Tiffany Duo 134
mehr verwechseln. Komm schon, Schwesterchen, gib's zu. Was hast du mit ihm angestellt?“
Lauren konnte es nicht leugnen. Ihre Schwester kannte sie einfach zu gut.
„Es war ein Fehler. Ein Moment geistiger Umnachtung. Wir waren allein und dann die ganze Anspannung...“
„Kann ich mir denken.“
„... und da ist es einfach passiert.“
„Oh, wie originell“, hänselte Becky, indem sie Laurens eigene Worte benutzte. „Und wie sieht's aus? Wirst du es einfach noch mal passieren lassen?“
Jetzt war es an Lauren, nervös die Tagesdecke zu befingern.
„Ich weiß es nicht.“
„Willst du es?“
„Ja. Schon möglich.“ Sie seufzte erschöpft. „Anfangs schien er nur daran interessiert, mich als Köder einzusetzen. Aber jetzt ... Ich weiß es nicht.“
„Vertrau mir“, sagte Becky mit der ganzen Selbstsicherheit einer Frau, die weiß, wovon sie spricht. „Sein Interesse an dir ist nicht nur beruflicher Natur.“
Sie hätte ihr nur zu gerne geglaubt. Wie gerne hätte sie genau da weitergemacht, wo sie letzte Nacht aufgehört hatten. Aber sie war sich nicht sicher, ob es ihr gefiel, nur einen kleinen Teil in Marshs Leben auszufüllen. Er schien eine Art emotionale Mauer um sich aufgebaut zu haben, die zwischen seiner Aufgabe und allen anderen Dingen in seinem Leben stand - einschließlich ihr.
Dieses Gefühl der Distanz verstärkte sich im Laufe des Nachmittags. Marsh und seine Kollegen fragten David Jannisek erbarmungslos aus. Am späten Nachmittag wurde auch Becky dazu gerufen. Lauren hatte nichts zu tun und fühlte sich überflüssig.
Schließlich machten sie eine kleine Pause. Und nun begegnete Lauren endlich Beckys großer Liebe, David Jannisek. Er war genauso charmant, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Und unglaublich gut aussehend. Mit seiner sonnengebräunten Haut, dem dunkelblonden Haar und dem Clarke-Gable-Schnurrbart hatte er fast schon etwas Adeliges an sich.
Aber es war seine aufrichtige Zerknirschung darüber, Becky in die ganze Sache verwickelt zu haben, die Lauren für ihn einnahm. Das und seine Entschlossenheit, den Schaden, den er angerichtet hatte, wieder zu beheben.
„Ich werde alle meine Schulden zurück bezahlen“, erklärte er ruhig. „Meine Spielleidenschaft hat eine Menge Schaden angerichtet. In jeder Hinsicht.“
Becky griff nach seiner Hand und drückte sie.
„Marsh sagt, durch die Informationen, die Dave dem FBI und der Drogenbehörde liefert, mache er seine Schulden mehr als wett“, erzählte sie ihrer Schwester.
Überrascht suchte Lauren mit ihren Augen nach Marsh, der mit seinen Kollegen auf der Terrasse saß und den Stand der Dinge diskutierte. Marsh, der Mann, der Jannisek so erbarmungslos gejagt hatte. Er sah konzentriert und angespannt aus. In Jeans und aufgerollten Hemdsärmeln wirkte er hart und kompromisslos. Schwer vorstellbar, dass er Jannisek gegenüber so etwas wie Mitgefühl aufbrachte.
„Hoffentlich werden meine Informationen Mr. Henderson zu dem Mann führen, den er sucht“, sagte Dave mit zerknirschter Stimme. „Wenn dem so ist“, erklärte er der niedergeschlagenen Becky, „kann es trotzdem Monate, vielleicht sogar Jahre dauern, bis der Fall vor Gericht kommt.“
„Jahre?“ Beckys Stimme klang schrill vor Entsetzen.
„Sie wollen mich ins Zeugenschutzprogramm aufnehmen. Das bedeutet einen neuen Namen, ein neues Leben.“ Seine Hand umklammerte ihre. „Ich kann dich nicht mitnehmen. Ich werde dich nicht noch einmal einer solchen Gefahr aussetzen. Nach der Gerichtsverhandlung, wenn der Mann, der mich töten will, hinter Gittern ist, werde ich zu dir kommen.“
Becky versuchte ein missglücktes Lächeln. „Ich nehme an, du denkst, ich würde auf dich warten.“
„Nein! Ich habe kein Recht, so etwas von dir zu verlangen. Ich werde zurückkommen. Wenn es bis dahin niemand Neuen in deinem Leben gibt, können wir vielleicht noch mal von vom beginnen.“
Sie schluckte. „Vielleicht.“
Er hob ihr Kinn mit einem Finger und redete leise auf sie ein. Lauren fragte sich, wie schwer es ihm wohl fallen musste, Becky anzulächeln.
Keiner von beiden bemerkte, wie sie sich davonstahl. Ihr Herz blutete für ihre Schwester, doch bei diesem Problem konnte sie ihr nicht helfen.
Sie fühlte sich mehr denn je als Fremdkörper und zog sich in ihr eigenes Zimmer zurück. Die luxuriöse Suite mit dem riesigen Himmelbett war das genaue Gegenteil von der einsamen Hütte und dem schmalen niedrigen Lager, in das sie und Marsh erst letzte Nacht
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