Tiffany Duo 40
und führte sie zur Tanzfläche. »Ich heiße übrigens
William Holcomb. Meine Freunde nennen mich Bill.«
»Claire Weston.« Er tanzte gut, und sie lächelte ihn an. »Genießen Sie Ihre Reise,
Bill?«
Er zuckte die Schultern. »Ich denke schon. Meine Schwester hat mich überredet
mitzukommen. Ihr Mann ist Kaplan an einer Universität. Die beiden saßen an
meinem Tisch. Wir sind schon in Amman und Kairo gewesen, bevor wir nach
Jerusalem gekommen sind.«
»Sie scheinen nicht besonders begeistert davon zu sein.«
»Ich habe Kirchen und Ruinen ziemlich satt. Vielleicht hätte ich lieber auf die
Bahamas fliegen sollen.«
Claire lachte, als er sie herumschwang. Sie schätzte ihn auf ungefähr
fünfundzwanzig, aber er wirkte jünger und war bestimmt nicht an religiösen
Sehenswürdigkeiten interessiert. Er hätte wirklich besser die Bahamas wählen
sollen, dachte sie.
Oliver beschäftigte sich mit seinem zweiten Drink und beobachtete, wie Claire und
ihr Partner zusammen lachten. Der Mann wirbelte sie scheinbar mühelos von sich
weg und zog sie im nächsten Moment wieder in die Arme. Oliver zündete sich eine
Zigarette an und widerstand dem Drang, auf die Tanzfläche zu gehen und Claire dem
Fremden aus den Armen zu reißen.
Als Claire an den Tisch zurückkehrte, war sie ganz außer Atem. Ihr Blick funkelte, als hätte sie seit Monaten nicht mehr soviel Spaß wie eben gehabt.
»Vielen Dank, dass Sie mir Claire ein paar Minuten ausgeliehen haben«, sagte
Holcomb zu Oliver.
Der erwiderte irgend etwas Undeutliches als Antwort.
»Heh, ihr beiden«, protestierte Claire. »Was heißt hier verleihen? Ich bin schließlich kein Buch aus einer Bücherei.«
»Oh, entschuldigen Sie«, meinte Holcomb hastig. Mit offen-
sichtlichem Zögern rückte er ihr den Stuhl zurecht und kehrte dann an seinen Tisch
zurück.
»Sie haben eine Eroberung gemacht«, bemerkte Oliver unverhohlen missmutig.
Sein Blick hielt ihren fest, und Claire fragte sich, warum er so ärgerlich war. Sie war sich keiner Schuld bewusst. Schließlich hatte er klargemacht, dass er nicht mit ihr
tanzen wollte. Verwirrt schüttelte sie den Kopf. »Oh, er ist nur allein und hat
Heimweh. Er sagte, er wäre lieber auf die Bahamas geflogen.«
Oliver zog langsam an seiner Zigarette. »Dort würde er auch besser hinpassen«,
sagte er dann zu ihr. Missgelaunt schaute er zur Küche. »Wo, zum Teufel, bleibt
unser Essen?«
Als wäre das das Stichwort gewesen, erschien der Kellner, und die Sängerin, eine
attraktive Britin, sang während des Essens. Oliver merkte, dass der junge Mann vom
Nebentisch Claire die ganze Zeit musterte, und war von der Aufmerksamkeit des
Mannes irritiert.
Irgendwie wirkte Claire heute nacht besonders sinnlich. Als Holcomb merkte, dass
Oliver ihn ansah, wandte er schnell den Blick ab und schaute auf seinen Teller. Claire schien das gar nicht bemerkt zu haben. Ihre Aufmerksamkeit galt den Liedern der
Sängerin, und Oliver und sie beendeten ihr Essen, ohne miteinander gesprochen zu
haben.
Du bist heute Abend wirklich ein überaus geistreicher Gesellschafter, Kellogg, sagte Oliver sich spöttisch. Verärgert lehnte er sich zurück. »Wie heißt er?«
Claire legte die Serviette neben den Teller und schaute ihn verwirrt an. »Wer?«
Oliver nickte kaum merklich in Richtung des jungen Mannes am Nebentisch. »Fred
Astaire dahinten.«
Claire lachte dunkel und heiser. »Bill Holcomb.« Sie schaute kurz zu ihm hinüber.
»Ich glaube, er will mich noch einmal zum Tanzen auffordern.«
Als Oliver hochschaute, schob er gerade seinen Stuhl zurück und stand auf. »Sie
werden wählen müssen«, meinte Oliver
rasch und stand ebenfalls auf.
Claire schaute ihn amüsiert an. »Erzählen Sie mir nicht, dass Sie mit mir tanzen
wollen.«
»Nein. Wir werden gehen.«
»Aber es ist noch früh.«
»Claire.« sagte er warnend.
Mit einem resignierten Seufzer stand sie auf und ließ sich von Oliver aus dem Raum
führen. Wahrscheinlich tut es ihm jetzt leid, dass er mich zum Essen ausgeführt hat, dachte sie, und er wird mich nur noch loswerden wollen. Aber zu ihrer
Überraschung ging Oliver mit ihr nicht zum Wagen, sondern in die entgegengesetzte
Richtung. Sie musste fast laufen, um mit ihm Schritt halten zu können. »Wohin
gehen wir?« fragte sie etwas atemlos.
Oliver verlangsamte sein Tempo. »Wir gehen ein bisschen spazieren.«
»Das ist eine gute Idee.« Vielleicht bereut er es ja doch nicht, überlegte sie weiter.
Aber
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