Tiffany Duo 134
es nicht waren, ist offensichtlich, womit also nur noch Gamal oder Ahmed als Märchenerzähler übrig bleiben.“
Sie warf ihm einen schnellen Blick zu. „Warum bist du dir bei DeLaney und Lisa so sicher?“
„Ich wüsste nicht, wo sie ein derartiges Gerücht aufgeschnappt haben sollten. Sie sind erst seit zwei Monaten im Land, und so wie ich DeLaney einschätze, hätte sie es mit Sicherheit schon allen erzählt, nicht nur dir und Tim. Und wenn Lisa es gehört und für wichtig befunden hätte, wäre sie damit zu dir gekommen und nicht zu Tim.“
„Du hast dir in dieser kurzen Zeit schon ein recht gutes Bild von uns allen gemacht.“ Sie nagte einen Moment an ihrer Unterlippe. „Also ... stimmt es?“
„Ich habe auch schon Geschichten über Farid gehört“, antwortete er ausweichend. „Ich weiß nicht, ob sie stimmen oder nicht. Er ist ein reicher Mann und wohnt in Port Said, was wahrscheinlich allein schon ausreicht, um die wildesten Gerüchte in die Welt zu setzen. Ich weiß nicht, ob du mit der Situation hier vertraut bist.“
Sie nickte. „Ja. Port Said ist ein Freihafen, aber es ist verboten, unverzollte Waren an Land zu bringen, deshalb wird hier viel geschmuggelt. Doch das ist es nicht, was mich beunruhigt, Alex. Ich weiß, dass Schmuggel von den meisten Leuten hier als Kavaliersdelikt betrachtet wird, auch wenn es die Behörden ernst nehmen. Aber die Person, mit der ich gesprochen habe, scheint zu glauben, dass Farid auch mit gestohlenen Antiquitäten handelt.“
Ein schlauer Schachzug, dachte Alex grimmig. Ein Archäologe, der mit einem Schmuggler auf vertrautem Fuß stand, war hier nicht allzu verdächtig. Aber wenn dieser Schmuggler zudem mit gestohlenen Antiquitäten handelte ... „Wenn du mich jetzt fragen willst, ob ich vorhabe, das, was wir vielleicht am Ende dieses verflixten Tunnels finden, zu stehlen, dann kann ich dir vers...“
„Nein, natürlich nicht. Zum einen bezweifle ich sehr, dass wir etwas finden, das sich zu stehlen lohnt. Das habe ich auch dieser ... dieser Person, mit der ich gesprochen habe, zu erklären versucht, aber ich glaube nicht, dass sie den Unterschied zwischen einem intellektuellen Schatz und einem Schatz, der Geld wert ist, verstanden hat.“
„Danke für dein Vertrauen“, sagte er mit beißendem Spott. Er merkte, dass er wütend war. Wie absurd. Warum sollte Nora ihm eigentlich vertrauen? Immerhin hatte er sie schon mehrmals belogen, und er hatte vor, sie auch weiterhin zu belügen.
Aber nicht, weil er ein Dieb war.
„Ich unterstelle dir nichts, Alex. Aber nachdem dieses Gerücht nun mal aufgekommen ist, finde ich es nur fair, dir eine Gelegenheit zu geben, dich dazu zu äußern.“
„Tust du das? Hörst du mir denn überhaupt zu? Ich weiß nicht, was du von mir erwartest. Ich kann es nicht beweisen, dass Farid nicht in diesem Gewerbe dilettiert. Und auch nicht, dass ich es nicht tue.“
Sie seufzte. „Da du dich jetzt sowieso schon angegriffen fühlst, kann ich mir wahrscheinlich gleich alles von der Seele reden.“
„Das klingt ja höchst ominös.“
„Was hast du letzten Monat so fernab von jeder Zivilisation im Negev gemacht?“
Das war wirklich eine gute Frage. Er strich sich mit der Hand über den Kopf. „Ich wünschte, du hättest das nicht gefragt.“
Der Blick, den sie ihm zuwarf, war fast so misstrauisch wie der von Tim vorhin. „Warum?“
„Weil es mir peinlich ist. Ich hatte mich verlaufen.“ Sie blieb abrupt stehen. „Verlaufen?“
Er lächelte zerknirscht. „Gründlich. Ich war zu Besuch bei Freunden und konnte nicht schlafen. Das passiert mir oft. Ich brauche nicht viel Schlaf. Weil ich niemand aufwecken wollte, tat ich das, was ich meistens tue, wenn ich nicht schlafen kann. Ich ging spazieren.“
Sie schaute ihn ungläubig an. „Das muss ja ein ziemlich langer Spaziergang gewesen sein. Die nächste Siedlung ist der Kibbuz Nir Am, aber du kamst aus der entgegengesetzten Richtung. Und ich war in Nir Am. Ich habe später herumgefragt. Dort wusste niemand, wer du bist.“
„Ich liebe es, nachts in der Wüste spazieren zu gehen. Ich mache es manchmal stundenlang.“ Alex war ein guter Lügner. Er verstand es meisterlich, seinen erfundenen Geschichten einen Schuss Wahrheit beizufügen, so dass sie absolut glaubwürdig klangen. Und warum hinterließ es dann diesmal einen schlechten Geschmack in seinem Mund?
„Normalerweise dienen mir die Sterne als Kompass, aber in dieser Nacht war es bewölkt. Ich musste
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