Tiffamy Duo Band 29
deuten wissen. „Er heißt: Jemandem ein Wehwehchen wegküssen. Mandy hatte sich auf die Lippe gebissen."
„Was Sie nicht sagen", gab der Junge in trockenem Ton zurück. Er setzte sich zu Mandy aufs Handtuch und hielt ihr die leeren Hände hin. „Ich habe nicht mehr gefunden."
Di stand stumm daneben. Sie sah Mandy tieftraurig an.
„Di?" fragte Mandy. „Ist etwas passiert, Liebes?"
„Wirst du uns morgen zum Flugzeug bringen?" fragte das kleine Mädchen.
Di schaute sie so hoffnungsvoll an, dass sie ihr den Wunsch nicht abschlagen konnte. Sie zwang sich zu einem Lächeln und versuchte, nicht an ihre Angst vor der kleinen Maschine zu denken. „Natürlich bringe ich dich zum Flugzeug."
„Wir kommen beide mit", erklärte Daniel.
Mandy sah ihn erstaunt an. „Gehen Sie denn nicht tauchen?"
„Wahrscheinlich nicht. Es wird voraussichtlich Wind geben. Ich wollte ohnehin eine Riff-Wanderung machen. Möchten Sie den Fremdenführer spielen?"
Mandy wollte schon ablehnen, zögerte dann jedoch und meinte schließlich: „Ich werde sehen, was ich tun kann."
Daniel strich noch einmal behutsam mit dem Daumen über die kleine Verletzung auf ihrer Unterlippe. „Mehr kann ich kaum verlangen, nicht wahr?"
8. KAPITEL
Die Erinnerung an Daniels Kuss und seine verständnisvollen Worte ließen Mandy den ganzen Tag über nicht mehr los. Nie hätte sie ihm diese Zärtlichkeit zugetraut. Die Vorstellung, von ihm in den Armen gehalten, gestreichelt und geliebt zu werden, weckte die seltsamsten Empfindungen in ihr. Sie ertappte sich dabei, wie sie jede seiner Bewegungen beobachtete. Sie bewunderte die glänzenden Lichtreflexe auf seinem blonden Haar, und die glatte, gebräunte Haut, die harten Muskeln. Selbst beim Spiel mit den Kindern strahlte sein Körper eine verhaltene Kraft aus, die sie faszinierte.
Nach dem Abendessen überfiel Mandy eine sonderbare Ruhelosigkeit. Sie gab dem Wind und dem fallenden Barometer die Schuld, wusste aber genau, dass das nicht die einzigen Gründe für ihre merkwürdige Stimmung sein konnten. Es waren Daniels Blicke, von denen sie sich seit ihrer Begegnung in der Lagune verfolgt fühlte. Als die Taucher sich nach dem Essen in die Bar zurückzogen, verließ Mandy die Cafeteria. Sie hatte das Bedürfnis, allein zu sein. Wenn sie noch lange Zeit in Daniels Nähe verbringen würde, könnte sie irgendwann der Versuchung nicht mehr widerstehen, ihn mit der gleichen Zärtlichkeit zu berühren, wie er es getan hatte.
Sie lief um die Insel herum, bevor sie wieder zum Zelt ging. Daniel war noch nicht aus der Bar zurückgekommen. Schnell zog sie sich aus und legte sich hin. Erstaunlicherweise schlief sie sofort ein. Sie träumte von Daniel, vom Meer, von Wärme und Zärtlichkeit.
★
Im Morgengrauen wachte Mandy unvermittelt auf. Sie schaute zu Daniel hinüber. Den Arm über dem Kopf angewinkelt, lag er auf dem Rücken und schlief. Das Laken musste ihm im Schlaf vom Körper gerutscht sein. Außer einem winzigen weißen Slip war er nackt. Sein wohlgeformter Körper erinnerte Mandy an eine griechische Statue. Eine Skulptur überwältigender Männlichkeit. Die Ausstrahlung, die von ihm ausging, ließ sich nicht mit Worten beschreiben. Ein Vlies golden schimmernder Haare bedeckte seine Brust.
Heißes Begehren erfüllte Mandy, während sie ihn betrachtete. Als sie es nicht mehr ertragen konnte, drehte sie sich mit dem Gesicht zur Zeltwand. Der rötliche Schimmer der aufgehenden Sonne drang schon durch den Stoff. Mit leerem Blick starrte sie die grobe Leinwand an. Sie musste sich zwingen, das Bild von Daniels Körper aus ihren Gedanken zu verdrängen. Um sich abzulenken, fing sie an, die Sonnenstrahlen zu zählen, die sich durch winzige Löcher in der Zeltwand bohrten. Dass sie dabei noch einmal einschlafen würde, hatte sie nicht erwartet.
Als sie wieder aufwachte, war sie allein im Zelt. Obwohl Daniels Matratze leer war, sah sie ihn noch immer dort liegen in all seiner erregenden Männlichkeit. Schnell zog sie ihre Insel-Uniform an, die aus Bikini, Shorts und Sandalen bestand, und merkte, wie ihre Hände dabei zitterten. Sie klemmte sich ihr Handtuch und ihren Kosmetikbeutel unter den Arm und ging zum Waschhaus hinüber. Die Dusche erfrischte sie zwar, konnte jedoch ihre aufgewühlten Gefühle nicht beruhigen.
Sie saß noch am Frühstückstisch, als sie bereits das laute Brummen des kleinen weißen Flugzeuges hörte, das gerade zur Landung auf der Insel ansetzte. Die Erinnerungen überfielen sie so
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