Tiffamy Duo Band 29
Muscheln zu beschäftigen. Außerdem durfte er Mandy nicht begehren. Sie gehörte nicht zu den Frauen, die ihre Sexualität frei auslebten und die er als Partnerinnen bevorzugte. Er konnte ja nicht einmal behaupten, dass er sie mochte. Von klein auf hatte er Frauen verachtet, die selbst mit dem sorgenfreien Leben in einem Land wie Amerika nicht fertig wurden. Seine Mutter war ein Paradebeispiel einer verwöhnten, schwachen Frau gewesen, seine erste Frau ein weiteres. Es hatte den Anschein, dass Mandy mit ihren irrationalen Ängsten ein drittes Beispiel war.
Er brauchte also nur seinen Körper davon zu überzeugen, was sein Verstand längst wusste: dass er die Finger von Mandy lassen musste.
„Ist diese Muschel viel Geld wert?" wollte Clint wissen.
Daniel versuchte, sich auf die Frage des Jungen zu konzentrieren, was ihm jedoch nicht ganz leichtfiel. Seine Gedanken drehten sich noch immer um Mandy. „Ein Sammler würde vielleicht eine hübsche Summe dafür zahlen", sagte er. „Aber diese Muschel wird nicht verkauft. Ich darf sie nicht einmal für mich selbst behalten oder sie Mandy schenken, so gern ich das tun würde. Lady Elliot steht unter Naturschutz, und das bedeutet, dass niemand etwas von der Insel oder dem Riff mitnehmen darf, außer Fotografien. Wir dürfen ja draußen beim Riff auch keine Fische zum Abendessen fangen."
Clint seufzte. Bedauernd betrachtete er die glänzende Porzellanmuschel. „Man kann doch so eine schöne Muschel nicht einfach wegwerfen."
„Wir behalten sie noch zwei Wochen, und wenn wir abreisen, geben wir sie dem Meer zurück", meinte Daniel lächelnd.
„Zwei Wochen? So lange seid ihr noch hier? Wir fahren morgen nach Hause", sagte Di traurig. Sie seufzte. „Aber diesmal darf ich am Fenster sitzen, damit ich die Insel und das Riff mal von oben sehen kann."
„Wie schön", sagte Mandy mit schwacher Stimme. Sie hatte bisher den Gedanken an das kleine Flugzeug verdrängt. Wahrscheinlich hatte es so gut geklappt, weil sie dem anderen Objekt ihrer Ängste viel näher gewesen war — dem Meer. Aber jetzt hatte Di sie schlagartig an den drohenden Rückflug erinnert. Mit ausdrucksloser Miene gab sie Daniel die Porzellanmuschel zurück. Abwesend blickte sie auf das winzige Muschelstückchen, das Clint ihr gebracht hatte. „Triton", sagte sie.
„Was?" fragte Di.
„Dies ist wahrscheinlich ein Stück von einem Tritonshorn, so wie dieses", sagte Mandy und hob eine lange, geriffelte Muschel auf, die Clint ihr vor einer Weile gebracht hatte. Interessiert verglichen die Kinder das nur schwach zu erkennende Muster auf Clints Muschelstückchen mit der intakten Muschel, die Mandy in der Hand hielt. Dann sprangen sie auf, um weitere Muscheln zu sammeln.
„Darf ich?" fragte Daniel und nahm Mandy das Tritonshorn aus der Hand, um es sich ans Ohr zu halten. „Es ist noch da."
„Was? Das Meer?"
„Hm", meinte Daniel bloß.
„Was Sie da hören, ist nur das Rauschen Ihres eigenen Blutes", sagte Mandy. Lächelnd schüttelte Daniel den Kopf. „Es ist das Meer. Hören Sie doch."
Während er ihr mit einer Hand die Muschelöffnung ans Ohr hielt, legte er die andere an ihre Wange. Mandy durchströmte es warm, als sie seine Finger in ihrem Haar spürte. Ihr plötzliches Herzklopfen hallte in der Muschel wider, die er ihr so behutsam ans Ohr hielt.
„Hören Sie es?" fragte er leise und blickte unverwandt auf die Stelle an ihrem Hals, wo ihr Puls verräterisch pochte.
„Ja", sagte sie leise. Im nächsten Moment hielt sie die Luft an. Daniel hatte seinen Daumen auf ihre Unterlippe gelegt und streichelte sie zärtlich.
„Sie haben sich verletzt. Was ist passiert?"
„Ich ... ich habe mir im Fischteich aus Versehen auf die Lippe gebissen."
„Macht Wasser Ihnen solche angst?"
„Ja", sagte Mandy und senkte den Blick, um die Verachtung in Daniels Augen nicht sehen zu müssen.
„Haben Sie generell Angst vor Wasser oder nur vor dem Meer?"
„Vor der kleinsten Pfütze fürchte ich mich!" stieß sie heftig hervor.
„Warum sind Sie dann in den Fischteich gegangen?"
Daniel klang eher verwirrt als verächtlich, und seine Berührung war tröstlich und liebevoll. Mandy öffnete die Augen. In seinem Blick lag keine Verachtung. Eindringlich schaute er sie an.
„Ich versuche meine Angst zu überwinden", sagte Mandy leise. „Deshalb bin ich mit den Kindern in den Teich gegangen. Ich stand bis zu den Knien im Wasser, als Clint aus dem Teich hinaustrieb. Er hätte sich an den Korallen verletzen
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