man sich da entspannen?"
Wütend marschierte Mandy durch die geöffnete Tür in das kleine Büro, in dem gleichzeitig ein Andenkenlädchen untergebracht war — und blieb wie angewurzelt stehen. Sprachlos starrte sie Daniel an. Er trug nur eine Badehose, ein schwarzes Stückchen Stoff, das kaum breiter war als ihre Hand. Unter der glatten gebräunten Haut zeichneten sich harte Muskeln ab. Mit leicht gespreizten Beinen, eine Hand auf die Hüfte gestemmt, stand er da und hörte sich ungeduldig an, was seine Tante ihm zu sagen hatte.
„Das beruhigt mich außerordentlich", bemerkte er ironisch. „Wenn sie so unglaublich tüchtig im Büro ist, warum hast du sie dann nicht dabehalten?"
Es entstand eine kurze Pause, nach der Daniel erneut einen
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