Tiffamy Duo Band 29
unterbrach Clint sie ungeduldig. „Das habe ich schon im Kindergarten gelernt."
„Weißt du was?" sagte Mandy lächelnd. „Nach dem Mittagessen bringe ich meine Bücher mit an den Strand, und dann schauen wir sie zusammen an."
Mandy hielt ihr Versprechen. Nach dem Essen brachte sie den Kindern nicht nur Schokoladenriegel mit, sondern auch die Bildbände, die sie bisher so sorgfältig verborgen hatte. Clint und Di waren fasziniert von den ganzseitigen Farbfotos. Zu Mandys Überraschung konnte Di fast genauso gut lesen wie ihr Bruder. Für jedes lateinische Wort, das sie entzifferten, verlangten die Kinder eine Übersetzung.
Die drei waren so vertieft, dass sie die Männer gar nicht hörten, die mit dem ersten Taucherboot zurückgekommen waren. Sogar Clint, der es sonst nie abwarten konnte, mit seinen Eltern Schnorcheln zu gehen, interessierte sich nur noch für die Korallenstücke, die er anschleppte und mit Mandy zu identifizieren versuchte.
Daniel, der schon seit einer Weile im Schatten der Casuarina-Bäume stand, beobachtete mit wachsendem Erstaunen, wie Mandy die verblichenen Muschel- und Korallenstücke den jeweiligen Tierarten zuordnete.
„Aber das weißt du bestimmt nicht!" sagte Clint triumphierend und hielt Mandy ein undefinierbares Stück unter die Nase.
Mandy nahm es ihm aus der Hand und betrachtete es kritisch. „Das war ein Weichtier, keine Koralle", meinte sie.
Während Daniel zuhörte, wie Mandy den Kindern erklärte, woran man ein Weichtier erkennt, wurde ihm klar, wie wenig er doch von ihr wusste. Er wusste nur, dass sie intelligent war, Angst vor kleinen Flugzeugen und Wasser hatte, eine scharfe Zunge und überraschend viel Selbstdisziplin besaß — und dass ihr Körper jeden Nerv in ihm zum Vibrieren brachte.
Außerdem fiel ihm auf, dass ihr Wissen über Korallen und Meerestiere bei weitem die Kenntnisse überstieg, die ihr die Bildbände, die sie auf dem Badehandtuch ausgebreitet hatte, vermitteln konnten. Sie brauchte die Korallen und Muscheln, die Clint ihr brachte, nicht im Buch nachzuschlagen. Sie identifizierte sie auf Anhieb, erklärte den Kindern, welchen Platz sie unter den Organismen des Riffs einnahmen, und suchte erst dann im Buch die Abbildung des betreffenden Tieres.
Das Muschelstückchen, das Clint ihr gerade gebracht hatte, erwies sich als besonders schwierig in der Zuordnung. Es sei einfach zu klein, meinte Di. Man könne ja gar nichts erkennen.
„Die winzigen Korallenstückchen hat sie ja auch erkannt", gab Clint zurück.
„Klar, weil die Korallentierchen viel kleiner sind als deine komische Muschel." Di war richtig empört, dass Clint das Wissen ihrer neuen Freundin in Frage stellte. „Eine Ameise ist eine Ameise, aber du kannst ein Känguru nicht von einer Eidechse unterscheiden, wenn das Stück nur so groß wie eine Ameise ist."
„Da hat deine Schwester nicht ganz unrecht", sagte Daniel, bevor Clint widersprechen konnte.
Ruckartig wandte Mandy den Kopf. „Was machen Sie hier? Ist etwas nicht in Ordnung?"
„Doch. Warum?"
„Sie sind ziemlich früh zurück."
„Ich habe den Townehomes versprochen, dass ich mit Clint Schnorcheln gehe, damit sie noch etwas länger draußen beim Riff bleiben können. Heute ist ihr letzter Tag." Er schwieg einen Moment. Forschend blickte er sie an. „Wollen Sie mit uns kommen?"
„Sie kann nicht schwimmen", bemerkte Cliff verächtlich.
„Sie kann wohl schwimmen", widersprach Di ernsthaft. „Sie tut es bloß nicht."
Daniel hob kurz die Brauen, sprach die Frage jedoch nicht aus, die ihm auf der Zunge lag. „Ich verstehe", sagte er bloß. Er trat einen Schritt vor und setzte sich neben Mandy auf das Badetuch. „Da Sie nicht zum Riff hinaus wollen, habe ich Ihnen ein Stück davon mitgebracht."
Er öffnete die Hand. Auf seiner Handfläche lag eine ebenmäßige milchweiße Muschel. Ihr matter Glanz erinnerte an kostbares altes Porzellan. „Oh!" sagte Mandy freudig überrascht. Vorsichtig nahm sie die Muschel in die Hand. „Eine Porzellanmuschel! Wissen Sie, wie selten diese Tiere sind? Haben Sie sie beim Tauchen gefunden?"
„Ja", sagte Daniel lächelnd. „Und das gilt für beide Fragen."
Während er beobachtete, wie vorsichtig sie die Muschel hielt, stellte er sich plötzlich vor, wie sich diese schlanken, sensiblen Finger wohl auf seinem Körper anfühlen würden. Energisch verdrängte er diesen Gedanken. In seiner knappen Badehose konnte er sich keine erotischen Phantasien leisten. Er tat besser daran, sich mit
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