Tiffamy Duo Band 29
scheint sich auf irgendeine Weise verändert zu haben."
Justine sah sie skeptisch an. „Ich weiß nicht, wovon du redest."
Es gelang Kendra gerade noch, ihre Zunge im Zaum zu halten. Sie wollte jetzt keine Erklärungen abgeben. Nicht über Raymond Durant!
„Jeder war vielleicht etwas übertrieben", sagte sie vorsichtig. „Aber du benimmst dich so seltsam. Was geht hier vor?" Mit einer Handbewegung brachte sie Justine, die gerade den Mund geöffnet hatte, wieder zum Schweigen. „Keine Ausflüchte, ich will die Wahrheit wissen."
Justine setzte zum Sprechen an, schwieg dann aber erneut, um endlich zu sagen: „Gut, aber du wirst es bereuen, dass du deine Ferien hier bei uns und nicht in Acapulco verbringen möchtest."
Kendra entgegnete: „Dort gibt es zu viele Touristen. Komm, was ist los?" Justine holte tief Luft: „Nun gut, die Ranch steht kurz vor dem Bankrott."
★
Kendra sah Justine verständnislos an. Das war unmöglich. Das konnte nicht wahr sein. Solange sie sich erinnern konnte, hatten sie sich nie Sorgen zu machen brauchen. „Warum?" fragte sie. „Das kann nicht dein Ernst sein, nachdem ,Niepokoj' und ,Summer Wind' . . ." Sie schwieg, als sie Justines betrübte Miene sah.
„Ich würde alles, was ich besitze, dafür hergeben, um die beiden Pferde wiederzubekommen", flüsterte ihre Schwester kaum hörbar.
„Sommerwind" war ihr erstes Araberpferd gewesen. Ihr Vater hatte seine ganzen Ersparnisse für das Pferd auf den Tisch gelegt, um sich einen langjährigen Traum zu erfüllen. Er hatte die majestätischen Araberpferde während des Krieges in Europa entdeckt und sich geschworen, sie später in Amerika zu züchten. Und er hatte alles daran gesetzt, diesen Traum zu verwirklichen, obwohl Justine und Kendra am Anfang manchmal um seinen Verstand gefürchtet hatten.
Bevor „Summer Wind" zu ihnen kam, hatten sie Rinder gezüchtet. In jenem Sommer jedoch verkaufte Patrick Waite seinen Viehbestand und dreißig Morgen und nahm noch eine Hypothek auf, um einen Zuchthengst aus Polen zu importieren:
„Niepokoj". Diese beiden Pferde bildeten den Grundstein für ihr neues Gestüt „Westwinds Arabians". Patrick Waites Traum war Wirklichkeit geworden.
Viele Menschen hatten Patrick Waite immer für einen Träumer gehalten. In Wahrheit war er aber ein scharfsichtiger Geschäftsmann. Er sorgte dafür, dass der Zuchthengst „Niepokoj" über die Grenzen Arizonas hinaus bekannt und schnell zur Legende wurde.
Von „Sommer Wind" und „Niepokoj" gab es bald viele Nachkommen. In wenigen Jahren war aus „Westwind Arabians" ein Millionen-Dollar-Unternehmen geworden. Züchter, die neu in die Gegend kamen, und auch alteingesessene brachten ihre Stuten zu „Niepokoj". Die Reichsten der Nation nahmen schnell Notiz von der „Westwind"-Ranch, denn Pferde waren gute Kapitalanlagen. Sie kauften „Westwind Arabians" zu Höchstpreisen und gaben ebenfalls große Summen aus, um Nachkommen von ihren eigenen Stuten und „Niepokoj" zu erhalten.
Als Patrick Waite starb, stand für Justine und Kendra fest weiterzumachen. Das Gestüt war für sie mehr als eine lukrative Erwerbsquelle, es war das Lebenswerk ihres Vaters.
Und nun versuchte Justine, Kendra beizubringen, dass „Westwind" kurz vor der Pleite stand.
Obwohl ihr der Schock noch in den Gliedern steckte, sagte Kendra so ruhig wie möglich: „Du hast doch immer noch ,Restless Wind'.
Der Hengst war der Sohn von „Niepokoj" und „Summer Wind" und ebenfalls einer der berühmtesten Zuchthengste im Land.
„Du hast ihn doch noch?" fragte Kendra drängend, als ihre Schwester nicht gleich antwortete.
Endlich raffte Justine sich zu einer Antwort auf: „Natürlich. Aber ich konnte ihn in diesem Jahr nicht zu Zuchtzwecken benutzen."
Kendra wollte gerade nach dem Grund fragen, als ihr Justine mit einer Handbewegung zu verstehen gab, den Mund zu halten. „Wenn du entschlossen bist, die ganze Wahrheit zu erfahren, beginnen wir am besten von vorn", sagte sie ergeben. „Ich weiß, es hört sich ein bisschen abenteuerlich an, aber ich bin überzeugt, dass jemand versucht, unser Gestüt zu sabotieren."
Kendra starrte ihr Schwester eine Weile ungläubig an. „Mach keine Witze, das kann doch nicht wahr sein!" erklärte sie schließlich.
„Ich meine es bitterernst. Kannst du bitte aufhören, mich so anzustarren, bis ich mit der Geschichte fertig bin? Eine Serie von . . . nennen wir sie Unglücksfälle . . . macht uns zu schaffen. Diese Unglücksfälle haben uns in die
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