Tiffany Duo 134
und direkt zur Sache zu kommen. „Ich habe etwas gegen Vorverurteilung. Vielleicht ist Farid ja wirklich ein Schmuggler. Doch das heißt noch lange nicht, dass Alex ein Dieb ist.“
„Aber Bok muss ihn verdammt gut kennen, wenn Farid extra seinetwegen den langen Weg hierher kommt. Die hecken doch bestimmt irgendetwas aus. Wahrscheinlich denkst du, dass ich Bok nur anschwärzen will, weil ich eifersüchtig bin,...“
Sie hob überrascht den Kopf. „Eifersüchtig?“
„Oh, Teufel.“ Er fuhr sich mit den Fingern durch seine Haare, die ohnehin schon zu Berge standen. „Du hast es noch nicht mal gemerkt, was? Egal, vergiss es. Es ist einfach nur so, dass mich diese Sache nervös macht, verstehst du das denn nicht?“
Nora hatte noch an Tims Eingeständnis, eifersüchtig zu sein, zu kauen. Tatsächlich hatte er ihr früher schon einmal zu verstehen gegeben, dass er an mehr als nur einer beruflichen Beziehung interessiert war, aber nachdem sie ihm einen freundschaftlichen Rüffel gegeben hatte, schien er sich damit abgefunden zu haben, dass sie einfach nur Freunde waren.
„Tim“, sagte sie schließlich. „Ich weiß, dass du es gut meinst. Aber du hattest von Anfang an etwas gegen Alex, warum auch immer. Ich glaube nicht, dass du ihn richtig siehst.“
„Aber du, was?“ Tims langes Gesicht legte sich in besorgte Falten. „Dann sei ... dann sei wenigstens vorsichtig, Nora. Ich möchte nicht, dass dir irgendetwas zustößt.“
„In diesem. Punkt sind wir einer Meinung. Ich will auch nicht, dass mir etwas zustößt.“ Sie bemühte sich um ein zuversichtliches Lächeln, aber es fühlte sich verkrampft an. „Wirklich, Tim, du machst dir unnötige Sorgen. Im Übrigen habe ich vor, Alex wegen Farid zu fragen, falls dich das beruhigt.“
„Na toll, das ist wirklich eine prima Idee. Ich nehme an, du denkst, er sagt dir, dass er vorhat, uns zu bestehlen.“
„Und ich nehme an, du willst, dass ich versuchen soll, ihn loszuwerden - und das nur, weil einer unserer Arbeiter irgendwelche Geschichten erzählt. Menschenskind, Tim, sei doch vernünftig. Alex hat es überhaupt nicht nötig, uns oder sonst wen zu bestehlen. Seine Familie hat eine Menge Geld.“
„Und hat er selbst auch welches? Soweit mir bekannt ist, arbeitet er nicht für seinen Lebensunterhalt. Und wenn dir das nicht sagt, was für eine Art Mann er ist ...
„Was für eine Art Mann wer ist?“ Diese Stimme kam aus dem Hauptzelt. Eine Sekunde später schlug DeLaney die Zeltplane zurück und streckte neugierig den Kopf heraus. „Habt ihr euch in der Wolle?“
Tim wurde rot.
„Ja“, sagte Nora. „Ich bin überrascht, dass du uns nicht gehört hast.“
„Ich habe euch gehört“, gab DeLaney fröhlich zurück. „Leider konnte ich nicht alles verstehen. Um wen oder was geht’s denn? Ich habe irgendwas von Stehlen gehört. Ist schon wieder etwas gestohlen worden?“
„Nein. Zeit, Frühstück zu machen, DeLaney.“
„Aber worum ging’s denn dann?“
Nora schüttelte verzweifelt und belustigt zugleich den Kopf.
„Meine Bemerkung über das Frühstück war ein zarter Wink, dass ich gern das Thema wechseln würde, nur falls es dir entgangen sein sollte.“ Sie unterbrach sich und lauschte dem Stimmengemurmel, das der trockene Wüstenwind zu ihnen herübertrug. „Zieh dir besser einen Kaftan über. Ich glaube, unser Besuch ist im Anmarsch.“
DeLaney grinste und schlüpfte zurück ins Zelt.
5. KAPITEL
Noras Augen leuchteten. Alex konnte es gar nicht übersehen. Ebenso wie er vorhin, als sie Farid und seinen Söhnen vor deren Aufbruch noch schnell ein einfaches Frühstück serviert hatte, ihre geschmeidigen Bewegungen nicht hatte übersehen können. Und ebenso wie er stets den schwachen Fliederduft wahrnahm, der sie einhüllte.
Nachdem sich ihre Gäste verabschiedet hatten, wandte sich die Crew wieder ihren Tagesproblemen zu. Nora wollte immer noch versuchen, aus Kairo zusätzliche Mittel aufzutreiben, damit die Ausrüstung angeschafft werden konnte, die man benötigte, um den Tunnel frei zu räumen. Und Alex hatte sich angeboten, einen Techniker aufzutreiben. Im Moment jedoch war die Arbeit an dem Tunnel unterbrochen, aber es gab auch so noch genug zu tun.
Alex registrierte belustigt, dass Tim ihn mit misstrauischen Blicken streifte, fast so, als ob er ihn für den Rückschlag verantwortlich machen wollte.
„Bist du dir wirklich sicher, dass der Zugang schon vor langer Zeit verschüttet wurde und nicht erst kürzlich?“ wollte
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